Der Tag, an dem du stirbst
und sie dann ein bisschen bespaßen. Wenn du dich von der Arbeit nicht freimachen kannst, werden sie Verständnis dafür aufbringen müssen. Du isst dann mit uns zu Abend.»
«Das würden sie mir nie verzeihen.»
«Ach was. Du bist die Mutter ihres Enkelkindes. Und wenn er nicht gerade heult wie ein Brüllaffe, ist er das süßeste, anbetungswürdigste Geschöpf überhaupt. Bist du doch, oder?» Alex hob den Kleinen in die Höhe, warf ihn ein Stück in die Luft und fing ihn wieder auf.
Jack hörte zu weinen auf. Alex ließ ihn ein zweites Mal fliegen.
Jack landete in den Armen seines Vaters, hickste und befreite sich dann mit einem mächtigen Bäuerchen von der Luft, die ihm Magenkrämpfe beschert hatte. Dazu landete auf der Brust seines Vaters die gesamte Flüssigmahlzeit des Abends.
Alex rührte sich nicht.
«Na, immerhin weint er nicht mehr», sagte er schließlich.
D.D. eilte los, um ein Handtuch zu besorgen.
«Du bist der beste Vater der Welt», sagte sie, so sanft sie konnte. «Zum nächsten Vatertag wird dir Jack nicht nur eine, sondern zwei Krawatten schenken. Darauf kannst du dich verlassen.»
D.D. hatte Jack gerade wieder sauber gemacht und in sein Körbchen gelegt, als ihr Handy klingelte. Das Display verriet keine Nummer. Wer mochte sich so spät noch melden? Aus reiner Neugier nahm sie den Anruf entgegen.
«Detective D.D. Warren? Hier Special Agent Kimberly Quincy. Verzeihen Sie die späte Störung.»
«Oh», sagte D.D. «Kein Problem.»
«War den ganzen Tag unterwegs», sagte Kimberly knapp. «Hab Ihre Nachricht erhalten und wollte eigentlich erst morgen zurückrufen. Aber dann hat mich das Datum stutzig gemacht.»
«Nur noch zweieinhalb Tage bis zum Einundzwanzigsten», sprang D.D. ein.
«Genau. Es drängt also. Gibt’s was Neues?»
«Ich habe die dritte Freundin», antwortete D.D. «Charlene Rosalind Carter Grant. Ich glaube, Sie kennen die Frau.»
«Und ob.»
«Nun, ich habe sie jetzt auch kennengelernt. Wie gesagt, der Einundzwanzigste steht vor der Tür, und Charlie macht sich auf das Schlimmste gefasst. Sie will, dass ich die Ermittlungen leite, falls sie getötet wird.»
«Huch.»
«Nichts für ungut, Special Agent, aber ich habe seit zehn Wochen nicht mehr richtig durchgeschlafen. Ich hatte gehofft, vom FBI mehr zu hören als ‹Huch›.»
«Schwerer Fall?», fragte Kimberly.
«Neues Baby.»
«Junge oder Mädchen?» Ihre Stimme wurde wärmer.
«Junge. Laut, quengelig, aufgedreht und verdammt niedlich.»
«Ich habe zwei Mädchen», meinte Kimberly verständnisvoll. «Die Siebenjährige will jetzt unbedingt ein Handy haben. Die Vierjährige ein kleines Hündchen. Sind Sie sicher, dass Sie keine Hilfe brauchen? Ich könnte ganz kurzfristig nach Boston fliegen.»
D.D. lächelte. «Sie müssten mich eigentlich trösten mit den Worten, dass die ersten Wochen die schwersten sind. Dass Elternschaft von Tag zu Tag einfacher wird. Belügen Sie mich. Täte mir im Augenblick ganz gut.»
«Das Beste haben Sie definitiv noch vor sich. Ganz nebenbei: Lassen Sie zwei Stöpsel nie unbeaufsichtigt mit einem Springseil spielen, und wenn Ihr Mann so viel arbeiten muss wie meiner, sollten Sie sich ein extrabreites Bett kaufen, denn Ihr Alltag wird hauptsächlich in Ihrem Schlafzimmer stattfinden.»
«Normale Bostoner Wohnungen sind zu klein für extrabreite Betten. Und was hat es mit dem Springseil auf sich?»
«Meine Jüngste wurde, als sie zwei Jahre alt war, von ihrer älteren Schwester gefesselt, konnte sich aber zum Glück nach gut zehn Minuten selbst befreien. Daran trägt mein Mann die Schuld. Er ist begeisterter Pfadfinder und bringt den Mädchen Tricks bei, die unweigerlich dazu führen, dass Babysitter nie wiederkommen.»
«Was arbeitet Ihr Mann?»
«Mac ist bei der State Police.»
«Aha», sagte D.D. und zählte eins und eins zusammen. «Dann sind Ihre Töchter also Doppelagenten – fürs FBI und das Georgia Bureau of Investigation.»
«Das könnte vieles erklären», pflichtete ihr Kimberly bei.
«Mein Partner war früher auch Detective. Jetzt unterrichtet er Tatortanalyse an der Polizeiakademie. Ich schätze, wenn sich unser Jack das erste Mal die Knie aufschürft, wird er als Erstes an der Unfallstelle verdächtige Spuren sichern und erst dann zum Pflaster greifen.»
«Mac nimmt Eliza, unsere Älteste, mit auf den Schießplatz. Er behauptet felsenfest, sie habe bei ihren ersten Versuchen dreimal ins Schwarze getroffen. Manche Fähigkeiten sind offenbar tatsächlich
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