Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
Vom Netzwerk:
Brüder Salta, Caroline Nogards, MacHarious’ und des Ehepaars Odergin«, sagte Méliès düster.
    Sie schrie: »Sie täuschen sich! Ich bin nicht der Rattenfänger von Hameln. Sie glauben mir nicht? Das ist ein einfaches Ameisennest, das ich mir letzte Woche aus dem Wald von Fontainebleau mitgebracht habe. Außerdem sind sie nie hier herausgekommen, seitdem ich sie da hineingesteckt habe.
    Keine Ameise wird je einem Menschen gehorchen. Man kann sie nicht abrichten. Es sind keine Hunde oder Katzen. Sie sind frei. Verstehen Sie mich, Méliès? Sie sind frei, sie richten sich nur nach ihrem eigenen Kopf, und niemand kann sie beeinflussen oder manipulieren. Das hatte bereits mein Vater begriffen. Sie sind frei. Darum wird dauernd versucht, sie zu zerstören. Es gibt nur wilde und freie Ameisen! Ich bin nicht Ihr Mörder!«
    Der Kommissar achtete nicht auf ihre Proteste und wandte sich an Cahuzacq: »Du nimmst mir das alles mit, den Computer und die Ameisen. Wir werden ja sehen, ob die Größe ihrer Mandibeln den inneren Verletzungen der Leichen entspricht. Du läßt Siegel anbringen und führst die Dame direkt vor den Untersuchungsrichter.«
    Da wurde Laetitia heftig: »Ich bin nicht Ihr Täter, Méliès! Sie täuschen sich schon wieder! Offensichtlich ist das eine Spezialität von Ihnen!«
    Er wollte nicht auf sie hören.
    »Jungs«, meinte er zu seinen Untergebenen, »paßt auf, daß euch nicht eine von diesen Ameisen entwischt. Das sind alles Beweisstücke.«
    Jacques Méliès befand sich im Zustand höchsten Glücks. Er hatte das komplizierteste Rätsel seiner Epoche gelöst. Er hatte den Gral des perfekten Verbrechens gestreift. Er hatte gesiegt, wo sonst niemand Erfolg gehabt hätte. Und er hatte das Motiv der Mörderin: Sie war die Tochter von Edmond Wells, des berühmtesten und besessensten Ameisenanhängers des Planeten.
    Er ging fort, ohne auch nur einmal den lila Blick Laetitias gekreuzt zu haben.
    »Ich bin unschuldig. Sie begehen die größte Dummheit Ihrer Karriere. Ich bin unschuldig.«
     

90. ENZYKLOPÄDIE
     
    ZIVILISATIONSSCHOCK: 53 v. Chr. stürzt sich der General Marcus Licinus Crassus, Prokonsul von Syrien, neidisch auf die Erfolge Julius Cäsars, seinerseits in große Eroberungszüge.
    Cäsar hat seinen Feldzug im Westen bis nach Britannien ausgedehnt, Crassus will den Orient erobern, bis hin ans Meer.
    Er zieht Richtung Osten. Nur liegt das Reich der Parther auf seinem Weg. An der Spitze eines riesigen Heeres greift er es an. Es kommt zur Schlacht von Carrhae, bei der jedoch der Partherkönig Sureiia den Sieg davonträgt. Die Eroberung des Orients ist mit einem Schlag vorbei.
    Dieser Versuch hatte unerwartete Folgen. Die Parther machten zahlreiche Gefangene unter den Römern, die ihnen in ihrem Heer beim Kampf gegen das Königreich der Kuschan dienten. Die Parther wurden ihrerseits geschlagen, und ihre Römer fanden sich als Teil des Heers der Kuschan wieder, die selbst im Krieg mit den Chinesen lagen. Die Chinesen errangen den Sieg, so daß die reisenden Gefangenen schließlich bei den Truppen des Kaisers von China landeten. Dort ist man zwar von diesen weißen Männern überrascht, bewundert aber vor allem ihre Kenntnisse im Bau von Katapulten und anderen Belagerungsmaschinen. Man übernimmt sie, läßt sie sogar frei und gibt ihnen eine Stadt zum Geschenk. Die Heimatlosen heiraten Chinesinnen und machen ihnen Kinder. Als römische Unterhändler ihnen Jahre später anboten, sie in die Heimat zurückzubringen, lehnten sie ab und erklärten, in China glücklicher zu sein.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Bd. 2

91. PICKNICK
    Um der Hitzewelle im August zu entgehen, hatte der Präfekt Dupeyron beschlossen, seine kleine Familie zum Picknick unter dem ländlichen Laubdach des Walds von Fontainebleau zu führen. Die Kinder, Georges und Virginie, hatten sich dafür mit Allzweckschuhen ausgerüstet. Seine Gattin Cécile hatte die Aufgabe übernommen, eine kalte Mahlzeit vorzubereiten, die Charles nun unter den spöttischen Blicken der anderen in einer riesigen Kühlbox transportierte.
    Um elf Uhr morgens war es an diesem Sonntag schon schrecklich heiß. Sie stürzten sich unter die Bäume, Richtung Westen. Die Kinder trällerten ein Liedchen, das sie im Kindergarten gelernt hatten: »Be-bop-a-lula, she is my baby.«
    Cécile war bemüht, sich auf den ausgetretenen Wegen nicht die Knöchel zu verstauchen.
    Dupeyron selbst schwitzte zwar fürchterlich, war aber für

Weitere Kostenlose Bücher