Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
den Stuhl vom Schreibtisch weg. Das Narbengesicht legte den Koffer auf den Tisch, und ich platzierte Das Buch der Verdammten daneben. Das Narbengesicht deutete auf den Stuhl. »Asseyez-vous, Al«, sagte er gastfreundlich.
Ich zögerte.
»Du sprichst kein Französisch, was?«, sagte er. Er nahm mich bei den Schultern und stieß mich grob auf den Stuhl. Dieser rutschte ein Stück rückwärts, als ich darauf landete. Der Mann baute sich vor mir auf.
»Kommen wir zur Sache«, sagte er. »Lass mal sehen, ob du dich ausweisen kannst.«
»Ich habe meinen Führerschein dabei«, sagte ich und stand auf. »Den werde ich Ihnen gern zeigen. Aber vorher möchte ich, dass Sie sich ausweisen.«
»Na klar«, sagte das Narbengesicht liebenswürdig. Und blieb regungslos stehen – ein, zwei Sekunden lang.
Ich bemerkte nicht, dass er ausholte. Möglicherweise sah ich kurz, wie seine große, harte Hand auf mich zukam. Mein Kopf flog scharf nach rechts. Brennender Schmerz breitete sich in meinem Gesicht aus. Benommen sank ich zurück. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich die Augen wieder öffnen konnte.
Alles war verschwommen. Meine Brille war weggeflogen. Jemand fesselte meine Hände hinter dem Stuhl fest, mit Draht. »Schluss mit lustig, Al«, sagte das Narbengesicht. »Wenn du Zeigst du mir deins, zeig ich dir meins spielen willst, hättest du
das draußen bei der Gepäckausgabe tun sollen.Wo Leute sind, die dich hören können, wenn du schreist.«
»Wo hast du deine Brieftasche?«, fragte Corky hinter mir. »Vergiss es, da ist sie ja. Verdammt, sitzt die fest.« Er schob seine Finger in meine hintere Hosentasche. Ich versuchte, mich ihm zu entwinden. »Nein, nein«, sagte er. »Du brauchst nicht aufzustehen. Ich hab mein Messer dabei.«
Klick! Ich spürte, wie der Stoff erst stramm gezogen und dann abgeschnitten wurde. Ich presste meine Oberschenkel fest zusammen. Meine Brieftasche flog durch die Luft. Das Narbengesicht fing sie auf.
»Schon erledigt«, sagte Corky. »Ging ganz einfach. Du hättest dein Gesicht gar nicht so verziehen müssen, oder?«
»Wir haben dir doch nichts getan … noch nicht«, sagte der mit den Hasenzähnen.
»Hey, was sagt man dazu!«, rief das Narbengesicht. »Das ist gar nicht Als Brieftasche. Die gehört einem gewissen Daniel Shapiro. Offenbar aus Pennsylvania.«
»Ich wette, das ist auch ein Schwager von Al«, sagte der mit den Hasenzähnen. »Ich wette, er hat zwei Schwestern, und beide sind mit Juden verheiratet. Dann hat Al diesem Shapiro die Brieftasche geklaut. Hast wohl gedacht, da ist viel Geld drin, was, Al?«
»Hey, Al, weißt du was?«, sagte das Narbengesicht. »Dein Schwager ist erst dreizehn Jahre alt. Steht hier im Führerschein. Gleich neben dem Foto. Wenn das nicht der hässlichste Bengel ist, den ich je gesehen habe. Brillengläser wie Glasbausteine.«
»Du hast ’ne komische Familie«, sagte der mit den Hasenzähnen.
»Wo ist meine Brille?«, fragte ich.
»Da auf dem Boden«, sagte das Narbengesicht. »Da fällt mir
ein, wir müssen vorsichtig sein. Damit wir nicht versehentlich drauftreten. Wenn wir nicht aufpassen, meine ich.«
»Wieso hat dieser Junge einen Führerschein, wenn er erst dreizehn ist?«, fragte Corky.
»Wer weiß?«, sagte das Narbengesicht. »Vielleicht machen die das da oben in Pennsy so. Okay, Al«, fuhr er fort. »Hörst du mir zu? Corky wird ein kleines Spielchen mit dir spielen.«
Ich merkte, dass Corky mir seinen Arm um den Hals legte. Seine Hand packte mein Gesicht. Seine Finger zogen mein linkes Augenlid hoch und hielten es auf. Ich roch Benzin. Vor meinem Auge schimmerte etwas Metallisches, zu nah, als dass ich es genau erkennen konnte.
»Corky hat da eine Nadel«, sagte das Narbengesicht. »Er will mal sehen, wie nah er die Nadel an deinen Augapfel bringen kann, ohne ihn zu berühren. Er wird sich alle Mühe geben, aber du musst ihm dabei helfen, damit er ihn auch wirklich nicht berührt.«
»Nein«, sagte ich kraftlos. »Nein.«
Ich versuchte, meinen Kopf zurückzuziehen. Er war fest an Corkys Schulter eingeklemmt. Ich zuckte leicht hin und her. Der metallische Glanz folgte mir, ganz, ganz nah vor meiner Pupille.
Ich fing an zu schreien. Erst ein kurzes, lautes Jaulen, mehrmals, dann ein langes Heulen vor Angst und Entsetzen – wegen der Schmerzen und des Schmerzes, der noch kommen sollte, und der Blindheit, die darauf folgen würde. Für einen Zeitraum von – ich weiß nicht, wie vielen – Sekunden kam es mir vor, als
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