Der Tag, an dem John Dillinger starb
aufzubrechen. Dillinger schoß erneut und traf den hinter sten Mann. Der Apache schrie auf und stolperte nach vorn gegen seine beiden Kameraden. Sie ließen den Balken fallen und rannten in Deckung, während Dillinger hinter ihnen herschoß. Er sah noch, daß Ortiz zum Hoteldach hinaufzeigte, bevor er sich hinter die Brüstung duckte.
Rose und Chavasse krochen zu ihm hinüber.
»Ortiz ist übergeschnappt«, meinte Rose. »Wir müssen ihn irgendwie zur Vernunft bringen.«
Aber Chavasse, der die Apachen besser als jeder andere kann te, schüttelte den Kopf. »Nur ein Indianer kann ihn jetzt noch zur Vernunft bringen.«
»Sie bleiben bestimmt nicht lange«, sagte Rose. »Sobald die Aufregung sich gelegt hat, werden sie erkennen, was sie angerichtet haben und daß sie dafür büßen müssen. Dann ziehen sie sich in die Sierra zurück, wie’s schon ihre Väter getan haben.«
»Das glaube ich nicht recht«, widersprach der junge Franzo se. »Ortiz erinnert an einen wiederauferstandenen Geronimo.«
Von der Straße drang ein Kreischen herauf. Den Apachen war es gelungen, die Tür eines Hauses aufzubrechen, und einer von ihnen schleppte eine Frau an den Haaren auf die Straße. Dillin ger zielte sorgfältig und erschoß ihn. Dann duckte er sich sofort wieder hinter die Brüstung, in die im nächsten Augenblick ein Kugelhagel einschlug.
Eine halbe Minute später hörte die Schießerei schlagartig auf.
In der nun folgenden überraschenden Stille war nur das Schreien der auf der Straße liegenden Frau zu hören. Als Dillinger einen vorsichtigen Blick über die Brüstung warf, hatten die Apachen sich auf dem Platz vor dem Hotel versam melt und sahen in die Berge hinauf. Dillinger sah in die gleiche Richtung und erkannte eine Kolonne khakifarbener Reiter, die in einer Staubwolke nach Hermosa hinuntertrabte.
»Anscheinend mexikanische Kavallerie«, sagte Chavasse.
John Dillinger nickte. »Möglicherweise der Trupp, der nach
Villa fahndet.« Oder nach einem weißen Chevrolet-Kabriolett, dachte er.
Ortiz erteilte mit lauter Stimme einen Befehl. Die abgesesse nen Indianer schwangen sich auf ihre Pferde, und die ganze Horde galoppierte die Straße entlang und verschwand in dichten Rauchschwaden.
Dillinger öffnete die Dachluke und ließ die Leiter hinunter. Rose und Chavasse folgten ihm, als er hinabstieg.
Die brennende Veranda hatte die Eingangstür in Brand ge setzt, die sich daraufhin aus den Angeln gelöst hatte. Dillinger beförderte ihre verkohlten Überreste mit einem Tritt auf die Straße. Als sie zu dritt ins Freie traten, bog die Kavallerieabtei lung mit Leutnant Cordonna an der Spitze eben um die Kirche und galoppierte auf sie zu.
Der Leutnant hob die Hand, brachte seine Leute damit zum Stehen und stieg ab. Sein Trupp bestand aus zwölf Soldaten und Sergeant Bonilla, der sich einen Strick ums rechte Handge lenk gebunden hatte. Das andere Ende dieses Stricks war um Juan Villas Hals verknotet.
Der Bandit hockte lässig im Sattel, obwohl seine Hände, die den Zügel hielten, gefesselt waren. Er nickte Dillinger grinsend zu. »So sehen wir uns also wieder, amigo !« rief er unbeküm mert.
Cordonna, dessen elegante Uniform mit Staub bedeckt war, kam aufgeregt auf die drei zu. »Was gibt’s? Was ist hier passiert?«
»Heute nacht sind alle Indianer aus Hermosa verschwunden«, antwortete Chavasse. »Bevor wir uns einen Reim darauf machen konnten, haben die Apachen uns überfallen. «
»Aber warum haben sie das getan?«
»Gestern ist in der Goldmine ein Stollen eingebrochen«, erklärte Rose ihm. »Dabei sind ungefähr zwanzig Indianer umgekommen. Dieser Amerikaner wollte versuchen, sie durch eine Sprengung zu befreien, aber Don José hat sich geweigert, Dynamit verwenden zu lassen. Als Pater Tomas ihn umstim men wollte, hat Rivera ihn zur Abschreckung erschossen. Nun hat Ortiz Rache geschworen.«
Cordonna ging zum Laden hinüber und drehte den Apachen, den Dillinger erschossen hatte, mit dem Fuß um. Er starrte das bemalte Gesicht an. »Wie viele sind’s gewesen?«
Dillinger warf Chavasse einen fragenden Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. »Ein Dutzend oder fünfzehn Krieger, bestimmt nicht mehr. Wir haben vier von ihnen erschossen. Sie sind sofort geflüchtet, als sie Ihre Abteilung haben kommen sehen.«
»Dann müssen wir ihnen beibringen, daß es jetzt Gesetze gibt«, meinte Cordonna energisch. »Lassen Sie die Pferde tränken,
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