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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zuständigen Stelle die Einfuhrabgabe nachzuentrich­ ten.«
     »Leider wird auch eine Geldstrafe fällig«, erklärte Santos.
     »Gut, ich zahle auch die Geldstrafe und betrachte sie als Lehrgeld.«
     »Das wird nicht möglich sein, fürchte ich, Señor«, antwortete der Polizeichef geduldig. »In solchen Fällen wird üblicherwei­ se der gesamte Betrag eingezogen – und dann wird die Geld­ strafe fällig.«
     Diebe in Uniform! dachte Dillinger. Er merkte, daß er rot anlief, und beherrschte sich mühsam.
     »Und wie hoch wäre diese Geldstrafe?« wollte er wissen.
     »Eine in Ihrem Fall schwierig zu beantwortende Frage, Señor.
    Es geht nämlich außerdem um die unter dem Rücksitz Ihres Wagens entdeckten Schußwaffen. Auf diesen weiteren schlimmen Verstoß gegen unsere Gesetze steht höchstwahr­ scheinlich die Beschlagnahme der Waffen sowie des Fahrzeugs
    selbst.«
    Das traf Dillinger wie ein Keulenschlag.
     Er brachte es fertig, scheinbar gelassen zu antworten. »In den Staaten haben wir eine Redensart, Leute: ›Man kann einem Cowboy alles wegnehmen – nur sein Pferd nicht.‹ Dieser Chevrolet ist mein Pferd.«
     Nun entstand eine weitere Pause.
     »Sie scheinen nicht zu erkennen, in welcher Lage Sie sich befinden«, sagte Santos schließlich. »Einer unserer Untersu­ chungshäftlinge, ein Amerikaner wie Sie, behauptet, Ihr Name sei gar nicht Jordan. Überrascht Sie das?«
     Dillinger spielte den Erstaunten. »Sie haben doch meinen Paß, nicht wahr?«
     »Reisepässe kann man kaufen, Señor.« Der Polizeichef hob abwehrend die Hand. »Oh, das wird sich bestimmt als Unsinn herausstellen. Der Betreffende ist ein alter Säufer. Er besteht darauf, Sie seien der vor kurzem aus einem Gefängnis in Indiana ausgebrochene Bankräuber John Dillinger.«
     Dillinger, der bisher den Verständnislosen gespielt hatte, lachte halb belustigt, halb empört. »Der Kerl ist hier oben wohl nicht ganz richtig?« Er tippte sich an die Stirn.
     Santos lächelte mitfühlend. »Wie gesagt, ein dummer alter Säufer. Ich vermute, die Sache läßt sich rasch aufklären, aber Sie bleiben natürlich in Haft, bis wir Gelegenheit gehabt haben, bei Ihren compadres im Norden Nachforschungen anzustel­ len.«
     Danach herrschte Schweigen, Santos zündete sich eine Zigar­ re an und nickte dem Indio zu. Der Indio berührte Dillinger an der Schulter; Dillinger stand wortlos auf und folgte ihm.
     Der Indio führte Dillinger den Korridor entlang, eine Treppe hinunter und durch ein Gewölbe zu einer Eisentür, vor der ein zeitunglesender Wachposten saß. Der Uniformierte schloß die schwere Tür auf.
     Das Verlies war etwa zwölf mal zwölf Meter groß, erhielt Licht und Luft lediglich durch ein hoch in der Rückwand sitzendes kleines Fenster und war mit 25 bis 30 weiteren Häftlingen belegt. Durch die offene Tür stank es nach Schweiß und Exkrementen. Der Indio stieß Dillinger über die Schwelle und warf die Eisentür hinter ihm krachend ins Schloß.
     Dillinger sah sich von Mexikanern in zerlumpten Hemden, Hosen und Strohsandalen umgeben. Mehrere von ihnen dräng­ ten neugierig heran, um diesen seltsamen Vogel aus der Nähe zu betrachten. Irgend jemand betastete seine Jacke. Er spürte, daß ihm eine Hand in die Tasche griff. Dillinger bekam das Handgelenk zu fassen und drehte dem Mann ruckartig den Arm um, so daß er mit einem Aufschrei durch die Zelle davonstol­ perte. Die anderen wichen zurück und hielten respektvoll Abstand. Dillinger zog einen Betrunkenen von der Bank an der Wand, setzte sich und zündete sich eine Zigarette an, die den hier herrschenden Gestank hoffentlich etwas erträglicher machen würde.
     Er war sich darüber im klaren, daß hinter dieser Situation mehr steckte, als auf den ersten Blick erkennbar war. Es konnte sich nicht nur darum handeln, daß Santos das beschlagnahmte Geld für sich behalten wollte. Hätte er das vorgehabt, wäre es vernünftiger gewesen, den Amerikaner laufenzulassen.
     Einer der Männer stand auf, um den schon überfließenden Kübel in der Ecke zu benützen. Der Gestank war fast unerträg­ lich.
     »Haben Sie ‘ne Kippe für mich übrig, Mr. Dillinger?«
     Fallon nahm neben ihm auf der Bank Platz. Seine linke Ge­
    sichtshälfte war vom Auge bis zum Unterkiefer geschwollen und blaugrün verfärbt.
     Dillinger gab ihm eine Zigarette. »Womit haben sie dich so zugerichtet, Alter – mit ‘nem Vorschlaghammer?«
     »Sergeant Hernandez hat für so was seinen Indio als

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