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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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Oder meinten sie, dass er die Wahrheit nicht verkraften würde? Auf jeden Fall fanden sämtliche Beratungen über ihn hinter verschlossenen Türen statt, und er selbst war dabei nicht mehr gefragt. Claudi war die Ansprechperson für alles und jeden, nicht er. Gab es einen besseren Beweis dafür, dass er die Kontrolle über sein Leben verloren hatte?
    Andererseits war er verzweifelt, dass Claudi so unglücklich war, und wünschte, er könnte dem Ganzen ein Ende bereiten. Er wünschte, er hätte ihr Geschenk annehmen können, als es ihnen beiden noch halbwegs gut ging und als sie noch ungebunden waren. Aber nun war Ria da, nun war es zu spät.
    „Wenn wir gleich in sein Zimmer gehen, darfst du dich nicht erschrecken“, sagte Claudi und schniefte weiter vor sich hin. „Er wiegt nur noch 60 Kilo und sieht wie das Leiden Christi aus. Und erst seine Augen. Die liegen in tiefen schwarzen Höhlen und flehen einen immer an: Ich hab entsetzliche Schmerzen, hilf mir, bitte, hilf mir! Er wirkt so grau und elend … Ich ertrag das nicht mehr, Leo“, sagte sie, lehnte sich an seinen dicken Bauch und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter.
    Renés Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Nicht nur, weil die beiden sich umarmten und dabei auch noch Mia in ihre Mitte genommen hatten. Auch, weil Claudi Abscheu vor seinem Äußeren zu empfinden schien. Sonst hätte sie niemals diese Ausdrücke benutzt. Ob sein Anblick sie so sehr anwiderte, dass sie ihn am liebsten zurückgeschubst und angespuckt hätte, wenn er sich ihr näherte?
    Jahrelang hatte er sich eingeredet, dass Liebe blind macht, und jetzt stellte sich heraus, dass sie sein Aussehen doch als Zumutung empfand. Dabei hätte ihm eigentlich klar sein müssen, dass eine Sexbombe wie Claudi mit einer Vogelscheuche wie ihm nichts anfangen konnte.
    Und das Schlimmste war: Jetzt behauptete sie auch noch, dass er nicht alle fünf beisammenhabe. Wegen ein paar läppischer Wortfindungs- und Orientierungsprobleme.
    Er wollte so gern böse auf sie sein, aber zu seiner Bestürzung brach sie plötzlich in ein jammervolles Schluchzen aus und sagte: „Das tut so weh, Leo. Er wird immer schwächer. Dabei lieb ich ihn so und würde alles für ihn tun. Dich lieb ich auch, aber nur noch platonisch, mehr wie einen Bruder. René dagegen … Wir sind einfach gut füreinander, verstehst du?“
    Theo küsste ihren Scheitel, strich mit den Fingern über ihre Wange und sagte: „Ja, das verstehe ich. Man hängt sein Herz oft an Dinge, die einem furchtbar wehtun.“
    „Aber René ist kein Ding, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, und wenn er es nicht schaffen sollte, dann ist nicht nur sein Leben kaputt, sondern auch meins. Dann leg ich mich hin und sterbe. Eine Zeit lang dachte ich, dass er mir meinen großen Wunsch doch noch erfüllt. Er hat nicht direkt gesagt, dass er es tun will, aber da war auch kein Nein mehr. Und dann hat er doch wieder einen Rückzieher gemacht. Ich müsste ihn dafür hassen, aber ich lieb ihn immer weiter. Er muss gar nichts dafür tun.“
    „Du möchtest ihm immer noch helfen, stimmt’s? Selbst jetzt, wo ihr Mia habt.“
    „Ja, ich kann nicht anders, und es ist mir egal, wenn die Leute das für Hörigkeit halten und behaupten, dass ich mich für ihn aufgebe. Ich will es nun mal nicht anders haben.“
    Theo zögerte kurz, bevor er fragte: „Dann würdest du also auch für mich …?“ Er ließ den Satz offen.
    Claudia antwortete darauf mit der demoralisierendsten aller möglichen Reaktionen: Sie wich seinem Blick aus und schwieg.
    „Ich meine, wo du gerade gesagt hast, dass du mich …“, fuhr er beklommen fort.
    Erneutes Zögern. Beide hielten den Atem an.
    „Okay, das ist auch eine Antwort“, sagte Theo schließlich und seufzte.
    Da schluchzte Claudi auf und sagte: „Es tut mir so leid, Leo.“
    „Nein, mir tut’s leid. Die Frage war dumm von mir. Ich hab doch gewusst, dass du nein sagen würdest. Es konnte nicht anders sein.“
    „Trotzdem tut’s mir leid, dass ich dich da mit reinziehe. Alles tut mir leid, alles, alles, alles …“
    „Psst, ma perle, psst, es ist alles in Ordnung“, sagte Theo und legte seine Hand sacht und wie zufällig auf ihre Hüfte.
    René schwirrte bei diesem Anblick der Kopf.
    Du Saubazi!, dachte er. Muaßt du mit deine Griffeln oiwei oiss andatschen? Dann wurde ihm schlagartig klar: Der Typ war gar nicht so verpeilt, wie er immer tat. Im Gegenteil, er nutzte die Situation und Claudis momentane Schwäche schamlos aus und

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