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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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durchgeschlüpft.«
    »Wo hat er sie gesehen?«
    »Jetzt haltet euch gut fest! Es wird nicht einfach.«
    »Wo denn? Sag schon!«
    »In der Metro-Station von Fontainebleau!«
    »In einer Metro-Station?«
    »Aber jetzt ist es doch sechs Uhr, Stoßzeit! Dort wird ein ungeheures Gedränge sein«, rief Méliès aufgeregt.
    »Jede Sekunde ist kostbar. Wenn wir uns diese Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen, dann kommt uns Nr. 103 endgültig abhanden, und dann …«
    »Nichts wie hin!«

200. ENTSPANNUNG
    Zwei dicke Ameisen mit grünen Augen und verzerrter Miene nähern sich einem Wust aus Würstchen, Marmeladegläsern, Pizzas und Sauerkraut.
    »Hähähä, die Menschen schauen grade nicht! Schlagen wir zu!«
    Die beiden Ameisen stürzen sich auf die Mahlzeit. Sie benutzen einen Dosenöffner, um Konserven mit Ragout aufzumachen, sie schenken sich Sektflöten voll Champagner ein und stoßen miteinander an.
    Plötzlich werden sie von einem Scheinwerfer angestrahlt.
    Aus einer Dose kommt eine gelbe Wolke gesprüht.
    Die beiden Ameisen schlagen die Lider hoch und reißen die dicken grünen Augen weit auf. Sie kreischen: »Zu Hilfe!
    HAUSREIN!«
    »Nein, nein, nicht HAUSREIN! Alles, nur nicht HAUSREIN!« Schwarze Rauchwolken.
    »Errrrggggg.«
    Die beiden Ameisen fallen um. Kameraschwenk. Ein Mann hält eine Spraydose mit der fetten Aufschrift: HAUSREIN.
    Lächelnd sagt er in die Kamera: »Bei dem schönen Wetter und den steigenden Temperaturen vermehren sich Kakerlaken, Ameisen und Schaben. Die Lösung dagegen heißt HAUSREIN.
    HAUSREIN erledigt unterschiedslos alles, was in Ihren Schränken wimmelt. HAUSREIN ist für Kinder gefahrlos und zu Insekten erbarmungslos. HAUSREIN – ein neues Produkt des LAC. LAC heißt Effizienz.«

201. VERFOLGUNGSJAGD IN DER METRO
    Sie waren völlig aus dem Häuschen. Jacques Méliès, Laetitia Wells und Juliette Ramirez drängelten sich rücksichtslos durch die Passanten.
    »Haben Sie zufällig eine Ameise gesehen?«
    »Wie bitte?«
    »Sie muß hier entlanggekommen sein, da bin ich mir sicher, die Ameisen mögen das Halbdunkel. Wir müssen in den finsteren Ecken suchen.«
    Jacques Méliès fuhr einen Metrobenutzer an: »Passen Sie doch auf, wo Sie hintreten, Mensch, Sie bringen sie noch um!«
    Niemand kapierte etwas von dem Zirkus.
    »Ich bringe sie um? Wen denn? Was denn?«
    »Nr. 103!«
    Und wie gewöhnlich gingen die meisten Fahrgäste an ihnen vorbei und wollten nichts von den Störenfrieden sehen oder hören.
    Méliès lehnte sich an die gekachelte Wand.
    »Ruhig Blut, eine Ameise in einer Metrostation finden zu wollen, ist wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen.« Laetitia Wells schlug sich an die Stirn!
    »Aber das ist es doch! Warum haben wir nicht früher daran gedacht! Eine Nadel in einem Heuhaufen suchen …«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Wie stellt man es an, um eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden?«
    »Das ist unmöglich.«
    »Aber nein, es ist möglich. Man muß nur die richtige Methode anwenden. Eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden ist kinderleicht: Man zündet das Heu an und fährt dann mit einem Magneten durch die Asche.«
    »Na schön. Aber was hat das mit Nr. 103 zu tun?«
    »Es ist bloß ein Bild. Wir müssen nur die richtige Methode finden. Und es muß eine geben!«
    Sie konzentrierten sich. Eine Methode!
    »Jacques, du bist doch Polizist. Dann bitte erst mal den Stationsvorsteher darum, alle Leute rauszuschicken.«
    »Das tut der nie, es ist Stoßzeit!«
    »Sag ihm, es ist Bombenalarm! Das Risiko, ein paar Tausend Tote auf dem Gewissen zu haben, geht er nie ein.«
    »Okay.«
    »Juliette, sind Sie in der Lage, einen Pheromonsatz zu fabrizieren?«
    »Was für einen?«
    »›Treffpunkt in der hellsten Zone.‹«
    »Kein Problem! Ich kann sogar einen Viertelliter davon herstellen, den wir dann mit einem Zerstäuber versprühen können.«
    »Super.«
    Jacques Méliès war begeistert.
    »Jetzt versteh ich. Du willst auf dem Bahnsteig einen starken Scheinwerfer aufstellen, damit sie zu uns läuft.«
    »Die roten Ameisen in meinem Terrarium sind immer aufs Licht zugelaufen. Warum sollen wir’s nicht probieren …«
    Juliette Ramirez stellte den Duftsatz »Treffpunkt in der hellsten Zone« her und kam mit diesem Aufruf in einem Parfümzerstäuber zurück.
    Über Lautsprecher wurden alle Fahrgäste gebeten, ruhig und geordnet die Station zu verlassen. Alle schoben, drückten, kreischten, schubsten. Jeder für sich und Gott für alle.
    Jemand rief »Feuer!«. Da brach

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