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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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es“, lächelte ich ihn zögernd an und fügte bescheiden hinzu: „Es wäre doch nicht nötig gewesen, dass du so einen Aufwand machst!“
    „Oh, doch, es war nötig“, widersprach er mir und streichelte flüchtig meine Hand mit seiner, bevor er in die Küche ging. Mein Unterleib stand in Flammen. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich richtig verliebt. Er servierte uns Antipasti als Vorspeise, ein unglaublich schmackhaftes Nudelgericht als Hauptspeise, und zum Nachtisch gab es Panna cotta mit feiner Karamellsauce. Während des ganzen Dinners unterhielten wir uns angeregt. Über Gott und die Welt, über alles und nichts. Flirteten heftig miteinander, ich schüchtern und zögerlich, er selbstsicher und unheimlich charmant. Hielten hin und wieder Händchen wie verliebte Teenager. Ehe ich wusste wie mir geschah, merkte ich, dass Greg eine weitere Flasche Rotwein entkorkte. Die erste hatten wir bereits gemeinsam geleert. Plötzlich fiel mir auf, dass ich das Meiste davon getrunken hatte und fühlte mich beschämt. Greg schien meine Gedanken gelesen zu haben und sagte leise: „Entspann dich, David, mein Lieber.“ Seine Augen blickten direkt in die meinen, und ich empfand seinen Blick schon wieder als magisch. Hypnotisierend. Überwältigend. „Tu dir keinen Zwang an, betrink dich ruhig!“, schmunzelte Greg zärtlich. „Wir sind doch unter uns!“
    Auf einmal fühlte ich mich tatsächlich entspannt und war mir Gregs Zuneigung plötzlich so sicher, dass ich mich traute, mit ihm zaghaft zu kokettieren: „Aber nur, wenn du mittrinkst, Greg!“, sagte ich und stellte mein Weinglas demonstrativ zur Seite. Er lachte schallend und nippte an seinem Weinglas.
    „Zufrieden?“, fragte er sc hmunzelnd, als er das Glas leer trank. Ich nickte schweigend. „Bravo, David!“, lobte er mich. „Du musst völlig erschöpft von der Reise sein“, sagte er einschmeichelnd. „Heute Nacht wirst du in dem Gästezimmer schlafen, wo du dich ungestört von deinen Strapazen erholen kannst.“
    Ich nickte wieder brav und murmelte einen Dank, dabei fühlte ich mich bitter enttäuscht. Ich hatte mir von unserem ersten gemeinsamen Abend wahrhaftig etwas ganz Anderes erträumt. Er las schon wieder meine Gedanken.
    „Ich möchte, dass du richtig wach bist, David, ich meine, richtig wach. Dass du all deine Sinne völlig unter Kontrolle hast, wenn wir uns zum ersten Mal lieben“, flüsterte Greg hypnotisch, und ich bewunderte ihn auf’ s Neue. Ich war wahrhaftig dem Mann meiner Träume begegnet. Endlich! „Lass dich fallen, Liebling“, hörte ich seine sanfte Stimme, die meine Sinne umschmeichelte wie ein warmer Sommerregen. „Ich werde dir jetzt einen starken Drink mixen, damit du besser schlafen kannst.“ Ich schloss meine Augen und öffnete sie erst, als Greg mir sanft auf die Schulter klopfte. „Trink es aus, David!“, forderte er mich auf, „das wird dir gut tun!“ Ich tat schon wieder wie mir geheißen.
    Als ich aufwachte, sah ich nichts außer vollkommener Dunkelheit. Meine Kehle war trocken. Wo war ich? Ich wollte aufstehen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Bei dem zweiten Versuch, mich von der Stelle zu bewegen, explodierte er in einem Feuerwerk des Schmerzes. So einen Schmerz kannte ich bisher noch nie, er war grauenhaft, es gab keine Worte, um ihn zu beschreiben. Ich wollte schreien, doch meine Stimme gehorchte mir genauso wenig wie mein Körper. Lediglich ein schwaches Röcheln war zu hören. Ich musste träumen, es war ein Alptraum, ein wirklich schlimmer. Wach auf, David, sagte ich z u mir im Stillen, wach endlich auf! Ich bemühte mich, meine Augen zu öffnen, dabei stellte ich fest, dass sie bereits offen waren, wenngleich ich nichts sehen konnte. Derweil wurde mein Schmerz noch stärker, und ich fragte mich, wie so etwas möglich sein konnte, ohne dass ich ohnmächtig wurde. Ich schloss die Augen, was keinen großen Unterschied ausmachte: Ich tauschte die Dunkelheit, die mich umgab, gegen eine andere Dunkelheit aus. Versuchte, mich zu konzentrieren, um die Quelle des Schmerzes zu lokalisieren. Es war nicht einfach, denn mein ganzer Körper glühte förmlich vor Schmerz, doch nach einer Weile stellte ich fest, dass der schlimmste Schmerz in meinem Unterleib saß. Ich wollte meine Hand bewegen, um ihn zu ertasten und merkte, dass meine Hände festgebunden waren. Verdammt, was geschah mit mir? Mit einer fast übermenschlichen Anstrengung versuchte ich, mich zu erinnern, bis die Ereignisse des letzten Tages

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