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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Weltführer auf unzähligen Gebieten: Zahnpasta, Wachs, Kosmetika …
    Im Block Y wurden die Polizisten bis zu den Labors der Brüder Salta und Caroline Nogards geführt. Deren Labortische lagen, wie sie überrascht feststellten, nebeneinander. Méliès fragte: »Kannten sie einander?«
    Der pickelige Chemiker im weißen Kittel, der sie in Empfang genommen hatte, rief aus: »Sie haben manchmal zusammengearbeitet.«
    »Hatten sie in letzter Zeit ein gemeinsames Projekt?«
    »Ja, aber sie wollten es vorläufig geheimhalten. Sie weigerten sich, mit den Kollegen darüber zu sprechen. Es sei noch zu früh, behaupteten sie.«
    »Worauf waren sie spezialisiert?«
    »Sie waren Generalisten. Sie hatten mit vielen unseren Forschungs-und Entwicklungsbereichen zu tun. Mit Wachsen, Scheuerpulvern, Bastelleimen. Sie waren an allen Anwendungs-bereichen der Chemie interessiert. Sie taten sich oft zusammen, und das mit Erfolg. Doch was ihre letzte Arbeit betrifft, ich sage es noch mal, über die haben sie mit keinem geredet.«
    Cahuzacq kam auf seine fixe Idee zurück und fragte: »Haben sie womöglich an einem Produkt gearbeitet, das die Leute durchsichtig machen kann?«
    Der Chemiker kicherte: »Um die Menschen unsichtbar zu machen? Machen Sie Witze?«
    »Ganz und gar nicht. Ich meine es ganz ernst.«
    Der Spezialist schien verblüfft.
    »Na schön, ich erkläre es Ihnen: Unser Körper kann nie durchsichtig werden. Wir bestehen aus viel zu komplizierten Zellen, als daß ein Forscher, und sei er auch genial, ihn plötzlich so kristallklar wie Wasser werden lassen könnte.«
    Cahuzacq beharrte nicht weiter darauf. Die Wissenschaft war noch nie seine Stärke gewesen. Trotzdem beschäftigte ihn noch etwas.
    Méliès zuckte die Achseln und fragte: »Kann ich die Phiolen mit den Substanzen sehen, an denen sie gearbeitet haben?«
    »Na ja …« »Steht dem etwas im Weg?«
    »Ja. Es war schon jemand da, um sie abzuholen.«
    Méliès las auf einem Regal ein Haar auf. »Eine Frau«, sagte er.
    »In der Tat, eine Frau. Aber …«
    Ganz selbstsicher fuhr der Kommissar fort: »Sie ist zwischen fünfundzwanzig und dreißig. Ihre Körperpflege ist tadellos. Sie ist Eurasierin und ihr Blutsystem funktioniert bestens.«
    »Ist das eine Frage?«
    »Nein. Ich sehe es, wenn ich mir das Haar hier auf dem Regal ansehe, dem einzigen Fleck, an dem kein Staub liegt.
    Irre ich mich?«
    Der Mann war beeindruckt. »Sie irren sich nicht. Wie haben Sie das alles so genau herausbekommen?«
    »Das Haar ist glatt, also vor kurzem gewaschen worden.
    Riechen Sie, es ist noch parfümiert. Die Haarstruktur ist kräftig, stammt somit von einem jungen Menschen. Es hat einen breiten Durchmesser, was typisch für Orientalen ist. Es ist stark gefärbt, also ist das Blutsystem in hervorragendem Zustand. Und ich kann Ihnen sogar verraten, daß diese Frau für das Sonntagsecho arbeitet.«
    »Jetzt nehmen Sie mich aber hoch. Das haben Sie alles an einem einzigen Haar gesehen?«
    Er ahmte Laetitia Wells bei ihrem ersten Gespräch nach:
    »Nein, das hat mir mein kleiner Finger verraten.«
    Cahuzacq wollte beweisen, daß auch er Gespür hatte: »Was hat diese Dame hier mitgehen lassen?«
    »Sie hat überhaupt nichts mitgehen lassen«, antwortete der Chemiker. »Sie hat uns gefragt, ob sie die Phiolen mit zu sich nehmen dürfte, um sie in aller Ruhe zu untersuchen. Aus unserer Sicht hat nichts dagegen gesprochen.«
    Als er den aufgebrachten Kommissar sah, entschuldigte er sich: »Wir haben nicht gewußt, daß Sie kommen und sich auch dafür interessieren würden. Sonst hätten wir sie natürlich für Sie aufgehoben.«
    Méliès machte kehrt und zerrte Cahuzacq mit: »Also, ich glaube, von dieser Laetitia Wells können wir noch viel lernen.«
     

45. TESTFLUG MIT DEM NASHORNKÄFER
     
    Nr. 103 683 sitzt auf dem Nacken des Käfers. Das Luftschiff ist gut vier Schritt lang und zwei breit. Von ihrem Posten sieht sie geradeaus vor sich wie einen vorspringenden Bug das gekrümmte Vorderhorn des Käfers. Es hat viele Aufgaben: Es dient als Lanze, um Bäuche zu durchbohren, als Zielkorn für Säurestrahlen, als Enterhaken, als Rammbock.
    Das unmittelbarste Problem bleibt für die tapfere Soldatin jedoch, wie sie ihr Gefährt lenken soll. Durchs Denken, hatte Chli-pu-ni ihr geraten.
    Also auf zum Versuch. Antennenkontakt.
    Nr. 103 683 konzentriert sich auf den Start. Aber wie soll dieser dicke schwarze Koleopter die Schwerkraft überwinden?
    Ich will fliegen. Also, heben wir ab.
    Nr. 103

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