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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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vielleicht möglich, ja? Vielen Dank auch.“ Wie üblich nahm sie kein Blatt vor den Mund. Das tat sie nie. Ihre Söhne konnten ein Lied davon singen. Aber da sie inzwischen in der präpubertären Phase waren, setzen sie sich dagegen zu Wehr.
    „Wir wollen aber so werden wie René“, sagte Franzl. „Der ist nicht nur so’n blöder Busfahrer wie du. Der hat es zu was gebracht und kriegt von seiner Firma immer das coolste Spielzeug geschenkt.“
    „Nicht geschenkt, nur geliehen“, sagte René und dachte: Jetzt aber zacko! Sein Magen rumorte bereits wie ein Schiffsdiesel im Leerlauf, und wenn er Punkt 4 noch erfolgreich abschließen wollte, musste er sich beeilen.
    „Du karrst ja bloß Schulkinder durch die Gegend und streitest dich mit irgendwelchen Rentnern über die Fahrpreise“, sagte Moritz zu seiner Mutter.
    „Und dein Elektroschrotthandy kannst du dir sonst wohin stecken“, fügte Franzl hinzu.
    Claudi wollte aufstehen und die beiden Jungs hinausschaffen, bevor Tanja ihnen eine Kopfnuss verpassen konnte, aber René hielt sie am Arm fest und sagte: „Nein, bleibt hier. Ich brauch dich als Zuschauerin.“
    „Ganz sicher nicht“, sagte sie. „Diesen Blödsinn tu ich mir nicht länger an.“
    Da trat ein listiger Ausdruck in seine Augen, und er sagte: „Wenn du hierbleibst, komm ich am Donnerstag auch mit zu deinem Leberstammtisch.“
    „Okay“, sagte sie, setzte sich wieder hin und nahm den Jungs das Telefon weg.
     In den nächsten Minuten verzehrte René alles bis zum letzten Fitzelchen und leckte am Ende sogar noch die restliche Mayonnaise vom Pappteller.
    Danach wurde ihm so übel, dass er dringend an die frische Luft musste. Draußen ging es ihm aber auch nicht besser, im Gegenteil. Eigentlich hatte er erwartet, dass sein geschundener Darm sich gegen die Pommes auflehnen würde. Deshalb trug er vorsorglich eine Windel unter seiner Jeans. Aber es kam gar nicht so weit. Offensichtlich verweigerte sein Gedärm von vornherein jegliche Nahrungsaufnahme, denn es befahl dem Magen, alles wieder auszuwürgen, was er intus hatte, und er gehorchte. Während René sich mit den Armen an einer Hausmauer abstützte und zur Freude seiner Neffen die Pommes und alles andere in einer gewaltigen Springflut wieder ausspie, stützten Claudi und Tanja ihn rechts und links ab.
    Als alles draußen war, wischte er sich den Mund ab und sagte mit einem Ausdruck wilden Triumphs in der Stimme: „Und ich habe gesagt, dass ich Pommes rot-weiß essen werde, und ich habe Pommes rot-weiß gegessen!“
    „Mach das nie wieder, hörst du?“, sagte Claudi und sah ihn böse an.
    „Brauch ich auch nicht“, sagte er. „Der Punkt ist jetzt abgehakt.“
    Am Donnerstag musste René sein Versprechen wahr machen und Claudi zum Lebergesprächskreis begleiten. Obwohl er das für pure Zeitverschwendung hielt. Aber versprochen war versprochen.
    Als sie in dem Stammlokal des Kreises saßen, hechelten Claudi und die anderen zunächst die brandheißen Neuigkeiten durch, die sie von verschiedenen Organisationen erhalten hatten. Und dann ging es auch schon los mit dem Lamento über Leberleiden und Therapiemöglichkeiten, Hoffnungen und Zweifel, Kämpfe und Siege … Claudi war voll in ihrem Element, aber er selbst war kalt bis in die Knochen und saß die meiste Zeit mit verschränkten Armen da.
    Dabei war diese attraktive Blondine eigentlich ganz nett, und ihren Ansichten, die sie ihm ungefragt unterbreitete, stimmte er im Großen und Ganzen zu. Sie hatte nur einen Fehler, aber der machte alles andere wieder zunichte: Sie zeigte Claudi, dass es ein Leben nach der Transplantation gab. Außerdem war sie Mitglied dieser Gruppe. Das allein reichte schon aus, um René misstrauisch zu machen.
    Bei dem selbstgefälligen Burschen mit der Leichenleber im Leib war die Sache von vornherein klar: Er war einer der seltenen Leidensgenosse von René und tat Claudi gegenüber immer so, als würde er sich neutral verhalten. Aber in Wahrheit war er total parteiisch und versuchte sie in ihrem Wahnsinnsvorhaben zu bestärken.
    Irgendwann zeigte er René ein Foto von sich aus früheren Tagen. Da war er noch ein Schwabbel gewesen und quoll oben und unten aus seinem Hosenbund heraus. Jetzt war er gertenschlank. Nur sein Vollmondgesicht erinnerte daran, dass er Immunsuppressiva bekam.
    Zu allem Überfluss krempelte er auch noch die Ärmel hoch und fing an, René seine Lebens- und Leidensgeschichte zu erzählen. Der musste immer wieder die Lippen zusammenpressen in

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