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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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gereizt.
    «Tut mir leid.» D.D. versuchte, Fassung zu bewahren. Sie beugte sich vor und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange, auch ihrem Vater. Dann aber wandte sie sich an Alex, denn seine Miene war leichter zu ertragen. «Es gab wieder eine Schießerei», informierte sie ihn.
    «In derselben Sache?»
    «Scheint so. In der Nähe von Copley, nicht weit von hier. Immerhin.»
    «Ich verstehe nicht recht», beschwerte sich ihre Mutter.
    «Wir haben eine Mordserie aufzuklären. Der Täter hat wieder zugeschlagen. Ich muss gehen.»
    «Aber … aber … du bist doch gerade erst gekommen.»
    «Wie’s scheint, nimmt der Täter darauf keine Rücksicht.»
    «D.D. Warren …»
    «Mutter.» D.D. hob eine Hand und bemühte sich um eine neutrale Tonlage. «Ich weiß zu schätzen, dass ihr den weiten Weg von Florida auf euch genommen habt, obwohl euch Boston nicht gerade gefällt, schon gar nicht zu dieser Jahreszeit. Aber … ich habe einen Job. Ich bin nicht nur Detective, sondern Chefermittlerin, das heißt, ich trage Verantwortung.»
    Roy ergriff die Hand seiner Frau, um sie zu beruhigen. «Kommst du zurück?»
    Seine Stimme klang zittrig, was ihr früher nie aufgefallen war. Und als sie ihn jetzt von der Seite betrachtete, sah sie, dass seine Haut welk geworden und unter dem Kinn erschlafft war. Auf den Händen zeigten sich Altersflecken. Sie erinnerte sich an sein Alter. Achtundsiebzig. Ihre Eltern waren beide achtundsiebzig. Zwar noch keine Greise, aber wie oft würden sie noch imstande sein, von Florida nach Boston zu reisen? Wie viele Jahre blieben ihnen noch, um Tochter und Enkelsohn sehen zu können?
    «Wahrscheinlich nicht mehr zum Abendessen», flüsterte sie.
    «Also sehen wir uns dann morgen.»
    «Wir könnten zusammen frühstücken oder uns in meiner Mittagspause treffen, wenn ihr wollt.»
    «Ich verstehe das nicht», warf ihre Mutter schnippisch ein. «Es ist sieben Uhr, du kommst gerade von der Arbeit, musst wieder weg, und es fällt dir nichts Besseres ein, als uns zum Frühstück einzuladen.»
    «Willkommen im Bostoner Morddezernat.»
    «Was ist mit Jack? Du hast ein Kind. Wer kümmert sich darum?»
    D.D. hatte ihren Sohn noch nicht begrüßt. Sie hatte ihren Eltern einen Kuss gegeben, ein paar Worte mit Alex gewechselt, aber ihr Baby …
    Sie beugte sich über den Kindersitz. Jack schlief und bekam von dem Familiendrama nichts mit. Seine Lippen waren wie zu einer kleinen Rosenknospe gespitzt; die Händchen lagen zu Fäusten geballt auf dem blau gekleideten Bauch. Ihm war ein neues Lätzchen um den Hals gebunden worden, auf dem geschrieben stand: «Jemand in Florida liebt mich.»
    D.D. schaute ihre Eltern an. «Das ist hübsch. Danke.»
    Ihr Pager piepte wieder. Sie schloss die Augen und spürte, wie an ihr gezerrt wurde.
    «Geh», sagte Alex leise. «Und mach dir keine Sorgen. Ich vertrete dich.»
    «Ich bin dir was schuldig», hauchte sie ihm über das schlafende Kind hinweg zu.
    Er nickte und verriet mit seiner etwas angestrengten Miene, dass er mit dem Charme ihrer Eltern bereits Bekanntschaft gemacht hatte.
    D.D. drückte dem Säugling einen Kuss auf die Stirn, nahm den Duft von Babypuder wahr und spürte das seidene Haar. Eigentlich hat Ma recht, dachte sie. Wieso bleibe ich nicht einfach?
    «Bis morgen», hörte sie sich stattdessen sagen.
    Sie eilte durchs Restaurant und wappnete sich sowohl gegen die Kälte als auch gegen ihr schlechtes Gewissen.

    Der Copley Square lag nur ein paar Meter Luftlinie entfernt, doch im Bostoner Verkehr und auf den winterlichen Straßen, die ein Mix aus leichtem Schnee und Eis gefährlich glatt machte, brauchte D.D. für wenige Meilen fast eine Dreiviertelstunde. Endlich am Ziel, stellte sie ihren Crown Vic hinter mehreren Streifenwagen am Straßenrand ab, ohne sich um das Halteverbot zu scheren.
    Detective O wartete bereits auf sie.
    Auch sie schien für den Feierabend etwas anderes geplant zu haben. Sie hatte ihr dunkles Haar in Locken gelegt und hoch aufgetürmt, den exotischen Schnitt ihrer Augen mit Kajal nachgezogen und einen dunkelroten Lippenstift aufgelegt. Unter dem langen schwarzen Wollmantel trug sie ein knielanges Kleid, passend zu den schwarzen Lederstilettos. Sie wirkte weicher, runder, femininer. Für D.D. ein unmöglicher Look, doch irgendein Mann da draußen hatte sicher großen Gefallen an ihr gehabt.
    Die junge Frau bemerkte ihre musternden Blicke und sagte: «Das beste Verhütungsmittel ist und bleibt der Polizei-Pager.»
    «Da ist was

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