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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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raus aus dem Wagen!« befahl Dillinger. »Er ist ein zu gutes Ziel.«
     Sie kletterten aus dem Wagen in den nachlassenden Regen hinaus. Nachita starrte nach Norden. Zwischen den Büschen am Rande der Lichtung schien sich etwas zu bewegen.
     Fallons erster instinktiver Gedanke war, nach den Pferden zu sehen. Er rannte geduckt auf das Dickicht zu, in dem die Tiere angebunden waren. Verdammt noch mal! dachte er, keuchend und nach Luft ringend. Du wirst allmählich alt, mein Lieber!
     Die Pferde bewegten sich unruhig, sie stampften mit den Hufen und schnaubten laut. Fallon, der sein Gewehr schußbe­ reit hielt, versuchte die Dunkelheit mit den Augen zu durch­ dringen.
     Ein gewaltiger Blitz schien den Nachthimmel zu spalten, und der Donner ließ den Berg erzittern. Dann beleuchtete ein weiterer Blitz die nähere Umgebung. In den Sekundenbruchtei­ len, in denen alles hell war, erkannte Fallon einen Apachen zwischen ihren Pferden.
     Er stieß einen heiseren Warnruf aus. Der Indianer stürzte sich auf ihn. Fallon schoß zweimal, aber der Apache kam unauf­ haltsam heran, und seine rechte Hand zuckte nach oben. Der Alte wußte, daß sein Gegner in dieser Hand ein Messer hielt, aber er konnte nicht mehr ausweichen. Das Messer drang unter seinem Kinn ein, durchstieß den Gaumen und stieß bis ins Gehirn vor.
     Im Lichtschein des nächsten Blitzes sah Dillinger, was ge­ schehen war, und kam herbeigerannt, um Fallon zu retten. Aber er kam zu spät. Fallon und der Apache waren – noch im Tod ineinander verklammert – zusammengebrochen.
     Das Gewitter zog allmählich über die Berge ab, und der Re­ gen hörte ganz auf. Nachita verschwand im Gestrüpp, als es langsam hell wurde. Als er zurückkam, meldete er: »Sie sind wieder fort.«
     Villa, der neben dem alten Amerikaner kniete, zog schließlich das Messer heraus und wischte es an seinem Hosenbein ab. Rose starrte den Toten entsetzt an.
     »Er ist kein vorsichtiger Mann gewesen«, sagte Rivera ernst.
     »Ohne Sie wäre er jetzt kein toter Mann«, stellte Dillinger fest.
     Rose legte Dillinger einen Arm um die Schultern.
     Sie schnallten den hinter Fallons Sattel befestigten kurzstieli­
    gen Bergmannspickel los und hoben damit so gut wie möglich zwei flache Gräber aus, die sie zum Schutz vor Tieren mit einer Lage Felsbrocken bedeckten.
     Für mehr als eine Gedenkminute reichte die Zeit nicht aus. »Hier liegt ein Amerikaner, der’s nicht mehr geschafft hat, heimzukehren«, sagte Dillinger, ohne dabei jemand anzusehen.
     Sie brachen auf.
     Etwa eine halbe Stunde später wurde Dillinger auf eine
    Rauchsäule aufmerksam, die vor ihnen in der feuchten Luft aufstieg. Er hielt an. Mit Nachita als Führer bewegten sie sich unter Bäumen hügelabwärts und erreichten die Stelle, wo auf einer Lichtung im Busch eine dünne weiße Rauchsäule in den Morgenhimmel aufstieg.
     Sie entdeckten Rojas – oder vielmehr seine verkohlte Leiche, die an den Füßen aufgehängt von einem abgestorbenen Dor­ nenbaum über einem Feuer baumelte.

    14

    Ortiz hatte seine Apachen um sich versammelt.
     »Wir sind von Anfang an mehr als doppelt so stark wie die anderen gewesen«, stellte Ortiz fest, »und wir haben keine Frauen unter uns. Jetzt haben sie zwei Mann verloren – und wir nur einen. Das Schicksal ist auf unserer Seite.«
     Chato ergriff das Wort. »Daß wir Rojas umgebracht haben, hätte genügt«, meinte er. »Es ist falsch gewesen, auch den Alten umzubringen.«
     »Schweig!« fuhr Ortiz ihn an. »Ich hatte Manilot den Auftrag gegeben, die Pferde loszumachen. Der alte Mann hat ihn gesehen und hätte ihn erschossen. Jetzt sind beide tot. Der nächste Tote muß Rivera sein.«
     »Lauern wir ihnen hier auf?« wollte Kata wissen.
     Ortiz schüttelte den Kopf. »Wir müssen sie erst ein bißchen irreführen.« Er wandte sich an einen kleinen, dunkelhäutigen Mann, der über seinem grünen Hemd eine Lederweste trug. »Paco, du nimmst mein Pferd und sechs Männer. Ihr reitet nach Adobe Wells und kommt in einem weiten Bogen hierher zurück. Wir folgen dem Weg durch den Cañon und über die Berge bis zum Ort der Grünen Wasser. Dort warten wir auf euch.«
     »Woher willst du wissen, daß Nachita Paco folgt und nicht uns?« fragte Kata. »Der Alte ist listig.«
     »Gerade deshalb wird er der Gruppe folgen, die von meinem Pferd angeführt wird«, antwortete Ortiz.
     »Und wenn unsere Verfolger auch zwei Gruppen bilden?«
     »Dazu sind sie nicht stark genug.« Ortiz

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