Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
ist kein Dumm­ kopf.«
     »Ich bin vor langer Zeit in dieser Gegend gewesen«, warf Villa ein. »Von hier aus führt ein alter Saumpfad über die Berge. Er wird heutzutage kaum noch benützt. Unter den Bäumen am Paß steht eine kleine Kapelle. Sie heißt Santa Maria del Agua Verde – wegen der Quelle, die in ihr ent­ springt. Das ist die einzige Wasserstelle im Umkreis von vierzig Meilen.«
     Nachita schüttelte den Kopf. »Nein, es gibt keine zwölf Mei­ len von hier eine weitere Wasserstelle am Fuß der Berge. Früher hat dort die kleine Ranch eines Engländers gestanden. Jetzt sind nur noch Adobemauern und der Brunnen übrig.«
     »Und dorthin sind Ortiz und seine Leute unterwegs?« fragte Rivera.
    Nachita nickte wortlos.
     »Das wäre nur logisch«, bestätigte Chavasse. »Er hat die Männer, die ihm die Gefolgschaft verweigert haben, dazu gezwungen, den schwierigeren Weg zu reiten. Ihnen wird die Zunge aus dem Hals hängen, wenn sie Agua Verde erreichen.«
     »Richtig!« stimmte Rivera zu. »Diesmal hat er uns in die Hände gespielt.«
     »Die Sache ist zu einfach«, widersprach Dillinger.
     »Sie trauen Ortiz zuviel zu!« sagte Rivera.
     Chavasse schüttelte den Kopf. »Er hat recht – so wäre die Sache zu einfach.« Er wandte sich an Nachita. »Ortiz weiß, daß wir ihn verfolgen. Wie können wir ihn da überraschen?«
     Der alte Apache gestattete sich ein Lächeln, was selten genug vorkam. »Es gibt Möglichkeiten, aber wir müssen noch abwar­ ten. Ich muß als erstes den Weg erkunden.« Er schwang sich auf sein Pferd und ritt davon.
     Dillinger nahm seine Feldflasche vom Rücksitz und bot sie Rose an. Nachdem sie getrunken hatte, nahm auch er einen großen Schluck Wasser. Als er sich mit dem Handrücken über die Lippen fuhr, merkte er, daß Rose ihn anders als sonst betrachtete.
     »Johnny«, begann sie, »dein Freund Fallon hat gewußt, wer du wirklich bist. Jetzt ist Rivera der einzige, der dein Geheim­ nis kennt. Findest du nicht auch, daß deine Freunde wissen sollten, was dein Feind längst weiß?«
     Dillinger sah ihr in die Augen, die ihn von Anfang an bezau­ bert hatten. Würde sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, wenn sie die Wahrheit erfuhr?
     »Komm, komm, Rose«, antwortete er nüchtern, »du weißt doch, wer ich bin!«
     »Ich weiß, daß du im Norden Banken überfallen hast. Und ich weiß, daß du verdächtig gut mit Waffen umgehen kannst. Die federalistas fahnden nach deinem Wagen – aber wer bist du ?«
     Er zuckte mit den Schultern.
     »Paßt zu dem Vornamen Johnny vielleicht der Nachname Dillinger?« fragte Rose weiter.
     »Erraten!«
     »Wenn ich mich schon in einen Dieb verlieben muß – warum nicht gleich in den besten?«
     »Die Besten sind die Bankiers. Sie bestehlen die Leute tag­ täglich, ohne dafür bestraft zu werden. Wenn ich ihnen ab und zu einen Teil ihrer Beute abnehme, wird lediglich ihre Versi­ cherungsprämie etwas höher. Das hält sie nicht davon ab, weiterhin zu stehlen.«
     »Soll das heißen, daß du das Recht hast, Straftaten zu bege­ hen, weil sie’s auch tun?«
     »Du siehst die Sache falsch, Rose! Diese Schweinehunde verstoßen gegen kein einziges Gesetz; sie stehlen völlig legal. Wir machen uns strafbar, wenn wir ihnen etwas wegnehmen. Unterscheidet dein Onkel sich etwa von einem Bankräuber?«
     »Natürlich!« sagte Rose.
     Wollte sie ihn herausfordern? »Wie denn?«
     »Er ist schlimmer. Er denkt sich nichts dabei, einen Mord zu verüben, um zu bekommen, was er will.«
     »Und trotzdem redest du mit ihm, als hätte es nie Streit zwi­ schen euch gegeben …«
     »Nur bis Juanita befreit ist.«
     »Und dann?«
     »Dann muß ich sehen, ob ich einen Dieb gefangen habe.«

    Nach etwa halbstündiger Fahrt sah Dillinger Nachita auf sich zureiten und brachte seinen Wagen zum Stehen. Der Apache zügelte sein Pferd neben ihm.
     »Ich habe sie entdeckt«, meldete Nachita. »Folgt mir lang­ sam.«
     In einiger Entfernung führte ein schmaler Felsrücken wie ein Steg in die Wüste hinaus. Als sie sich ihm näherten, ritt der Alte in eine von der Wüste aus nicht sichtbare Senke hinunter. Dillinger ließ den Wagen hinabrollen und stellte den Motor ab.
     Nachita glitt von seinem Pferd und kletterte wie ein Wiesel den Steilhang hinauf. Dillinger und Rose folgten ihm etwas langsamer. Der Alte machte ihnen ein Zeichen, sich zu ducken, bevor sie die Anhöhe erreichten.
     »Vorsichtig!« flüsterte er.
     Sie blieben

Weitere Kostenlose Bücher