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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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wird.
    Eigentlich weiß niemand so recht, woran man mit den Fingern ist. Außerdem hätten die meisten Belokanierinnen weiterhin geglaubt, daß die Erzählungen über die Finger Märchen seien und es sie nicht gebe, wenn Chli-pu-ni nicht zum Kreuzzug gegen sie aufgerufen hätte.
    Manche Soldatinnen behaupten, daß Nr. 103 683, die Kundschafterin, die schon am Ende der Welt war, sie anführen werde. Über diese erfahrene Feldherrin freuen sich die Truppen.
    Kleine Gruppen machen sich auf den Weg zu den Sälen mit den Zisternenameisen, um sich voller Zuckerenergie zu laden.
    Die Kriegerinnen wissen nicht, wann das Signal zum Aufbruch gegeben werden wird, aber sie stehen alle bereit, und zwar bestens gerüstet.
    Unauffällig mischen sich etwa zehn gottgläubige Rebellinnen unter die bewaffnete Menge. Sie sagen nichts, fangen aber sorgfältig die Pheromone auf, die durch die Säle ziehen. Ihre Antennen beben ohne Unterlaß.

40. DIE GEKIDNAPPTE STADT
    Pheromon: Expeditionsbericht
    Herkunft: Soldatin aus der Kaste geschlechtsloser Jägerinnen
    Thema: schwerer Zwischenfall
    Speichlerin: Aufklärerin Nr. 230
     
    Die Katastrophe hat sich heute am frühen Morgen ereignet.
    Der Himmel hat sich mit einemmal verdunkelt. Die Föderationsstadt Giu-li-kan wurde vollständig von Fingern umzingelt. Die Elitelegionen haben zusammen mit den Truppen schwerer Artillerie sogleich einen Ausfall unternommen.
    Es wurde alles versucht. Vergebens: Einige Grad nach dem Verschwinden der Finger hat ein flaches, hartes Gebilde die Erde aufgerissen und sich gleich neben der Stadt eingegraben, dabei Säle durchschnitten, Eier zermalmt, Gänge zerstört.
    Dann hat das flache Gebilde die ganze Stadt erschüttert und hochgehoben. Ich wiederhole in aller Deutlichkeit: die ganze Stadt hochgehoben! Mit einem Schlag!
    Alles ist sehr schnell gegangen. Wir wurden in eine Art große, durchsichtige, steife Schale geworfen. Unsere Stadt ist auf den Kopf gestellt worden. Die Gebärkammern wurden umgestoßen, die Getreidevorräte sind ausgelaufen. Unsere Eier sind überall hingerollt. Unsere Königin wurde gefangen-genommen und verletzt. Ich verdanke meine Unversehrtheit nur einer Reihe wilder Sprünge, mit deren Hilfe ich rechtzeitig vom Rand der großen durchsichtigen Schale hüpfen konnte.
    Die ganze Luft war vom Geruch der Finger verpestet.

41. EDMONDPOLIS
    Laetitia Wells stellte den Ameisenhaufen, den sie gerade im Wald von Fontainebleau ausgegraben hatte, in ein großes Aquarium. Sie drückte ihr Gesicht an die warme Scheibe.
    Diejenigen, die sie beobachtete, sahen sie offenbar nicht. Die neue Lieferung rotbrauner Ameisen (Formica rufa) wirkte besonders lebhaft. Schon mehrmals hatte Laetitia ein wenig schwächliche Ameisen mitgebracht. Rote Ameisen (Pheidole) oder schwarzgraue Wegameisen (Lasius niger), die in erster Linie verängstigt waren. Sie rührten keine neue Nahrung an.
    Sie flüchteten, sobald die junge Frau die Hand ausstreckte. Und dann gaben sie nach einer Woche den Geist auf. Man darf nicht glauben, daß alle Ameisen intelligent sind, weit gefehlt. Es gibt eine Menge ein wenig geistesschlichte Arten. Die kleinste Unregelmäßigkeit in ihrer alltäglichen Routine, und sie verzweifeln haltlos!
    Diese roten Ameisen benahmen sich hingegen zu ihrer vollen Zufriedenheit. Sie beschäftigten sich ununterbrochen. Sie schleppten Späne hin und her, rieben ihre Antennen aneinander oder balgten sich. Sie steckten voller Leben, viel mehr als alle Ameisen, die sie bisher kennengelernt hatte. Sobald Laetitia ihnen neue Gerichte vorsetzte, kosteten sie davon. Wenn sie einen Finger in das Aquarium steckte, versuchten sie hineinzubeißen oder an ihm hochzuklettern.
    Laetitia hatte den Boden des Wohngefäßes mit Gips ausgelegt, um die Feuchtigkeit darin zu halten. Die Ameisen hatten auf dem Gips ihre Gänge eingerichtet. Links eine kleine Kuppe aus Zweigen. In der Mitte ein Sandstrand. Rechts die von Tälern durchzogenen Moose, die als Garten dienten.
    Laetitia hatte eine Plastikflasche mit Zuckerwasser angebracht, die mit einem Wattestopfen verschlossen war, damit die Ameisen aus dieser Zisterne trinken konnten. In der Mitte des Strands ein Aschenbecher in Form eines Amphitheaters, der mit feingeschnittenen Apfelschnitzen und Tarama gefüllt war.
    Tarama schienen diese Insekten zu mögen …
    Während alle Leute klagen, von Ameisen heimgesucht zu werden, gab Laetitia Wells sich große Mühe, um sie bei sich zu Hause am Leben zu halten. Das Hauptproblem beim

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