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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Brauen gewölbt.
    »Vielleicht sogar vier oder fünf«, fuhr der Bargello ungerührt fort. »Doch einer meiner Männer, der die Dinge an Ort und Stelle beobachtete – Ihr seht ihn hier in Handwerkstracht –, raunte ihm zu, er solle die Farben Eures Hauses nicht weiter kompromittieren, und er hörte sofort auf. Angelo«, wandte sich der Bargello an seinen Spitzel, »erkennst du den Pagen?«
    »

, Signor Bargello«, sagte Angelo, »es ist der blonde.«
    »Wollt Ihr ihn bestrafen?«
    »Das ist nicht nötig«, sagte lächelnd der Bargello. »Er wird aus der Unbesonnenheit seines Alters gehandelt haben, und die wird ihm mit der Jugend vergehen.«
    Hierbei verneigte er sich mit sehr italienischer Eleganz, was ich ohne zuviel Plumpheit zu erwidern bemüht war.
    »Was nun den Basilio angeht«, fuhr er fort, »dessen ausgestellte Leiche den Tumult auslöste: Trifft es zu, daß er Euer Koch war und versucht hat, Euch zu vergiften?«
    Dies bejahte ich rückhaltlos, erklärte aber im weiteren, daßeiner meiner Leute die für mich bestimmte Suppe durch ein Mißgeschick verschüttet habe, daß der Hund meiner Pagen daran verendet und Basilio geflohen sei.
    »Geflohen?« fragte der Bargello, indem er zu Boden blickte.
    »Bevor ich Rechenschaft von ihm fordern konnte, ja.«
    »Habt Ihr ihn suchen lassen, Signor Marchese?«
    »Nein. Ich glaubte nicht an den Erfolg solcher Suche.«
    »Andere haben ihn statt Eurer gefunden«, meinte der Bargello kühl.
    »So scheint es.«
    »Signor Marchese«, fuhr der Bargello fort, »bei der Durchsuchung von Basilios Wohnung fanden wir eine Börse mit zehntausend Dublonen, was darauf hindeutet, daß er in spanischem Sold stand. Kennt Ihr Gründe, weshalb ein spanischer Herr den Basilio gekauft haben könnte, um Euch zu vergiften?«
    »Keinen, Signor Bargello«, sagte ich und blickte ihm in die Augen.
    »Marcello«, fragte der Bargello seinen Schreiber, »hast du die Antworten des Marchese festgehalten?«
    »

, Signor Bargello.«
    »Signor Marchese«, sagte der Bargello, »ich danke Euch unendlich für die Geduld, mit welcher Ihr meine Fragen beantwortet habt.«
    Wir wechselten noch einige Höflichkeitsfloskeln, dann ging der Bargello mit seinen Leuten.
    »Lausebengel!« sagte ich zu Luc, sowie jener fort war, »kümmere dich um deinen Hund, und daß du mir vor vier oder fünf Stunden nicht mehr unter die Augen kommst: für jeden Stein eine Stunde.«
    Ich hätte auch »vier oder fünf Tage« sagen können, und der Leser würde mich vermutlich noch zu nachsichtig finden. Doch mir stand der Sinn nicht nach Strafen, hoch zufrieden, wie ich mit mir, dem Bargello und den Florentinern war. Mit letzteren, weil sie die Verwegenheit aufgebracht hatten, dem Herzog von Sessa seinen Giftpfeil zurückzuschicken, wobei ich weiß blieb wie Schnee; mit dem Bargello, weil er es verstanden hatte, seine Untersuchung mit meiner Beihilfe so zu führen, daß »ein spanischer Herr« beschuldigt wurde, ohne doch den Herzog von Sessa bloßzustellen – was äußerst gefährlich für ihn wie für den Papst gewesen wäre –, und schließlich mit mir, weil ich die Fabelvon der zufällig verschütteten Suppe erfunden hatte, was Don Luis in den Augen des Herzogs von Sessa von jedem Verdacht reinwusch, mich gewarnt zu haben.
    Als Fogacer mich auf den Abend mit seinem Akoluthen besuchte, erstickte er mich fast mit seinen Umarmungen.
    »Ha,
mi fili
!« sagte er und umhalste mich mit seinen endlosen Armen, »ich hätte mich nicht zu trösten gewußt, hättest du heute den Löffel abgegeben. Gott sei Dank, bist du gerettet! Beschützt von Unterrock und Soutane!«
    Ich entwand mich seinen Tentakeln und blickte ihn staunend an, nicht so sehr wegen der Soutane, denn mir war klar, daß Alfonso nicht ohne das – wenn auch stillschweigende – Einverständnis des Kardinals Giustiniani gehandelt haben konnte, doch wegen des Unterrocks, mit dem so offensichtlich Teresa gemeint war, daß ich lieber schwieg aus Furcht, zuviel zu sagen, wenn ich den Mund auftäte.
    »Ei,
mi fili
!« rief Fogacer, aus vollem Halse lachend, »nun bist du stumm wie ein Fisch! Und vorsichtig wie ein Kater vorm Igel! Aber der Himmel ist mein Zeuge, daß deine Vorsicht ganz überflüssig ist. Mir sind die Rollen nämlich nicht unbekannt, die Kardinal Giustiniani, Teresa und Don Luis bei der Geschichte gespielt haben.«
    »Don Luis!« rief ich, baff, daß er auch das wußte.
    »Wer anders als Don Luis hätte denn wissen können, daß der Herzog von Sessa

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