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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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hatte einen unehelichen Sohn. Wenigstens in dieser Hinsicht hatte er dich nicht angelogen. Er sagte auch die Wahrheit, als er behauptete, dass dieser Sohn ihm rein gar nichts bedeutete. Willst du wissen, woher ich das weiß, Gail? Nun, dieser Sohn steht leibhaftig vor dir! Soll ich dich jetzt „Mommy“ nennen?“, lachte er bitter. „Welch Ironie des Schicksals, nicht wahr? Ich verliebte mich ausgerechnet in meine Stiefmutter! Ödipuskomplex? Wohl eher nicht, Gail. Denn in dem Ort, in dem du mit meinem Vater zusammengelebt hattest, kennt dich kein Mensch!“ Ich starrte ihn ungläubig an und schüttelte mit dem Kopf. „Ja, ich weiß, dass du mir nicht glaubst, das hast du mir mehr als unmissverständlich gezeigt“, schnaubte er verächtlich. „Doch es ist nun mal die Wahrheit: Niemand kennt eine Mrs. Grantham. Du bist ein Phantom, Gail. Ich weiß nicht, was er mit dir gemacht hatte. Nach allem, was ich über ihn gehört und gelesen hatte, war er ein wahrer Meister der Manipulation. Er beherrschte mehrere Methoden der Hypnose. Und weißt du was? Ich weine ihm keine einzige Träne nach. Ja, ich gehe sogar weiter und behaupte, dass ich ihn eigenhändig töten würde für das, was er dir angetan hatte. Wäre er nicht bereits tot… Doch ich war es nicht! Den Job hatte jemand anders übernommen, dafür ziehe ich den Hut vor ihm, denn Greg Grantham war ein selbstverliebter, egozentrischer Soziopath, der über Leichen ging, nur um seiner Eitelkeit wegen. Der einzige Mensch, an dem ihm etwas lag, war er selbst. Er hat auch meine Mutter auf dem Gewissen. Er hatte sie zwar nicht direkt getötet, sie starb durch einen tragischen Unfall, doch ihre Seele starb in dem Moment, in dem er sie zurückstieß, als sie ihm eröffnete, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Die Ehe meiner Eltern stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Der Mann, den ich jahrelang für meinen Vater hielt, war ebenfalls ein egoistischer Mistkerl, der nur an seine Karriere dachte. Meine Mutter hatte wohl kein gutes Händchen für Männer. Alle Menschen, die mit ihm koexistierten, mussten funktionieren, so wie er es von ihnen erwartete. War es nicht der Fall, dann bestrafte er sie. Meistens psychisch durch Liebesentzug und Erniedrigungen, doch in meinem Fall auch physisch, dazu benutzte er gern seinen Gürtel. Ein Jahr vor meiner Geburt war meine Mutter sich sicher, dass sie einen großen Fehler begangen hatte. Sie dachte ernsthaft über eine Trennung nach und war sogar bereit dazu, die Konsequenzen zu tragen. Damals waren die Zeiten anders, wie du weißt, man ließ sich einfach nicht so ohne weiteres scheiden. Eine Scheidung sprach sich schnell herum und galt als eine große Schande, vor allem für die Frau. Doch meiner Mutter war es mittlerweile egal, denn sie war in ihrer Ehe tot unglücklich. Genau zu diesem Zeitpunkt lernte sie Greg Grantham kennen, einen charismatischen Mann mit einer unwiderstehlichen Aura, der damals in seinem besten Alter war. Sie sah in ihm all das, was ihr Ehemann nicht war: Liebevoll, verständnisvoll, geduldig und zärtlich. Ein Traummann schlechthin! Als sie von ihm schwanger wurde, schien ihr Glück besiegelt. Greg war mittlerweile abgereist, also schickte sie ihm einen Brief, in dem sie ihm mitteilte, dass sie ein Kind von ihm erwartete und sich nun endlich bereit dazu fühle, sich scheiden zu lassen, um eine Familie mit ihm zu gründen. Sie erhielt nie eine Antwort. Derweil freute sich ihr Ehemann so sehr über einen männlichen Nachkommen, dass es völlig in seinem Vaterglück aufging. Die Spuren seiner Vaterfreude zeichnen immer noch meinen Rücken.“ Ich erinnerte mich plötzlich, wie schnell Ryan das Thema gewechselt hatte, als ich ihn nach den Narben auf seinem Rücken gefragt hatte. „Da meine Mutter immer wieder dazwischen ging, hatte auch sie einige Narben davongetragen, doch sie trug sie mit Stolz und Würde. Denn Greg Grantham hatte sie von all ihren Illusionen und Träumen von einem perfekten Mann befreit. Sie war einfach nur glücklich, jemanden zu haben, der für sie und ihr Kind sorgte. Ach ja, in einem Moment der Schwäche schickte sie ihm einige Bilder von mir. Als ich klein war, sah ich ihm sehr ähnlich, musst du wissen, im Laufe der Jahre ähnelte ich immer mehr meiner Mutter, zum Glück… Natürlich reagierte er nicht, und meine Mutter gab endgültig auf. Kurz vor ihrem Tod hatte ich in ihrem Zimmer herumgeschnüffelt, genau wie du heute, Gail. Ich hatte nämlich bald Geburtstag und suchte nach

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