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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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buchst du nicht schnellstmöglich einen Flug und kommst zu mir?“, fragte er so selbstverständlich, als wären wir schon lange ein Liebespaar. Ja, wieso eigentlich nicht, dachte ich entspannt.
    „Ich komme morgen“, sagte ich schließlich, „wenn es für dich in Ordnung ist?“
    „Ruf mich an und sag mir, um wie viel Uhr ich dich vom Flughafen abholen soll“, erwiderte er und legte abrupt auf. Ich tat wie mir geheißen. Als ich am Flughafen ankam, rief ich ihn an, doch er ging nicht ans Telefon. Ich schrieb ihm mehrere SMS, auf die ich ebenfalls keine Antwort erhielt. Zum Glück hatte ich die Schlaftablettenpackung immer noch in meiner Hosentasche. Ich gab mir eine Stunde Zeit. Sollte Greg sich danach immer noch nicht gemeldet haben, würde ich in ein Hotel einchecken und die Nägel mit Köpfen machen. Vielleicht war es besser so. Wenigstens würde sich Avas Mutter nicht mit meiner Leiche herumplagen müssen. Doch, bevor ich meine deprimierenden, masochistischen Gedanken restlos auskosten konnte, sah ich ein Schild, auf dem mein Name in großen Buchstaben geschrieben stand: „David Lewis“. Ich bewegte mich auf den schmächtigen, dunkelhäutigen Mann zu, der dieses Schild erwartungsvoll hochhielt, und sagte: „Ich glaube, Sie warten auf mich! Ich bin David Lewis.“
    „Gott sei D ank, Mister Lewis!“, erwiderte er mit einem starken ausländischen Akzent, „endlich sind Sie da. Ich warte schon seit heute Mittag auf Sie, aber die verdammten Flüge hatten alle Verspätung. Alle heute, Sir. Nicht gut. Ich bringe Sie zu Mister Grantham, er wartet.“ Er nahm meinen Koffer und verstaute ihn im Kofferraum seines kleinen, unauffälligen Autos, bevor wir losfuhren. Die Fahrt schien ewig zu dauern, und ich nickte auf dem Hintersitz ein. Als der Fahrer mich weckte, war es bereits dunkel. „Wir sind da, Mister Lewis“, sagte er, als ich angestrengt versuchte, festzustellen, wo ich mich befand. „Sie steigen bitte aus, Mister Grantham wartet im Haus.“
    Ich erblickte die Umrisse einer Villa, groß, anmutig und imposant. Wie Greg. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, sah ich sie in ihrer vollen Pracht, und mir blieb beinahe der Atem weg. „Wow!“, flüsterte ich aufgeregt, während ich auf wackeligen Beinen zur Tür ging und die Klingel betätigte. Und dann sah ich ihn endlich. Das Objekt meiner heimlichen Begierde stand leibhaftig von mir und lächelte mich strahlend an.
    „David, endlich! Herzlich willkommen!“ Mein Herz pochte um die Wette mit meinem Unterleib, als ich in seine Augen blickte, die eine aufrichtige Freude ausstrahlten. Oh mein Gott, war es aufregend! Ich beglückwünschte mich zu der Entscheidung, ihn angerufen zu haben. „Nun, komm endlich rein!“, sagte er, „es ist kalt draußen.“ Als er die Tür hinter mir schloss und mir den schweren Koffer abnahm, wartete ich auf einen Begrüßungskuss. Oder zumindest auf eine zärtliche Umarmung. Doch Greg bewahrte eine höfliche Distanz, ganz der perfekte Gentleman. Natürlich, dämmerte es mir, er ist ein Mann mit Klasse und Niveau, völlig anders als die Männer, die du bis jetzt kanntest. Als er mir ein Zeichen gab, ihm zu folgen und mich in sein Wohnzimmer führte, betrachtete ich neugierig die Einrichtung. Sie stellte alles, was ich vorher gesehen hatte, in den Schatten. Aus jeder Ecke grinste mich höhnisch ein Reichtum an, den ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen auszumalen gewagt hätte. So etwas kannte ich nur aus dem Fernsehen. Jedes Detail stimmte, die Möbel, die Vorhänge, der dunkle Marmorboden… Selbst die kleinsten Accessoires waren perfekt ausgesucht und unterstrichen Gregs guten Geschmack. Träumte ich etwa oder befand ich mich tatsächlich im Domizil dieses faszinierenden Mannes, der in der letzten Zeit einzig und allein meine Gedanken und Träume beherrschte? „Nimm doch Platz, David, mach es dir gemütlich!“, forderte er mich auf. Ich setzte mich an seinen Esstisch. Schüchtern und unbeholfen. Wusste nicht, was ich mit meinen Händen tun sollte und faltete sie schließlich in meinem Schoß, so wie meine Mutter es mir einst beigebracht hatte. „Wie eine richtige Lady!“, hörte ich plötzlich ihre nervige Stimme, bevor ich die unangenehme Erinnerung abschüttelte. „Ich habe für dich gekocht, David“, sagte Greg stolz, „da ich dich in einem italienischen Restaurant kennen gelernt habe, gehe ich davon aus, dass du italienisches Essen magst?“, erkundigte er sich aufmerksam.
    „Ich liebe

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