Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
Vom Netzwerk:
Spanier verkauft hat, ist doppelter Verrat, an seinem Herrn, dem Kardinal, und an Florenz, denn er muß wissen, daß der Spanier nichts anderes im Kopf hat, als unser Vaterland in die Knie zu zwingen. Darum muß dieser Fall unter Florentinern bereinigt werden, damit haben die Römer nichts zu schaffen.«
    »Und der zweite Grund?«
    »Der ist noch dringlicher, Signor Marchese. Was macht der Bargello, wenn Ihr ihn ruft? Er steckt den Schuft in die Engelsburg, und die pontifikale Justiz macht ihm den Prozeß, ohne daß der Name des Herzogs von Sessa aus gediegenen Gründen auch nur erwähnt werden wird. Was ihn zu neuen Attentaten auf Euch ermuntern wird … Wenn hingegen wir Florentiner diesen Teufelsbraten in der Hand behalten«, fuhr Alfonso mit frommer Miene fort, »dann machen wir ihn zu einer Waffe gegen den Herzog.«
    »Du erwartest also«, sagte ich halb überzeugt, halb verdutzt, »daß ich ihn dir und deiner besonderen Justiz überlasse?«
    »Wenn es Euch genehm wäre, Signor Marchese.«
    »Es ist mir genehm, aber unter einer Bedingung: Da Basilio dem Kardinal untersteht, muß der Kardinal davon erfahren.«
    »Der Kardinal«, sagte Alfonso, »wird davon erfahren, ohne davon zu wissen. Der Kardinal ist Florentiner, er weiß, was Worte ahnen lassen und was Schweigen bedeutet. Außerdem ist die Seele des Kardinals zu schonen. Was für mich nicht gilt, ich bin von vornherein absolviert, weil ich meinem Vaterland und der Kirche diene.«
    »Alfonso«, sagte ich nach einer Weile, »wie kann ich dir meinen Dank ausdrücken? Ohne dich stürbe jetzt nicht nur der arme Tibère.«
    » Niente, niente
, Signor Marchese«, sagte er. »Ich habe Euch nur eine Warnung von Teresa überbracht, sie hatte Djemila geschickt.«
    »Teresa!« rief ich, vor Staunen außer mir. »Woher wußte denn Teresa, daß mein Koch vom Spanier gekauft ist und mich vergiften wollte?«
    »Von Don Luis. Ihr seht, Signor Marchese, es hat mehr Vorteile, als Ihr dachtet, den ›Lebemann zu spielen‹.«
    Wie schon mehrmals gesagt, überspringe ich so mancherlei in diesen Memoiren, habe ich doch genug zu tun, von den unerhörten Begebenheiten meines Lebens wie auch von den großen Ereignissen zu erzählen, in die ich verwickelt war. Und so überlasse ich es dem Leser, sich vorzustellen, mit welcher überschwenglichen Zärtlichkeit ich es Teresa in der Nacht jenes Dienstags vergalt, daß sie mir das Leben gerettet hatte.
    Am nächsten Tag schickte ich Luc zu Fogacer, um ihm sagen zu lassen, daß ich ihn dringend sprechen wolle, doch der Galgenstrick von Page kam erst zwei Stunden später zurück, was ihm unter Mirouls Regime die Peitsche eingetragen hätte.
    »Luc«, sagte ich stirnrunzelnd, »was ist das? Habe ich euch nicht hundertmal verboten, in der Stadt umherzustreunen, wenn ihr auf Botengang geht? Zur Strafe wirst du zwei Tage, mittags und abends, nicht mit mir speisen.«
    »Herr Marquis«, sagte Luc mit anmutiger Verneigung, »be liebt , Euer Urteil auszusetzen, bis Ihr mich gehört habt. Denn ich habe die Backen voll mit umwerfenden Neuigkeiten.«
    »Ich höre.«
    »Unterwegs zum Herrn Abbé Fogacer, kam ich an dem Palast vorüber, wo Seine Hoheit, der Herzog von Sessa, logiert.«
    »Das war aber nicht dein Weg.«
    »Zumindest nicht der kürzeste«, sagte Luc verschmitzt. »Ich hörte aber in der Nähe so großen Lärm und Aufruhr, daß ich den Umweg machte, und nicht etwa aus bloßer Neugier, sondern weil ich mir dachte, Herr Marquis, daß Ihr die Ursache eines solchen Tohuwabohus nicht ungern erfahren würdet.«
    »Se la scusa non è vera, è ben trovata.«
1
    »Ma la scusa è vera«
, sagte Luc, nicht auf den Mund gefallen. »Und die Geschichte ist, wie Ihr sehen werdet, Marquis, für Euch so bedeutsam, daß Ihr, anstatt mich zu bestrafen, mich dafür gerechterweise mit einem Ecu belohnen solltet.«
    »Die Pest über deine Frechheit, Schlingel!« sagte ich halb zornig, halb ergötzt. »Es wäre Belohnung genug, wenn ich deine Strafe aufhöbe, denke ich. Doch nun rede, Junge, rede! Laß dich nicht länger bitten!«
    »Wenn kein Ecu, Herr Marquis«, fuhr Luc mit reizendemHutschwenk fort, »darf ich mir dann Euer Wohlwollen bezüglich einer Gunst erhoffen, um die ich Euch bitten wollte?«
    »Warten wir’s ab. Ich kaufe nicht die Katze im Sack. Wer sagt denn, daß ich deine Verspätung überhaupt belohnen muß? Sprich also, das weitere wird sich zeigen.«
    »Nun denn, Herr Marquis, ich eilte, meinen Ohren folgend, zum Palast des Herzogs von Sessa

Weitere Kostenlose Bücher