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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Gehorsam gehaßt. Er hatte keine Lust gehabt, sich von irgend jemand herumkommandieren zu lassen. Damals hatte er seinen Urlaub überschritten und war zu zehn Tagen Einzelhaft verurteilt worden – seine erste Haftstra­ fe. Bestand das ganze Leben aus zerbrochenen Hoffnungen? Oder war er jetzt nur viel zu müde, um klar denken zu können?
     Rose, die ihren Lederhut an einer Schnur hängend auf dem Rücken trug, kam auf Dillinger zu. Sie legte ihm mitfühlend einen Arm um die Schultern. Als sie sprach, schwang eine seltsame Bitterkeit in ihrer Stimme mit.
     »Ich finde nichts trauriger als die Ruinen eines Hauses.«
     »Hoffnungen und Träume«, sagte Dillinger. »Zu Trümmern zerfallen.«
     Er wandte sich ab, um wieder in die Wüste hinauszustarren, und Rose folgte seinem Blick. Ihre Schultern berührten sich. Er spürte, daß sie zu zittern begann.
     Es gab so viele Dinge, die er hätte sagen können, während er sie einen Augenblick an sich gedrückt hielt.
     »Komm, wir trinken einen Becher Kaffee«, sagte er statt dessen nur.
     Die anderen saßen in der Nähe des Feuers, als sie zurückka­ men. Zwischen Chavasse und Rivera hatte es offenbar Streit gegeben.
    »Was ist jetzt wieder los?« erkundigte Dillinger sich.
     »Nachita soll plötzlich an allem schuld sein«, antwortete Chavasse.
     »Er ist doch angeblich imstande, einer Fährte zu folgen, nicht wahr?« warf Rivera erregt ein.
     Dillinger schenkte einen Kaffeebecher voll, gab ihn Rose und sah zu Nachita hinüber. Der Alte lächelte dünn. »Wir haben das richtige Pferd verfolgt, aber es ist vom falschen Mann geritten worden. Ein Spiel, das Ortiz sich ausgedacht hat. Er weiß, daß ich euch führe. Daß wir irgendwann zusammentref­ fen werden. Er will, daß dieses Treffen stattfindet, wo und wann es ihm gefällt. Und jetzt sind sechs meiner Brüder tot.«
     »Er hat recht«, sagte Dillinger leise zu Rose. »Wir denken immer nur an unsere Seite. Ich hab vorhin geglaubt, wir hätten gesiegt. Aber für Nachita bedeutet es das Gegenteil, wenn Apachen sterben.«
     Rose drückte schweigend Dillingers Hand, um ihm zu zeigen, daß sie verstanden hatte, aber Rivera wollte nichts davon hören. Er baute sich vor Nachita auf und fragte drohend: »Wohin hat Ortiz meine Tochter verschleppt?«
     Der Alte zuckte mit den Schultern. »Vielleicht reitet er durch die Wüste zu dem Berg, den wir ›Des Teufels Rückgrat‹ nennen. In der Nähe seines Gipfels liegen die Ruinen einer alten Stadt. Dort haben schon Menschen gewohnt, lange bevor mein Volk aus dem kalten Land im Norden gekommen ist. In früheren Zeiten haben die Apachen dort einen sicheren Zu­ fluchtsort besessen.«
     Villa nickte zustimmend. »Ja, davon hab ich auch schon gehört. Manche bezeichnen sie als Stadt der Toten.«
     »Um dorthin zu kommen, muß Ortiz auf dem alten Pfad durchs Gebirge bleiben«, fuhr Nachita fort. »Die Quelle bei Agua Verde ist die einzige Wasserstelle weit und breit. Falls er heute am Weg übernachtet, müßte er sie morgen gegen Mittag erreichen.«
    »Warum hocken wir dann noch hier?« wollte Rivera wissen.
     Chavasse schenkte sich Kaffee nach. »Er hat jetzt fast zwei Tage Vorsprung.«
     »Aber nicht, wenn wir den Weg übers Gebirge abkürzen.« Nachita deutete auf den über ihnen aufragenden mächtigen Gipfel. »Agua Verde liegt auf der anderen Seite. Vielleicht zwanzig Meilen von hier.«
     Dillinger legte eine Hand über die Augen, während er den Gipfel betrachtete. »Ist das überhaupt zu schaffen?«
     »Als junger Mann bin ich mit Geronimo diesen Weg geritten, um uns vor der Kavallerie in Sicherheit zu bringen, die uns über den Rio Grande hinaus verfolgt hat.«
     »Aber das ist schon lange her.«
     »Es war ein großer Ritt.« Nachita drehte sich um und sah erneut zu dem Berg auf. »Ich kenne einen Platz unterhalb des Gipfels, wo wir übernachten könnten. Vielleicht erreichen wir Agua Verde sogar vor Ortiz.«
     Dillinger warf Villa einen fragenden Blick zu. »Was hältst du davon?«
     Der Mexikaner nickte. »Die Quelle in Agua Verde entspringt in der Kapelle. Wenn Ortiz und seine Männer dort ankommen, werden sie dringend Wasser brauchen.«
     »Vielleicht dringend genug, um es gegen mein Kind einzu­ tauschen«, meinte Rivera.
     »Wenn wir’s versuchen wollen, müssen wir sofort aufbre­ chen«, stellte Nachita fest. »Bis Sonnenuntergang bleiben uns noch ungefähr vier Stunden.«
     Dillinger nickte zustimmend. »Aber meinen Chevrolet kriege ich hier

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