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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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vielleicht war die Botschaft ja auch für mich gedacht. Und sie wurde genau in diesem Moment gesendet.
    Ich rannte zum Fahrstuhl.
     
    An der Gepäckausgabe von United Airlines war kein Mensch zu sehen, als ich dort ankam. Am anderen Ende der Halle sah ich einen Haufen Leute herumstehen, offenbar Passagiere eines TWA-Fluges, der gerade in Miami gelandet war. Sie warteten darauf, dass ihre Koffer zum Vorschein kamen. Doch das Förderband für United Flug 257 bewegte sich nicht mehr. Nur ein paar Gepäckstücke, die niemand abgeholt hatte, waren übrig. Zwei dunkelhäutige Männer hievten das Gepäck auf Karren und brachten es in irgendeinen Lagerraum. Beide trugen eine Uniform, die sie als Flughafenarbeiter auswies – schwarze Jacken und Hosen, schwarze Krawatten, schwarze Mützen.
    Mussten wohl Kubaner sein. Castro-Flüchtlinge.
    Ich beugte mich vor und sah mir die Taschen näher an, die noch auf dem Laufband standen. Die Beleuchtung war eher trübe, aber an einem Namensschild, das mit einer kleinen Kette am Griff eines himmelblauen Koffers befestigt war, konnte
ich den Namen Rochelle Perlmann ausmachen. Darunter stand eine Adresse in Bala Cynwyd, Pennsylvania. Und eine Telefonnummer mit der Vorwahl von Philadelphia.
    Ich blickte auf. Durch die große Scheibe der Gepäckausgabe sah ich mindestens vier Taxis am Bordstein stehen, die vermutlich auf die TWA-Passagiere warteten. Ich konnte den Koffer an mich nehmen. Ich konnte mit dem Taxi zum Hotel fahren. Dort konnte ich auf Julian warten. Vielleicht hatte Rochelle eine Nachricht für uns im Koffer hinterlassen, eine Erklärung, wieso sie den Flug 257 nicht genommen hatte. Ich hob den Koffer an und machte mich auf den Weg zum Ausgang.
    »Hey!«
    Ich blieb stehen und sah mich um. Einer der Gepäckarbeiter kam auf mich zu und grinste freundlich. Er war ein großer, kräftig gebauter Mann mit strammem Wanst und großem, pockennarbigem Gesicht.
    »Ist das dein Koffer, Kleiner?«
    Ich betrachtete den Koffer, den ich in der Hand hielt. »Ich glaube schon«, sagte ich.
    »Irgendwie ’ne komische Farbe für einen Mann, findest du nicht?«
    Wieder betrachtete ich den Koffer, diesmal etwas länger. »Ja«, sagte ich. »Das könnte man vielleicht so sehen.«
    Sein Grinsen wurde breiter. Er wirkte, als würde er gleich loslachen. Ich machte mich bereit mitzulachen.
    »Wie heißt du, Kleiner?«
    Er war mindestens vierzig Jahre alt. Trotzdem kam ich mir vor, als stünde ich im Sportunterricht vor einem Schlägertypen, der seine Freunde um sich versammelte, um mich aus den üblichen, schwachsinnigen Gründen zu verhöhnen.
    »Albert Bender«, sagte ich.

    »Hast du einen Abholschein für diesen Koffer?«, hörte ich eine Stimme von links.
    Ich drehte mich um und sah den anderen Gepäckarbeiter  – klein, drahtig, Hasenzähne. Ich stellte den Koffer ab und durchsuchte mit großer Geste meine Taschen.
    »Ich kann ihn nicht … ich kann ihn nicht … kann ihn nicht finden«, stammelte ich. »Anscheinend habe ich ihn liegen lassen …«
    »Anscheinend hast du ihn im Flugzeug liegen lassen«, sagte der pockennarbige Mann. »Stimmt, oder? Du hast ihn im Flugzeug liegen lassen.«
    »Ja«, erwiderte ich. »Ich habe ihn im Flugzeug liegen lassen.«
    »Sehen wir uns den Koffer doch mal an«, sagte der mit den Hasenzähnen.
    Weder er noch das Narbengesicht hatte einen kubanischen oder auch nur einen Südstaaten-Akzent. Aus der Nähe betrachtet hatten sie beide nichts Latinomäßiges an sich, von der dunklen Haut mal abgesehen. Die Farbe wirkte seltsam künstlich, als hätten sich beide aus einem mir unerfindlichen Grund braun angemalt.
    »Auf dem Gepäckanhänger steht Rochelle Perlmann «, verkündete der mit den Hasenzähnen. »Da steht nichts von Albert Bender. Sag mal, Al, was hast du mit Rochelle Perlmanns Koffer vor?«
    »Rochelle ist meine Schwester«, sagte ich.
    »Deine Schwester?«
    »Meine Schwester. Ich hole den Koffer für sie ab.«
    »Wieso kann deine Schwester ihren Koffer nicht selbst abholen?«
    Ich überlegte, ob ich ihnen erzählen sollte, dass sie schon zum Auto gegangen war und mich gebeten hatte, den Koffer für sie zu holen. Doch dann würden die beiden vielleicht darauf
bestehen, dass ich sie zu ihr brachte, oder mit mir darauf warten, dass sie mit dem Auto vorfuhr. »Sie hat ihren Flug verpasst«, sagte ich. »Ich sollte sie abholen, aber sie hat den Flug verpasst. Anscheinend hat es ihr Gepäck an Bord der Maschine geschafft, sie aber nicht.«
    »Ich dachte, du

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