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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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singt ihr Lieder vor. Wir sehen nachher mal nach ihr, wenn wir aufgestanden sind. Das hat keine Eile.«
    »Jameela.« Ich dachte einen Moment darüber nach. »Was denkt Jameela über … unser kleines Mädchen? Hat sie was gesagt?«
    »Oh, ja. Sie liebt sie heiß und innig. Sie nennt sie meine kleine Sonderbare. Meine kleine Djinna. Dafür hält sie sie, Danny. Eine von den Djinn.«
    »Den Djinn?«
    »Oh, wie soll ich sagen? … den Anderen. Es sind keine Geister und auch nicht wirklich Dämonen, die meisten zumindest. Es gibt gute Djinn, die an den Koran glauben und versuchen, immer das Richtige zu tun. Dafür hält Jameela das Baby. Für eine gläubige Djinna.«
    »Vielleicht hat sie recht«, sagte ich. In dem Moment schien mir diese Erklärung für das Baby so gut oder schlecht wie jede andere, die mir einfiel. »Du sagst, sie singt ihr etwas vor?«
    »Die wundervollsten Wiegenlieder. Mit ihrem galiläischen Akzent. Jameela kommt aus Galiläa, gehört zu den Flüchtlingen von 1948. Dort sprach man ein anderes Arabisch, nicht dasselbe wie hier in Jordanien. Stundenlang höre ich zu, wenn sie singt, und verstehe trotzdem nur die Hälfte.«
    Sie gähnte. Sie streckte sich. Sie stützte sich auf eine Hand.
Ihre großen weichen Brüste schwebten über mir. Im Morgenlicht wirkte ihre Haut fast durchscheinend. Ein hellroter Streifen lief um ihren Hals und auf ihre Brust hinab. Ich vermutete, dass sie normalerweise eine Kette mit einem Anhänger trug, unter ihren Kleidern, zwischen ihren Brüsten, und dass sie dagegen leicht allergisch war. Eines Tages wollte ich sie fragen, was es war, aber erst wenn ich nach den tausendundein anderen Dingen gefragt hatte, die ich schon so lange wissen wollte.
    »Es ist schön, mit dir hier so zu liegen«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe seit Jahren nicht mehr so fest geschlafen.«
    »Ich auch nicht.«
    »Aber ich glaube, wir sollten lieber mal aufstehen. Wir haben heute noch viel vor. Ich muss dir ein paar Sachen zum Anziehen geben und vor allem einen Rasierer …«
    »Das wäre bestimmt gut«, sagte ich. »Es sei denn, ich wäre für die Leute immer noch unsichtbar.«
    »Dann ab zum Augenarzt, damit du eine neue Brille bekommst. Das ist kein großer Umweg. Er ist nur einen Block von Dr. Talibi entfernt. Und wir gehen zu Dr. Talibi. Natürlich, um über sie zu reden. Aber auch über dich. Du bist nicht gerade in bester Verfassung, oder?«
    »Nein, wohl nicht.«
    »Dein Fuß könnte ein Antibiotikum vertragen. Und … und … gibt es da noch was, bei dem ein Arzt hilfreich sein könnte?«
    »Vielleicht die Splitter in meinem Nacken. Die Männer haben die Heckscheibe des Wagens zerschossen, als sie hinter mir her waren«, erklärte ich, als sie mich verdutzt ansah. »Ein paar Splitter haben mich im Nacken getroffen.«
    »Armer Danny. Du hattest es nicht leicht. Dreh dich mal um, ja?«
    Ich legte mich auf den Bauch. Ich spürte ihre Berührung,
ganz sanft, in meinem Nacken und zuckte in Erwartung des Schmerzes. Doch da kam nichts.
    »Tut das weh?«, fragte sie.
    »Überhaupt nicht. Fühlt sich sogar ziemlich gut an.«
    »Da ist nur noch Narbengewebe.« Sie streichelte mich weiter, und die angenehme Wärme breitete sich von meinem Nacken über den ganzen Körper aus. »Vergiss nicht, dass es schon drei Jahre her ist.«
    »Ich kann es gar nicht vergessen. Ich habe es ja nie gewusst.«
    Konnte ich ihr erklären, was es bedeutete, an einem Ort ohne Zeit zu sein? Oder wusste sie es schon? Sie beugte sich über mich, strich mit der offenen Hand von meinem Hinterkopf bis hinunter zum Ende meiner Wirbelsäule.
    »Es fühlt sich sehr gut an«, sagte ich.
    Ich wandte mich um, umfasste ihren Hinterkopf und richtete mich halb auf. Sie öffnete den Mund, als ich sie küsste. Lächelnd sank sie neben mich. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie ihre Schenkel hob, mich in die Hand nahm und mir den Weg wies.
    »Oh, wie schön …«, sagte sie. Ihre Stimme bebte leicht. »Oh, Baby  …«

KAPITEL 28
    Noch am selben Nachmittag.
    Wir saßen Seite an Seite auf einer dicken Kalksteinplatte, die ohne Weiteres auch ein kleines UFO hätte sein können. Die Sonne brannte auf Stein und Gras, und Rochelle und ich saßen im Schatten der Gräber.
    Und sie erzählte mir ihre Geschichte.

     
    »Als wir sie das erste Mal sahen«, sagte sie, »wollten sie trampen. An der Straße von Roswell nach Corona … so etwa zehn, zwölf Kilometer außerhalb der Stadt. Ich konnte mir überhaupt nicht erklären, wie sie da

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