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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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Energiefeld. Ich sehe meine Klienten in ihrer energetischen Gesamtheit, und dafür brauche ich keine Röntgenbilder, Arztbriefe oder Medikamentenpläne.“
    „Aha.“
    „Ich werde auch ein geistiges Reading für dich durchführen“, fuhr sie fort und hielt seinen Blick gefangen. „Dabei sehe ich mir die Ursachen an, die zu deiner inneren und äußeren Zerrissenheit geführt haben, und überlege mir Wege, wie ich sie lösen kann.“
    Danach hielt sie René einen langen Vortrag über den Wandel negativer Glaubensmuster und die Veränderung und Verbesserung der Körperchemie. Ihr Ziel sei die Auflösung sämtlicher Blockierungen, die Sanierung seines Energiefeldes und die Aktivierung seiner körperlichen und seelischen Selbstheilungskräfte, betonte sie immer wieder.
    Er saß wie eine paralysierte Maus da und war außerstande, den Sinn ihrer Worte zu erfassen.
    Das sah sie ihm wohl an der Nasenspitze an, denn sie unterbrach sich irgendwann, fing an zu lächeln und sagte: „Keine Sorge, du musst nicht an meine Fähigkeiten glauben. Wenn du dem Ganzen positiv gegenüberstehst, ist das gut und nützlich, aber notwendig ist es nicht. Ich kann die kosmische Energie auch so auf dich übertragen, einfach, indem ich während der Sitzungen mein Herz öffne und alles, was ist, in dein Energiefeld einfließen lasse. Das wird dadurch angehoben und in Schwingung versetzt, bis dein Körper, dein Geist und deine Seele wieder in Balance sind.“
    René verstand nur Bahnhof, und mittlerweile fragte er sich auch, wie er sie anfangs mit Claudi hatte vergleichen können. Letztere war eine starke und praktisch denkende Frau und außerdem noch der liebste und verständnisvollste Mensch auf der Welt. Aber die hier …
    Was hatte er sich nur von dem Besuch bei ihr versprochen? Ein bisschen Budenzauber, der ihn von seinem Elend ablenkte und sonst keine weiteren Nebenwirkungen hatte? Trost und Zuspruch wie von einem Psychotherapeuten oder einem Psychiater? Oder gar eine Wunderheilung wie bei einer Wallfahrt nach Lourdes?
    „Ich weiß, das alles ist im ersten Moment schwer zu verstehen“, sagte Agnes Windhorst und hüllte ihn mit ihrem Lächeln ein. „Dabei ist es ganz einfach: Dein Energiefeld und überhaupt alles, was du denkst und fühlst und machst, wirkt sich auf dein Leben aus. Veränderst du deine Emotionen und Handlungen, verändert sich auch dein Energiefeld, denn es hängt mit diesen beiden Dingen zusammen. Und die wiederum hängen mit deiner Gesundheit und deinem Wohlbefinden zusammen.“
    René schwieg einen Augenblick. Dann fragte er: „Wie oft müsste ich denn herkommen?“
    „Das hängt von deinem jeweiligen Zustand ab. Du musst einfach sehen, wie die Sitzungen auf dich wirken, und dann selbst die Häufigkeit und den Abstand der Termine festlegen. Da würde ich mich dir anpassen.“
    René war immer noch nicht überzeugt. Außerdem hing ihm der Magen mittlerweile in den Kniekehlen. Er brauchte dringend etwas zu essen, sonst war es aus mit ihm.
    „Eine Erfolgsgarantie kannst du mir wohl nicht geben, was?“, fragte er.
    Da lachte Agnes Wendhorst auf, schüttelte den hübschen Kopf und gab zu: „Nein, das kann ich leider nicht. Manche meiner Klienten tun sich schwer mit dem Ändern von Verhaltensmustern. Anderen hingegen fällt es ganz leicht. Aber ich verspreche dir, dass ich mein Bestes geben werde. Und ich will dir auch nicht verschweigen, dass das im Einzelfall durchaus heißen kann, dass sich jemand damit abfinden muss, dass es keine Besserung für ihn gibt.“
    „Was nimmst du denn pro Sitzung?“
    „75 Euro, und dieses Einführungsgespräch ist frei. Ob du jeweils einen weiteren Termin vereinbarst, entscheidest du selbst von Mal zu Mal. Du bist also vertraglich zu nichts verpflichtet.“
    Das war der Moment, an dem René beschloss, sich die Frau vom Hals zu schaffen. Nicht sofort, aber in absehbarer Zeit.
    Sie war nett, keine Frage, und das, was ihr an gesundem Menschenverstand fehlte, machte sie durch grenzenlose Überzeugung wieder wett. Er wollte sich ja bemühen, ihr zu vertrauen und mit ihr zu arbeiten. Schließlich hatte er nichts mehr zu verlieren. Und selbst wenn sie es nicht schaffte, ihn körperlich zu heilen, würde sie vielleicht sein seelisches Gleichgewicht wieder ins Lot bringen.
    Aber 75 Euro pro Stunde, hallo!? Das war richtig viel Asche. Und wer wusste, was sie ihm sonst noch für einen Esoterikplunder verhökern wollte?
    Fünf Sitzungen, mehr war finanziell nicht drin. Fünf Sitzungen, und wenn

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