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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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folgen.«
     »Und das gilt auch für alle anderen!« ergänzte Fallon.
     Rivera drehte ich nach ihnen um. »Soll das heißen, daß ich hier nicht das Kommando führe?«
     »Das haben Sie nie getan«, bestätigte Dillinger gelassen.
     Danach herrschte lange Sekunden Schweigen, während über ihnen Donner grollte, dessen Echo von den Bergwänden zurückgeworfen wurde. Rivera wandte sich ruckartig ab, um sein Pferd abzusatteln.
     Sie banden die Pferde am Rand der kleinen Lichtung fest. Chavasse und Villa streiften durchs Unterholz, um Schlangen zu vertreiben. Rose kletterte nach hinten auf den Rücksitz des Chevrolets, auf dem sie sich ausstrecken konnte. Die anderen saßen in ihrer Nähe und sprachen leise miteinander – bis auf Rivera, der ganz allein auf einem Felsblock hockte, und Rojas, der sich lieber bei den Pferden aufzuhalten schien.
     Die Männer unterhielten sich leise und lachten zwischendurch ebenso leise, wenn Fallon und Chavasse sich gutmütig aufzo­ gen. Rose war sich darüber im klaren, daß sie versuchten, die Spannung abzubauen, damit sie sich sicherer fühlen konnte, und hätte sie am liebsten alle dafür umarmt. Und dann flammte drüben bei den Pferden ein Streichholz auf. Rojas zündete sich eine Zigarette an!
     Chavasse unterdrückte einen Schreckensschrei und sprang auf, aber Dillinger hatte bereits die halbe Lichtung überquert. Er schlug dem Mexikaner die Zigarette mit dem Handrücken aus dem Mund, so daß Rojas rückwärts ins Unterholz stolperte. Als er sich aufrappeln wollte, drückte Villa ihn zurück und hielt ihm sein Messer unter die Nase.
     »Beim nächstenmal schneid ich dir die Kehle durch, verstan­ den?«
     Er stand auf, und Rojas kam ebenfalls auf die Beine: ein gereizter Stier, der sich im nächsten Augenblick auf seine Gegner stürzen würde. Rivera erkannte die Gefahr, war mit wenigen Schritten bei Rojas und schlug ihn ins Gesicht. »Idiot! Du gefährdest nicht nur uns. Du setzt das Leben meines Kindes aufs Spiel!«
     Rojas machte wortlos kehrt und verschwand im Unterholz.
     »Von jetzt an gehorcht er, dafür sorge ich«, versprach Rivera und ging auf seinen Platz zurück. Wenigstens Rojas konnte er Befehle erteilen, wenn schon keinem der anderen.
     Nachita war an den Rand der Lichtung getreten und stand mit leicht schief gelegtem Kopf horchend da.
    »Sind wir verraten?« fragte Chavasse besorgt.
    Nachita schüttelte den Kopf. »Unser Lagerplatz ist gut ver­
    steckt. Aber wir müssen eine Wache aufstellen.«
     Chavasse meldete sich freiwillig für die erste Wache. Rose rollte sich auf dem Rücksitz des Kabrioletts zusammen. Dillin­ ger machte es sich vorn so bequem wie möglich, und die anderen streckten sich unter Büschen aus. Es regnete noch immer nicht. Kaum hatte Dillinger die Augen geschlossen, überwältigte ihn die Müdigkeit, und er schlief traumlos.
     Kurz nach 3 Uhr wurde er von Fallon geweckt. »Du bist jetzt dran, mein Freund. Nimm lieber deinen Poncho mit. Vielleicht bekommen wir bald Regen.«
     Dillinger überzeugte sich davon, daß Rose es auf dem Rück­ sitz bequem hatte. Sie hatte beide Hände unter eine Wange gelegt und schlief wie ein kleines Mädchen. Er bezog seinen Posten auf einem Felsbrocken in der Nähe der Pferde, saß auf seinem zusammengerollten Poncho und hatte die Thompson über den Knien liegen. Hinter seinen Augen pochte ein dump­ fer Schmerz. Er hätte viel dafür gegeben, weiterschlafen zu dürfen.
     Keine fünf Meter von ihm entfernt hockte Rojas in der Dun­ kelheit und starrte den Amerikaner an. Er war kein Feigling, aber er hatte gesehen, wozu Ortiz imstande war. Er war nicht aus Anhänglichkeit hier, sondern weil der patrón ihm befohlen hatte, ihn zu begleiten – und nun war er zum zweitenmal vor aller Augen gedemütigt worden.
     Der letzte Rest seiner Loyalität Rivera gegenüber war mit diesem Schlag ins Gesicht geschwunden. Vor einer Stunde hatte er seinen Entschluß gefaßt. Der Teufel sollte die anderen holen! Er würde davonreiten und die Pferde mitnehmen. Die anderen hatten jedenfalls nicht alle in dem dummen weißen Auto Platz. Ein paar von ihnen würden marschieren müssen. Wenn die Apachen sie erst einholten, war seine Rache voll­ ständig.
     Rojas hatte nur darauf gewartet, daß der Amerikaner die Wache übernahm. Er richtete sich auf, zog sein Messer und setzte sich lautlos in Bewegung.
     Nachita, der ihn von der anderen Seite der Lichtung beobach­ tet hatte, rief drängend: »Vorsicht,

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