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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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den Stollen.«
     »Haben Sie versucht, ihn zu spalten?«
     »Mit der Hand dauert das stundenlang«, wehrte Dillinger ab. »Da hilft nur Dynamit!«
     »Unter Umständen stürzt dann alles ein.«
     »Möglich, aber weiter vorn sind nach Rojas’ Auskunft min­
    destens zwanzig Männer eingeschlossen. Wenn wir sie nicht binnen drei, vier Stunden rausholen, sind sie tot.«
     »Sie wissen überhaupt nicht, ob diese Männer noch leben«, wandte Rivera ein.
     »Um Gottes willen, wir müssen’s wenigstens versuchen!« sagte Fallon.
     »Er hat recht«, bestätigte Dillinger. »Noch besteht die Chan­ ce, sie zu retten.«
     »Ich habe nicht die Absicht, mir meine Goldmine wegen ein paar Indianern ruinieren zu lassen!« entgegnete Rivera. »Sie können versuchen, sie mit Pickel und Schaufel zu erreichen. Auf keinen Fall wird mit Dynamit gesprengt!«
    »Das werden wir ja sehen!« sagte Dillinger nur.
     »Vorsicht!« rief Fallon, als Dillinger sich abwandte. Der Revolver in Riveras Hand zielte jetzt auf den Hinterkopf des Amerikaners.
     »Keine falsche Bewegung, sonst sind Sie tot!« warnte der Mexikaner Dillinger. Dann rief er laut: »Fertig, Rojas?«
     »Ja, patrón. « Rojas hatte drei Mestizen neben sich; alle vier waren bewaffnet.
     »Ausgezeichnet! Ich verlange bedingungslosen Gehorsam, verstanden? Sie gehen ins Bergwerk zurück, Fallon, und sorgen dafür, daß die Männer sich unter oder neben dem Felsblock durchgraben. Kein Dynamit!«
     »Ja, Señor«, antwortete der Alte ergeben.
     »Und was Sie betrifft«, erklärte Rivera Dillinger, »setzt Ihr Freund Rojas sich neben Sie, während Sie mit Ihrem schönen weißen Auto nach Hermosa zurückfahren, wo Sie der Polizei übergeben werden, die ihrerseits der amerikanischen Polizei mitteilt, daß sie den Mann mit dem weißen Kabriolett festge­ nommen hat. Kapiert? Sie sind erledigt! Sie haben hier nichts mehr verloren!«
     Dillinger sah sich um und nahm in sich auf, was das »hier« bedeutete. Eine Gruppe von Rettungsarbeitern und Indianer­ frauen. Unter ihnen Pater Tomas in schwarzer Soutane. Und weit hinter ihnen auf einem Felsblock Ortiz und zwei seiner Krieger.
     John Dillinger erkannte instinktiv, daß Männer wie Rivera ihre Umgebung durch ihre öffentlich demonstrierte Brutalität beherrschten. Er würde nicht zögern, jemand »als abschrek­ kendes Beispiel« zu erschießen. Dieser großmäulige Gringo, der sich auf der Flucht vor der Polizei seines Heimatlandes befand, bot sich geradezu an. Wer ihn erschoß, brauchte nicht einmal zu fürchten, zur Verantwortung gezogen zu werden.
     Zu Dillingers Überraschung setzte Pater Tomas sich jetzt in Bewegung.
     Riveras Schußwaffe richtete sich sofort auf ihn. »Kommen Sie mir nicht zu nahe, Pater!«
     Aber Pater Tomas setzte unbeirrbar einen Fuß vor den ande­ ren, bis er dicht vor Rivera stand. Er berührte den linken, unbewaffneten Arm und sagte: »Bitte, Señor Rivera, der Amerikaner hat recht. Wir müssen versuchen, das Leben der Verschütteten so schnell wie möglich zu retten. Wenn nur Dynamit die Rettung bringen kann, müssen wir eben Dynamit einsetzen. Mit Gottes Hilfe werden die Eingeschlossenen befreit.«
     »Und wenn Gottes Hilfe ausbleibt, bricht der Stollen ein, so daß hier keine einzige Unze Gold mehr gefördert wird. Lassen Sie meinen Arm los, Pater! Kümmern Sie sich um Gottes Angelegenheiten, nicht um meine!«
     »Bitte, lassen Sie die Männer retten«, fuhr Pater Tomas ruhig fort, »und stecken Sie die Waffe weg.« Er wollte nach Riveras Revolver greifen. In diesem Augenblick riß Rivera die Waffe hoch und schoß Pater Tomas aus kürzester Entfernung in die Stirn. Durch die Wucht der Kugel wurde der Geistliche zu­ rückgeworfen und brach tot im Staub zusammen. Ein Entset­ zensschrei entrang sich der Menschenmenge.
     »Rivera«, sagte Dillinger, »Sie sind ein Hundesohn und ein Feigling dazu!«
     Rojas holte eben zu einem Schlag gegen Dillinger aus, als eine laute Stimme wie Donner über das Plateau hallte. Sie gehörte Ortiz, der die Szene von dem Felsblock aus beobachtet hatte, auf dem er mit seinen beiden Kriegern stand. »Rivera«, rief er gewaltig laut, »du bist ein toter Mann, so wahr mir Gott helfe!«
     Ortiz und seine Krieger sprangen von dem Felsen, schwangen sich auf ihre Pferde und galoppierten wie in alten Zeiten mit einem Kriegsruf davon.
    Während Dillinger langsam nach Hermosa zurückfuhr und zum zweitenmal binnen einem Monat versuchte, einen Fluchtplan zu

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