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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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der Flugscheiben lösen wollen – was wir zweifellos tun werden, wenn wir nur dranbleiben und die Idioten ignorieren, die uns auslachen –, dann durch wissenschaftliche Forschung und Analyse. Nichts anderes.
    Die Bilder stiegen heute Nachmittag in mir auf, als ich mit dem Schulbus nach Hause fuhr. Fast kam ich mir vor wie in einem Traum, aber ich weiß genau, dass ich wach war. Die Lieder der anderen Jungs, ihr Spott, ihr wieherndes Gelächter über Witze, die ich nicht so ganz verstand, umgaben mich wie Wasser eine Luftblase. Es war, als erinnerte ich mich an etwas, das ich schon lange wusste, woran ich jedoch seit Jahren kaum gedacht hatte.
    … Bilder oder vielleicht Empfindungen, die in meinem Kopf entstanden. Und während ich mich an der Erleichterung freute, dass ich nun doch nicht zermalmt werden würde, dachte ich gleichzeitig darüber nach, wie bemerkenswert es doch war, dass sich diese Scheibe, dieses außerirdische Flugobjekt, zu mir herabließ wie
eine Spinne an ihrem Faden, um dann mit meinem Verstand zu kommunizieren …
    Meine Mutter geht zu Bett. Ich höre sie durch die Wand zwischen ihrem Schlafzimmer und meinem.
    Das Objekt stieg auf, erhob sich wieder in den Himmel, schrumpfte zur Größe eines Silberdollars, den man auf Armeslänge hielt. Dann ein Vierteldollar. Dann zehn Cent. Es entfernte sich, setzte seinen Flug westwärts fort, bis es in der Ferne verschwand …
    Meine Hand hört auf zu schreiben, ganz von allein. Mein Verstand beobachtet nur sprachlos staunend, was geschieht. Ich lege meinen Füller weg. Ich weiß, ich kann es nicht erzwingen. Ich zücke meine Brieftasche, und da ist die Karte, versteckt hinter dem vorläufigen Führerschein, der gestern mit der Post kam.
    DIE UFO-FORSCHER
    Dem Mitglied _____________________________ werden hiermit alle erforderlichen Rechte gewährt.
     
    Unterschrift _____________________________
    Hauptquartier OR9-3781, OR8-0496
    Die erste Telefonnummer war meine. Die zweite – »ORegon 8-0496« – war früher mal Jeff Stollards. Ist sie immer noch, nur dass jetzt alles Ziffern sind. In der achten Klasse und im Sommer davor waren wir beste Freunde. Damals schrieben wir gemeinsam unser Referat über UFOs. Wir waren völlig fasziniert und sicher, dass wir so lange daran weiterarbeiten wollten, bis wir hinter das Geheimnis gekommen waren, um dann ein Buch darüber zu schreiben. Was sind UFOs? Wo kommen sie
her? Kommen sie, um uns zu helfen oder um uns zu erobern und zu vernichten? Ich suche immer noch nach Antworten. Jeff ist es inzwischen egal.
    Weihnachtsferien in der achten Klasse – kurz vor Sylvester 1963. Ich lief die anderthalb Meilen zu Jeffs Haus. Es hatte geschneit, war inzwischen aber sonnig und etwas wärmer, die Bürgersteige voller Schneematsch. Jeff und ich haben die Mitgliedskarten selbst gemacht, mit seiner Spielzeugdruckerei, und nach den Ferien haben wir unseren Club im Unterricht präsentiert. Rosa Pagliano kam schnurstracks auf mich zu und erklärte mir, dass sie mitmachen wollte. Mir. Nicht Jeff.
    Wo sie auch sein mag – ob sie die Karte noch hat, die ich für sie unterschrieben habe?
    Ich kann mir gut vorstellen, dass Jeff seine längst weggeworfen hat.
    Aber ich habe meine noch, geknickt und abgewetzt nach drei Jahren in der Brieftasche. Auf der Rückseite ist das Herz, das ich damals gemalt habe, ein Pfeil geht mitten hindurch. Darin steht DS & RP. Ich habe mir vorgenommen, die Karte diesmal umzudrehen, mir das Herz anzusehen und meine alten Träume wachzurufen. Ich kann nicht. Es tut noch zu weh.
    DS könnte Dummer Spinner bedeuten, aber auch Danny Shapiro.
    Ich wünschte, ich hätte meine Initialen komplett aufgeschrieben  – DAS.
    Das A  steht für Asher – der Großvater meiner Mutter, der noch in der alten Heimat gestorben ist. Deshalb lese ich die Bibel, damit ich den alten Mann verstehen kann, dem ich nie begegnet bin, und weil ich herausfinden will, wieso ich seinen Namen trage. Ich glaube nicht an Gott. Ich bete, wenn ich verzweifelt bin: Bitte, lieber Gott, mach, dass es für mich noch nicht
zu spät ist. Zu spät, um … normal zu sein. Um auf Partys eingeladen zu werden, Freunde zu haben und eine Freundin, um tief in mir zu spüren, dass ich nur ein halber Mensch war und jetzt ganz bin, ohne Hunger, ohne Durst …
    Das ist mein einziges Gebet. Ich greife nur selten zu solchen Mitteln. Ich weiß ja, dass keiner zuhört.
    Ich erforsche UFOs, weil sie – im Gegensatz zu Gott – real sind und man sie

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