Der Tag, an dem John Dillinger starb
ersten Stock hinauf, hetzte den Korridor entlang und stürmte in Roses Zimmer. Er fand den Revolver sofort. Der alte Smith & Wesson Kaliber 45 war nicht geladen, aber in der Schublade lag eine Schachtel Patronen. Er lud ihn rasch und lief dann zur Balkontür.
Als er auf den Balkon trat, kamen drei Apachen in den Hof geritten. Einer von ihnen trug eine Brandfackel. Dillinger kniete hinter dem Geländer, legte den Revolverlauf auf die Brüstung und zielte tief. Die Wucht des schweren Geschosses warf den Apachen aus dem Sattel, als er eben die brennende Fackel gegen das Stallgebäude werfen wollte. Seine beiden Kameraden duckten sich tief über die Hälse ihrer Pferde und ritten in Deckung.
Dillinger ging ins Zimmer zurück, schloß und verriegelte alle Fensterläden im Obergeschoß und hastete wieder nach unten. Als er sich neben Rose auf ein Knie niederließ, warf sie ihm einen angstvollen Blick zu. »Ortiz ist ihr Anführer! Ich hab ihn eben vorbeireiten gesehen. Er trägt keine Soutane mehr, son dern war ganz Apache.« Sie schauderte.
»Dein Freund Ortiz scheint sich in Diablo zurückverwandelt zu haben.«
Er hob den Kopf und sah über die Fensterbank. Die meisten Mestizen hatten ihre Häuser erreicht, in denen sie vorerst in Sicherheit waren, wenn sie Fenster und Türen verbarrikadier ten. Drei oder vier von ihnen lagen auf der Straße. Vor einem stand ein Apache, der eben mit dem Gewehrkolben zum Schlag ausholte. Dillinger schoß ihn in den Rücken.
Die Stallungen auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen bereits in Flammen, deren gelbe Zungen gierig an der Holzkonstruktion emporleckten. Ein Apache galoppierte vorbei und warf ein großes brennendes Holzbündel auf die Veranda vor dem Hoteleingang.
»Nein!« rief Rose entsetzt aus. »Nicht das einzige, was ich besitze!«
Das Feuer breitete sich rasend schnell über die trockenen Bodenbretter der Veranda aus und schlug bis zu den Fenstern hoch, so daß Dillinger und Rose ihren Beobachtungsposten aufgeben mußten.
Weitere Apachen ritten wild um sich schießend vorbei. Dil linger drückte Rose zu Boden.
Chavasse kam zu ihnen herübergekrochen. »Wir können nicht länger hierbleiben.«
Rose stand auf, als Flammenzungen an der Hauswand empor leckten und die restlichen Scheiben zerspringen ließen. »Auf dem Dach sind wir sicher«, entschied sie. »Der Rest des Hotels brennt nicht. Die Mauern sind aus Stein.«
Sie ging nach oben voraus. Als die drei den Korridor im ersten Stock erreichten, brach draußen krachend das Veranda dach zusammen.
Am Ende des Korridors befand sich eine Dachluke, die über eine in der Besenkammer aufbewahrte hölzerne Leiter erreich bar war und den einzigen Zugang zum Flachdach des Hotels bildete. Chavasse stieg als erster hinauf und drehte sich um, damit er den anderen helfen konnte. Auf der Straße fielen erneut Schüsse.
Als Rose hinaufgestiegen war, wollte Dillinger ihr folgen. Plötzlich krachte es im gegenüberliegenden Zimmer, als würden die Fensterläden eingeschlagen. Dillinger ließ die Leiter stehen und stieß die Zimmertür auf. Er kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie ein Apache, der den Fensterladen aufgebrochen hatte, über die Fensterbank klettern wollte. Dillinger schoß ihn ins Gesicht. Der Indianer ließ sein Gewehr fallen und kippte schreiend rückwärts aus dem Fenster.
Dillinger hob den alten Winchester-Karabiner auf, lief aus dem Zimmer und hastete die Leiter hinauf. Als er auf dem Dach erschien, zog Chavasse die Leiter nach oben und schloß die Dachluke.
Das Flachdach war von einer hüfthohen Brüstung umgeben. Dillinger warf Chavasse den Revolver zu und trat an die Straßenseite. Aus brennenden Stallungen und anderen Gebäuden stiegen dunkle Rauchwolken auf und trieben über die Stadt hin.
Der Chevrolet stand in der Durchfahrt neben dem Hotel ge parkt. Ein Indianer ritt daran vorbei, riß sein Pferd herum und kam zurück. Als er einen Knüppel aus dem Gürtel zog und damit ausholte, um die Windschutzscheibe zu zertrümmern, legte Dillinger den Karabiner an und schoß ihn aus dem Sattel. Das reiterlose Pferd galoppierte wiehernd davon.
Die Apachen griffen jetzt mehrere Häuser gleichzeitig an, wobei sie ihre Anweisungen von Ortiz erhielten, der in seinem scharlachroten Hemd aus der Masse seiner Krieger herausragte. Drei Indianer benützten einen Balken als Rammbock, um die Tür des Gemischtwarenladens neben den brennenden Stallun gen
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