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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verstößt.« Rose wandte sich an Dillinger. »Johnny, hast du jemals einen Menschen getötet?«
     »Nein, nur in Notwehr.«
     Rose fuhr auf Rivera los. »Erst gestern hast du zwanzig Men­
    schen, die er retten wollte, einem sicheren Tod preisgegeben! Wer hat Pater Tomas erschossen? Und wie viele Bergleute sind im Laufe der Jahre umgekommen, weil sie für dich nach Gold schürfen mußten? Wenn hier ein Gangster steht, dann bist du’s!«
     Rivera schluckte trocken und starrte seine Nichte, Fallon und Dillinger an, die alle vor ihm zurückwichen, als sei er ein Paria.
     »Ich will meine Tochter zurückhaben«, sagte er ausdruckslos.
     »Rivera, Sie sind ein Geschäftsmann«, antwortete Dillinger. »Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen.«
     Der Mexikaner betrachtete den Mann, den er noch vor kur­ zem der Polizei ausliefern wollte. »Ja, Señor Dillinger?«
     Aha, jetzt heißt’s wieder Señor, dachte der Amerikaner. »Ich reite mit einer kleinen Gruppe in die Berge. Fallon, Rojas, Villa und Nachita als Führer. Sie können meinetwegen auch mitkommen – aber ich habe das Kommando, damit das klar ist.«
     »Weiter!« forderte Rivera ihn auf.
     »Rojas ist mir ebenso unterstellt wie die anderen.«
     Rojas wollte protestieren, aber Rivera brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
     »Bitte weiter«, sagte Rivera.
     »Wir brauchen Gewehre aus Ihrer Waffenkammer – und meine Thompson-Maschinenpistole. Weiterhin brauche ich Benzin aus Ihrem Tank – und frische Pferde für meine Leute. Wir schaffen hoffentlich, wozu die Kavallerie nicht imstande gewesen ist.«
     »Und was erwarten Sie als Gegenleistung?« erkundigte Rive­ ra sich.
     »Wenn ich Ihnen Ihre Tochter lebend zurückbringe, möchte ich zwanzigtausend Dollar in Gold und freies Geleit zu einer Stelle an der Grenze, an der ich ungefährdet in die Vereinigten Staaten überwechseln kann. Fallon bekommt weitere fünftau­ send Dollar in Gold und bleibt nur so lange bei Ihnen, bis er von mir auf vereinbarte Weise mitgeteilt bekommen hat, daß ich unbehelligt über die Grenze gelangt bin.«
     Rivera überlegte kurz.
     »Ich warne Sie!« fügte der Amerikaner hinzu. »Versuchen Sie nicht, den Preis runterzuhandeln!«
     »Nein, ich bin einverstanden. Sie können sich auf mich ver­ lassen, Señor Dillinger.«
     »Ich bin kein Dummkopf, Rivera. Ihre Tochter und Rose begleiten mich zur Grenze. Sie kommen zurück, sobald ich sicher drüben bin.«
     »Was ist, wenn Rose sich dazu entschließt, bei Ihnen zu blei­ ben?«
     Dillinger sah zu Rose hinüber.
     »Nachita kann mitkommen. Er bringt Ihnen Ihre Tochter
    zurück.«
     »Ich nehme Ihren Vorschlag an«, sagte Rivera und trat mit ausgestreckter Hand auf Dillinger zu.
     Dillinger verzichtete darauf, in die angebotene Hand einzu­ schlagen. »Komm, Rojas«, forderte er den Mexikaner auf, »wir müssen Waffen holen.«

    Die kleine Juanita saß im Sand, spielte gelangweilt mit einer alten Puppe und tat so, als habe sie vor den in ihrer Nähe lagernden Apachen keine Angst. Den Indianern war in Gesell­ schaft des weißen Mädchens ebenso unbehaglich zumute wie Juanita, wenn sie diese Fremden mit den bemalten Gesichtern sah. Hinter ihnen fielen die Vorberge steil zur Wüste hin ab. Im Westen führte ein riesiger Cañon tief ins Gebirge hinein.
     Ortiz, dessen rotes Hemd durchs Unterholz leuchtete, stieg hinter dem Lager bergauf. Er kletterte auf einen Felsen und spähte nach Osten. Irgendwann würde sich in der Ferne die Staubwolke abzeichnen, auf die er wartete.
     Unten im Lager flüsterten Chato und Cochin abseits von den anderen miteinander. »Ich weiß, wie sehr Ortiz Rivera haßt«, sagte Chato, »aber seitdem wir Soldaten erschossen haben, befinden wir uns im Krieg. Wir sind verloren, wenn wir unter­ liegen – und selbst wenn wir eine Zeitlang Sieger blieben, die Soldaten werden zu Tausenden kommen und uns in die Berge treiben.«
     »Du sprichst die Wahrheit, Bruder«, stimmte Cochin zu. »Ich hatte gehofft, nach New Mexico ziehen, dort irgendwo Arbeit finden und meinen Sohn in eine Schule schicken zu können. Aber daraus wird jetzt nichts, wenn Ortiz sich an Rivera rächen will.«
     »Wenn wir ihn verlassen, sind wir Verräter«, stellte Chato fest.
     »Wenn wir bleiben«, sagte Cochin finster, »werde ich viel­ leicht zum Mörder.«
    »An wem?« fragte Chato erschrocken.
     Sie drehten sich gemeinsam zu Ortiz um, der von seinem Beobachtungsposten herabgestiegen war.

    »Ich

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