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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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»Na, du bist ja ein ganz schlimmer Finger! Zwei gleichzeitig! Erst deine heimliche Verehrerin und jetzt Rochelle. Da fragt man sich doch, wer wohl die Nächste sein wird.«
    »Meine heimliche Verehrerin?«
    »Diese hübsche kleine Blondine, die uns zum Auto gefolgt ist. Sag nicht, du hast sie nicht gesehen … Vorsicht, Danny! Wir wollen doch nicht, dass du dir in unserer Küche die Finger abhackst!«
    Ich betrachtete meinen linken Zeigefinger. Erst dachte ich, ich hätte mich überhaupt nicht geschnitten. Doch dann quoll das Blut hervor, erst als feste Kugel, dann rann es über meine Fingerspitze. Ich trat ans Waschbecken, um es abzuspülen. Julian reichte mir ein Geschirrhandtuch, damit ich es auf die Wunde hielt. »Ich kann nicht fassen, dass du sie gar nicht bemerkt hast«, sagte er.
    »Woher weißt du, dass sie nicht deine heimliche Verehrerin war?«, erwiderte ich.
    »Sie hatte nur Augen für DI-HI-HICH«, sang Julian ziemlich falsch. »Schade. Mir gefiel sie auch.«
    »Außerdem … hast du nicht gesagt, Rochelle wäre Toms Freundin?«
    »Tatsächlich? Habe ich das gesagt?« Er blickte zu Boden.
»Raus mit dir, Mehitabel!«, rief er. Eine pechschwarze Katze mit funkelnden Augen strich um unsere Beine, auf der Suche nach einer passenden Stelle, um auf den Tresen zu springen. Erschrocken wich sie zurück. Sie legte sich auf den Boden und gab ein kraftloses Jaulen von sich. »Das ist Mehitabel«, erklärte mir Julian. »Die Katze.«
    »Mehitabel, die Katze?«
    »Mehitabel. Die Katze.«
    »Wo kommt dieser Name noch her?«, fragte ich. Irgendwo hatte ich »Mehitabel, die Katze« schon mal gehört. Aber ich kam nicht darauf.
    »Aus der Bibel, glaube ich.« Julian widmete sich wieder seinen Frühlingszwiebeln. Die Katze wollte sich aufrichten – »Runter, Mehitabel! «  – und legte sich wieder hin, fauchte beunruhigend, drückte erst ihren Kopf und dann den Bauch und ihr Hinterteil an den Boden. In dieser Haltung funkelte sie erst Julian an und dann mich. »Ich hab’s vergessen«, sagte er. »Hast du die Bibel gelesen? Wer war noch Mehitabel?«
    »Als ich klein war, hab ich die Bibel gelesen. Dann habe ich aufgehört. Jetzt hab ich wieder angefangen. Aber ich bin bisher auf keine Mehitabel gestoßen. Ich glaube, der Name kommt von irgendwo anders her, aus einem anderen Buch …«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Wieso hast du wieder angefangen, die Bibel zu lesen? Du wirst uns doch wohl nicht religiös werden, oder?«
    »Nein. Es geht mir nicht um Religion. Eher um Geschichte … woher wir kommen.«
    Und warum die hübsche kleine Blondine meine heimlich Verehrte bleiben musste. Wieso ich niemals mit Rosa ausgehen konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte, wieso ich niemals mit ihr herumknutschen konnte, wie alle anderen in unserem Alter auch. Die Bibel und ihre Geschichte hatten mich verändert.
Die anderen waren Nichtjuden, Schicksen. In der Bibel würde ich vielleicht eine Antwort darauf finden, wie es dazu gekommen war.
    »Und die Räder des Hesekiel«, sagte Julian, was mich davon überzeugte, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wovon ich redete. »Hesekiel sah das Rad«, sang er. »Hoch in der Mitte der Luft. Na, wenn das keine UFO-Sichtung war, dann weiß ich auch nicht … Oh-oh. Da kommt sie schon wieder.«
    Die Katze war in Bewegung. Sie trottete zu Julian, dann blieb sie stehen und drückte sich an sein Bein. Er schob seine Schuhspitze unter ihren Bauch, hob sie leicht an und ließ sie ein, zwei Meter durch die Luft fliegen. Sie jaulte laut auf und wetzte aus der Küche. »Wenn sie das probiert«, sagte er, »bleibt einem gar nichts anderes übrig.«
    »Ich hoffe nur, sie reißt mir mit ihren Krallen nicht das Hosenbein ab.«
    »Das würde sie vermutlich tun. Mehitabel ist mittlerweile anderthalb Jahre bei uns. Saß eines verregneten Abends vor der Tür, hungrig, dreckig, trächtig. Wir haben sie gefüttert, gebürstet, Abnehmer für ihre Kätzchen gesucht. Jetzt glänzt ihr Fell, sie ist wohlgenährt und erwartet schon wieder Nachwuchs. Zum fünften Mal. Gott weiß, woher sie die Kater hat. Und auch, was wir mit dem nächsten Wurf anfangen sollen.«
    »Warum lasst ihr sie nicht … wie heißt das Wort?«
    »Unfruchtbar machen?«, sagte er. »Sterilisieren?«
    »Ja, das meinte ich. Sterilisieren.«
    »Wie? Und die arme Mehitabel des größten Vergnügens im kurzen Leben einer Katze berauben? Wahrhaftig, Sir, welch herzlose Bestie Ihr doch seid. Nein, nein, da sind schon zwei Tomaten im

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