Der Tag, an dem du stirbst
kannte nur das Ergebnis.
«Vielleicht besitzen Sie zwei Waffen», erwiderte D.D.
«Nein, nur meine Taurus mit Rosenholzgriff, für die ich auch einen Waffenschein habe.»
«Beweisen Sie das.»
«Sprechen Sie mit J.T. Dillon, meinem Schießtrainer. Er hat mir vor einem Jahr beim Kauf dieser Pistole geholfen und mich seit zwölf Monaten damit üben sehen.»
«Was nur beweist, dass Sie mindestens eine Waffe besitzen. Sie könnten auch eine zweite haben, eine mit gummiertem Griff.»
Es blieb eine Weile still in der Leitung. «Liegt nicht die Beweislast bei Ihnen?», fragte Charlene. «Werfen Sie einen zweiten Blick in den Bericht. Sind meine Fingerabdrücke auf der von Ihnen untersuchten Waffe? Nein. Sie können mir also nicht beweisen, dass ich diese Waffe in der Hand hatte und erst recht nicht, dass ich damit drei Männer getötet habe.»
«Vorschlag: Kommen Sie doch in die Zentrale, und wir regeln das.»
«Heute ist der 21. Januar. Meine Waffe ist verschwunden, und ich glaube, Ihre Kollegin will mir was unterjubeln. Ich werde mich hüten, auch nur in die Nähe der Polizeizentrale zu kommen.»
«Meine Kollegin?»
«Detective O. Sie hat mir die falsche Waffe untergeschoben. Und wahrscheinlich auch meine Taurus gestohlen.»
«Die mit dem Rosenholzgriff?»
«Exakt. Ich hatte sie gestern vor Dienstbeginn versteckt. Ich …» Sie stockte. D.D. konnte buchstäblich hören, wie fieberhaft die junge Frau nachdachte. «Nach der gestrigen Vernehmung war mir klar, dass Sie mich für verdächtig halten, dass Sie mich als Opfer nicht ernst nehmen und mir stattdessen eine Straftat unterstellen. Sie haben mir Angst gemacht. Umso weniger mochte ich auf meine Waffe verzichten. Weil ich sie bei der Arbeit nicht bei mir tragen darf, habe ich sie auf dem Parkplatz versteckt, in einem Schneehaufen. Ich glaubte, da wäre sie sicher aufgehoben.»
D.D. nickte. Detective O hatte sie darüber aufgeklärt.
«Aber als ich sie nach Feierabend wieder holen wollte, war sie weg. Dann … war über Funk zu hören, dass man per Haftbefehl nach mir fahndet, und zwar aufgrund eines Berichts der Ballistik. Also habe ich im Labor angerufen …»
«Wie bitte?»
«Ja, ich habe im Labor angerufen, mich als Detective O ausgegeben und nach Einzelheiten des Berichts gefragt. Als man mir die untersuchte Waffe beschrieb, war mir klar: Das ist nicht meine. Aber meine ist verschwunden. Kapieren Sie endlich?»
«Klären Sie mich auf», erwiderte D.D. beklommen. Sie schaute Phil an, der dem Gespräch mit weit aufgerissenen Augen zu folgen versuchte.
«Detective O hat dem Labor die tatsächliche Mordwaffe zur Untersuchung vorgelegt», sagte Charlene. «Eine 22er Taurus Halbautomatik mit gummiertem Griff. Und die gehört nicht mir, sondern Detective O. Die Tatwaffe war in ihrem Besitz. Sie hat diese Männer getötet, und jetzt versucht sie, mich dafür verantwortlich zu machen. Sie hat dafür gesorgt, dass ich jetzt, ausgerechnet heute, ohne Waffe dastehe, dem Mörder von Randi und Jackie schutzlos ausgeliefert, der gegen acht aufkreuzen wird. Und wenn ich tot bin, kommt Detective O mit drei Morden ungeschoren davon. Nein, mit vieren, denn an meinem Tod trägt sie dann zumindest eine Mitschuld.»
D.D. starrte auf die weiße Tafel. «Sie glauben also, Detective O habe diese Sexualstraftäter getötet.»
«Ja. Jedenfalls stammt die Tatwaffe von ihr. Sie hat geschossen, nicht ich.»
«Und dem jungen Zeugen hätte sie sich dann als Abigail zu erkennen gegeben?»
«Ja, um mich zu belasten.»
«Warum hat sie sich nicht mit dem Namen Charlene Rosalind Carter Grant oder Charlie vorgestellt? Warum als Abigail?»
«Abigail war meine Schwester.»
«Woher sollte Detective O das wissen?»
Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
«Irgendwann muss jeder sterben» , murmelte D.D. «Sei tapfer.»
«Wa-wa-was?»
«Wie ist das zu verstehen, Charlie?» D.D. hatte die Nachricht, die an allen drei Tatorten gefunden worden war, Charlie gegenüber bisher mit keinem Wort erwähnt. Die Inhalte einer solchen Botschaft gehörten zu den Dingen, die ein guter Ermittler für sich behielt und erst dann preisgab, wenn sich einer Verdachtsperson ein Geständnis damit entlocken ließ.
Jetzt hörte sie Charlie wie ferngesteuert flüstern: «Irgendwann muss jeder sterben. Sei tapfer, Kind. Sei tapfer.»
«Charlie?»
«Meine Mutter. Meine Mutter hat diese Worte zu mir gesagt.»
«Zu Ihnen, Charlie? Vielleicht auch zu Ihrer kleinen Schwester Abigail?»
«Oh,
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