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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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dachte sie, fand ihn aber immer noch verflixt gutaussehend.
    Sie schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein.
    «Du hast doch heute frei, oder?», murmelte er und nahm die Tasse entgegen.
    «Ja. Allerdings warte ich auf einen Anruf der Kriminaltechnik. Könnte sein, dass wir kurz vor der Aufklärung unseres Falls stehen.» Sie füllte auch ihre Tasse wieder.
    Er hob eine Augenbraue. «Ich dachte, du wolltest deinen Kaffeekonsum reduzieren.»
    «Ja, aber manche Ermittlungen verlangen einfach eine stärkere Dosis.»
    Alex, der selbst von morgens bis abends Kaffee in sich hineinschüttete, widersprach nicht.
    Er setzte sich an den Tisch. D.D. servierte ihm das Frühstück, was selten genug vorkam, weil die Küche Alex’ Domäne war. Noch so eine hübsche häusliche Szene, dachte D.D. Gestern Abend war es das Bild von Mutter und Kind, jetzt saßen Mann und Frau einträchtig beieinander.
    Es ärgerte sie, dass ihre Mutter recht behalten könnte.
    Sie aßen in einvernehmlichem Schweigen. Alex las danach Zeitung und versuchte sich am Kreuzworträtsel. D.D. kramte in der Küche, spülte, trocknete ab und stellte das Geschirr in den Schrank. In ihrem Kopf arbeitete es. Sie ahnte, dass er etwas ausbrütete, wusste aber nicht, was.
    Um halb acht war auch Jack zur Stelle. Alex fütterte ihn, während sie duschte. Gegen acht entschied sie, dass es noch zu früh war, um ihre Eltern anzurufen. Sie checkte ihr Handy und den Anrufbeantworter im Büro. Immer noch keine neuen Nachrichten.
    Charlene Grants Schicht würde zu Ende sein. Sie würde nach ihrer 22er suchen und sie nicht finden. Wahrscheinlich ahnte sie, wer dahintersteckte. Oder aber sie war so sehr auf das heutige Datum, den Todestag ihrer Freundinnen und die ihr drohende Gefahr fixiert, dass ihr die Polizei nicht in den Sinn kam. Vielleicht geriet sie allmählich in Panik.
    Was tat man am letzten Tag seines Lebens? Ein Nickerchen halten, um für den Showdown wach zu sein? Einen hübschen Typen aufreißen, um ein letztes Mal Sex zu haben? Sich mit Süßigkeiten und Fastfood vollstopfen?
    Freunde und Bekannte anrufen, um sich von ihnen zu verabschieden?
    Aber Charlene hatte keine Freunde, nur ihre Tante Nancy und einen streunenden Köter.
    Rosalind Grant. Carter Grant. Zwei tote Geschwister.
    In ihrem Kopf arbeitete es weiter.
    Gegen neun war Jack gefüttert und frisch gewickelt. Der Tag konnte beginnen. Ein letzter Check von Handy und Anrufbeantworter. Nichts.
    D.D. raffte sich auf und rief ihre Eltern an, um sie zu sich nach Hause einzuladen. Alex erklärte sich bereit, sie vom Hotel abzuholen, denn sie hatten auf einen Mietwagen verzichtet, weil ihnen der Bostoner Verkehr unheimlich war. Sie wohnten doch in Waltham, hatte D.D. einwenden wollen, nicht in Boston. In Boston Auto zu fahren war ein Kampfsport, vergleichbar mit Sumo-Ringen. Die größten, aggressivsten Fahrzeuge siegten. Waltham hingegen war ein verschlafener Vorort. D.D. seufzte und nahm sich zum x-ten Mal vor, Jack, wenn er einmal größer und sie selbst alt war, mit solchen Zickereien zu verschonen. Insgeheim befürchtete sie aber, womöglich noch schlimmer zu sein.
    Sie steckte Jack in seinen BabyBjörn, saugte mit ihm an der Brust den Läufer im Flur und machte im Wohnzimmer Ordnung.
    Die Wände könnten mal einen frischen Anstrich gebrauchen, und vielleicht wäre bei der Gelegenheit ein neuer Bezug für Alex’ verschossenes blaues Junggesellensofa fällig. Auch die Dielenböden müssten neu abgezogen werden. Darauf würden sich ein paar hübsch gemusterte Webteppiche gut machen. Außerdem fehlte ein grüner Klecks, was mit einer schönen großen Topfpflanze zu beheben wäre. Ganz zu schweigen von den Fenstern, die dringend neu lackiert werden mussten.
    Als sich D.D. schließlich dabei ertappte, auch noch die Tapeten wechseln zu wollen, rief sie sich zur Räson. Schluss mit dem Firlefanz. Sie schaltete den Staubsauger aus. Um Himmels willen, sie war Detective D.D. Warren. Sie klärte Mordfälle auf und beschäftigte sich nicht mit Schonbezügen.
    Viertel vor zehn. Statt länger auf Nachrichten zu warten, rief sie im Labor an. Jon Cassir antwortete nicht. Sie sprach ihm aufs Band. Anschließend schaukelte sie Baby Jack noch ein wenig durch die Wohnung.
    Detective O hielt Charlie für den gesuchten Killer. Ihrer Theorie nach übte sie Selbstjustiz, um sich für die Hilflosigkeit ihrer von Missbrauch geprägten Kindheit zu entschädigen und sich an einer Mutter zu rächen, die ihre Kinder gequält und sogar

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