Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
sagtest, du hättest den Abholschein im Flugzeug gelassen«, sagte das Narbengesicht sanft.
»Hab ich? Das habe ich gesagt? Ich … ich …«
»Jetzt hört es sich eher danach an, als wärst du gar nicht im Flugzeug gewesen«, sagte er.
»War ich … war ich … ich hab nur was verwechselt. Ich war wohl nur durcheinander.«
»Durcheinander«, sagte das Narbengesicht. Er schien darüber nachzudenken. »Du bist ein ziemlich nervöser Junge, Al«, sagte er. »Weißt du das?«
»Von woher kam deine Schwester denn?«, fragte der mit den Hasenzähnen.
»Albuquerque«, antwortete ich. »New Mexico.«
»Wir wissen, wo Albuquerque liegt«, sagte das Narbengesicht. »Wir arbeiten schon unser Leben lang auf Flughäfen.«
»Was ich nicht verstehe«, sagte der mit den Hasenzähnen, »ist, wie eine Lady namens Rochelle Perlmann dazu kommt, die Schwester von einem Typen namens Albert Bender zu sein. Wie passt das zusammen, Al?«
»Sie ist verheiratet«, antwortete ich.
»Verheiratet«, sagte das Narbengesicht.
»Mit Fred Perlmann«, sagte ich. »In Philadelphia. Seit zwei Jahren ungefähr. Und jetzt kommt sie aus New Mexico, um … die Familie zu besuchen.«
»Deine Familie lebt hier in Miami, hm?«, sagte das Narbengesicht.
»Das stimmt«, erwiderte ich.
»Wie ist eure Adresse?«
»2208 Orlando Avenue«, sagte ich.
Das war die Adresse unseres Hotels, die einzige Adresse, die ich in Miami kannte. Der mit den Hasenzähnen holte ein Notizbuch aus der Tasche und schrieb mit fiesem Kichern etwas auf. Ich merkte, dass ich gerade den nächsten Fehler begangen hatte.
»Was macht dein Schwager denn so?«, fragte das Narbengesicht. »Was arbeitet er, meine ich? Oben in Philadelphia …«
»Er ist Anwalt.«
»Ein Anwalt in Philadelphia!«, sagte das Narbengesicht. Er schnaubte ein seltsames Lachen hervor. »Das passt ja richtig. Zu seinem Namen, meine ich.«
»Er scheint mir ein Anhänger des hebräischen Glaubens zu sein«, sagte der mit den Hasenzähnen. »Liege ich damit richtig, Al?«
»Ja«, antwortete ich. »Damit liegen Sie richtig.«
»Mal ehrlich«, sagte das Narbengesicht. »Stört es dich nicht ein bisschen? Dass deine Schwester einen von denen geheiratet hat?«
»Nein«, erwiderte ich. »Warum sollte es?«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte das Narbengesicht. »Weil es viele Leute stören würde. Du bist ein echter Liberaler. Das respektiere ich.«
»Mich würde es höllisch stören«, sagte der mit den Hasenzähnen.
»Ja, das sieht dir ähnlich«, erklärte das Narbengesicht. »Aber Al ist nicht wie du. Er ist liberal. Und damit hat er auch recht! Die Juden, die sind genau wie alle anderen auch. Stimmt’s nicht, Al?«
»Ja«, sagte ich. »Das stimmt.«
»Scheiß drauf«, sagte der mit den Hasenzähnen. »Ich möchte mir diesen Koffer mal näher ansehen.«
»Gute Idee«, sagte das Narbengesicht. »Gehen wir doch alle runter in unser Büro. Da haben wir besseres Licht. Al kann sich hinsetzen und ein bisschen ausruhen. Keine Sorge wegen des Koffers, Al, den nehme ich. Was hast du da für ein Buch?«
Ich gab ihm Das Buch der Verdammten. Er sah sich den Titel an, als wir losgingen. Er wirkte überrascht. »Gutes Buch?«, fragte er.
»Ich glaube schon«, sagte ich.
»Das Buch der Verdammten. Dabei geht es um dich, oder?«
Ich muss wohl stehen geblieben sein. Das Narbengesicht schob mich sanft am Arm, damit ich weiter den langen weißen Korridor hinunterging.
»Kleiner Scherz«, sagte er. »Ich sollte das Buch mal lesen. Bin immer auf der Suche nach gutem Lesestoff. Es erweitert den Horizont, stimmt doch, oder, Al?«
KAPITEL 14
Wir bogen um eine Ecke nach der anderen, liefen durch ein Labyrinth identischer Korridore. Ich versuchte, Ruhe zu bewahren und mir den Weg zu merken. In den Gängen war weit und breit kein Mensch. Die TWA-Passagiere waren schon lange weg. Mir schien es, als würde sich außer uns niemand mehr im Terminal befinden.
Sie führten mich in ein kleines Büro. Es war fast kahl, bis auf einen Aktenschrank in der Ecke und einen verschrammten braunen Schreibtisch an der Wand. Neonröhren summten. Ein dritter Mann in schwarzer Uniform saß hinter dem Schreibtisch
auf einem Holzstuhl. Seine Haut hatte die gleiche merkwürdige braune Färbung wie die der anderen.
»Hey, Corky!«, sagte das Narbengesicht. »Wir haben hier einen jungen Burschen. Haben ihn erwischt, als er mit einem fremden Koffer verschwinden wollte. Angeblich gehört er seiner Schwester.«
Corky stand auf und schob
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