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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Pferd brutal an.
     Dillinger wandte sich an Rose und Pater Tomas. »Ich muß mir dieses Bergwerk mal aus der Nähe ansehen, glaub ich.«
     Rose schwang sich in den Sattel. »Ich reite nach Hermosa zurück, Harry. Kommst du heute abend vorbei?«
     »Willst du dich wirklich mit einer zweifelhaften Gestalt wie mir abgeben?«
     »Vielleicht kann ich dich auf den rechten Weg zurückbrin­ gen«, meinte sie lächelnd.
     »Das bezweifle ich – aber weißt du, was du tun kannst?«
     »Was denn?«
     »Diesmal kannst du den Champagner spendieren!«
     Rose lächelte, schnalzte mit der Zunge und trabte mit ihrem Braunen davon.
     John Dillinger fuhr durchs Dorf, folgte der Straße zu einem kleinen Plateau hinauf, das aus dem Hang herausgehauen und durch Abraum vergrößert worden war, und stellte dort seinen Wagen ab. Bäche, die von einem schneebedeckten Gipfel zu Tal rauschten, waren zusammengefaßt worden, so daß sie jetzt durch einen massiven, an den Stirnseiten offenen Schuppen flossen.
     Auf dem Plateau herrschte reger Betrieb. In der Nähe des Stollenlochs rauchte und puffte die alte Dampfmaschine und wickelte ein starkes Drahtseil auf, das die mit Erz beladenen Loren auf einer Schmalspurbahn aus dem Stollen zog.
     Dillinger stieg aus dem Chevrolet und stapfte auf den Erz­
    schuppen zu. Fallon kam heraus und winkte ihn zu sich heran. »Sieh dir das an!« forderte er Dillinger auf.
     Die einzige zur Erzaufbereitung dienende Maschine in dem Schuppen war eine dampfbetriebene Presse zur Zerkleinerung der Erzbrocken. Zwei Indianer beheizten den dazugehörigen Dampfkessel mit Holz. Die Hitze verschlug einem fast den Atem. Das Wasser lief in einen mit Ton ausgekleideten großen Tank, an dem mehrere Indianer mit Schwingtrögen arbeiteten. Die kaum bekleideten Körper der Arbeiter waren schweißnaß.
     »Warum setzt er nicht mehr Maschinen ein? Wenn der Abbau sich hier überhaupt lohnt, müßten sich auch weitere Maschinen rentieren.«
     »Ich hab dir doch erzählt, daß das Bergwerk 1893 stillgelegt worden ist, nachdem über fünfzig Indianer verschüttet worden waren. Seitdem sind so viele Unfälle passiert, daß niemand mehr mitzählen kann. Immer wieder begraben einstürzende Stollen Männer unter sich.«
     »Dann taugt der Grubenausbau nichts! Versucht Rivera denn etwa, auch beim Grubenholz zu sparen?«
     Fallon schüttelte den Kopf. »Der Berg wartet nur darauf, uns alle unter sich begraben zu können. Im Schacht genügt bereits ein Husten, um Steinschlag auszulösen. Deshalb können hier keine weiteren Maschinen eingesetzt werden. Die Schwingun­ gen könnten alles zum Einsturz bringen.«
     Sie hatten den Schuppen verlassen und blieben vor drei Holz­ hütten stehen. Der Alte öffnete die Tür der ersten. »Hier wohnen wir.«
     Die ganze Einrichtung bestand aus einem Tisch, zwei Stüh­ len, zwei Feldbetten und einem eisernen Ofen in der Ecke.
     »Für wen sind die beiden anderen?«
     »Die mittlere dient als Sprengstofflager. Rojas bewohnt die äußere.«
     »Wo ist er jetzt?«
     »Er ist vor fünf Minuten ins Bergwerk gegangen – offensicht­
    lich mit ‘ner Stinkwut im Bauch. Mir tut jeder leid, der ihm dort über den Weg läuft.«
     Sie folgten dem Schmalspurgleis, kamen an der Dampfma­ schine vorbei und betraten den Stollen. Dillinger hatte erwartet, daß dort ein kühler Luftzug wehen würde. Statt dessen war es im Stollen noch heißer.
     »Was ist hier mit der Belüftung los?«
     »Der Luftschacht ist vor ein paar Monaten bei einem Fels­
    sturz blockiert worden«, antwortete Fallon. »Rivera hat befoh­ len, den Schacht in Ruhe zu lassen und sich auf die Erzförde­ rung zu konzentrieren.«
     »Verdammt noch mal, das klingt aber gefährlich! Hast du ihn nicht gewarnt?«
     Der Alte zuckte mit den Schultern. »Er hat gesagt, darauf könnten wir keine Zeit vergeuden.«
     Je tiefer sie in den Stollen eindrangen, desto schwächer wurde das Tageslicht, bis es nach einer Biegung ganz verschwand. Nun nahmen sie ihre Umgebung nur noch schemenhaft im Licht einiger weniger, an den Streben hängender Laternen wahr. Fallon zögerte, als sie eine Stelle erreichten, wo sich der Stollen gabelte. »Abgebaut wird an zwei Orten«, sagte er. »Rojas kann im Norden oder Süden sein.«
     Sie traten zur Seite, als ein halbes Dutzend erschöpfter, staubbedeckter Indianer einen Förderwagen an ihnen vorbei­ schob. Fallon nahm eine Laterne von einem Wandhaken, zündete sie an und ging in die Dunkelheit

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