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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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dieses Schuleschwänzen dankbar – weit weg von den Leibwächtern, Sekretärinnen, Pressesprechern und anderen Höflingen jeder Art. Das »Zurück zur Natur« hatte immer wieder seinen Reiz. Als er an einem reichlich ausgetrockneten Bach anlangte, schnupperte er vergnügt die Luft voller Blumendüfte und schlug vor, sich in der Nähe im Gras niederzulassen.
    Gleich erhob Cécile Einwände: »Du findest dich wohl witzig! Hier muß es doch von Mücken wimmeln! Als ob du nicht wüßtest, daß ich die erste bin, die gestochen wird, wenn auch nur eine einzige da ist!«
    »Sie mögen das Blut von Mama, weil es süßer ist«, spottete Virginie und schwenkte den Schmetterlingskescher, den sie in der Hoffnung mitgebracht hatte, die Sammlung ihrer Schulklasse zu bereichern.
    Im letzten Jahr hatten sie mit den Flügeln von achthundert Schuppenflüglern ein großes Bild gemacht, das ein Flugzeug am Himmel darstellte. Dieses Mal wollten sie tatsächlich die Schlacht von Austerlitz nachbilden.
    Dupeyron schlug einen versöhnlichen Ton an. Er wollte sich diesen schönen Tag nicht wegen ein paar Mücken verderben lassen.
    »Na schön, gehen wir ein Stück weiter. Da unten scheint eine Lichtung zu sein.«
    Die Lichtung war ein Viereck voll Klee, so groß wie eine Küche, und daher mit großzügig viel Schatten. Dupeyron stellte seine Kühlbox ab, öffnete sie und holte ein großes weißes Tischtuch heraus.
    »Hier haben wir’s wunderbar. Kinder, helft eurer Mutter, den Tisch zu decken.«
    Er machte sich daran, eine Flasche hervorragenden Bordeaux zu öffnen, und handelte sich damit gleich einen Rüffel von seiner Frau ein: »Gibt’s denn nichts Dringenderes? Die Kinder kabbeln sich schon, und du denkst nur ans Trinken! Kümmere dich doch mal um deine Vaterpflichten!«
    Georges und Virginie bewarfen sich mit Erdklumpen.
    Seufzend rief er sie zur Ordnung:
    »So, das reicht jetzt, Kinder! Georges, du bist der Junge, geh mit gutem Beispiel voran!«
    Der Präfekt packte seinen Sohn am Hosenboden und drohte ihm mit der Hand.
    »Siehst du die? Wenn du weiter deine Schwester ärgerst, fängst du links und rechts eine. Laß dir das gesagt sein.«
    »Aber Papa, sie ist doch schuld, nicht ich.«
    »Ich will nicht wissen, wer. Beim geringsten Streich bist du dran.«
     
    Das kleine Kommando der fünfundzwanzig Aufklärerinnen ist dem Gros der Truppe weit vorausgeeilt und kämmt alles ab. Als Greifarme des Heeres verfügen sie über Strecken-pheromone, mit deren Hilfe die Masse der Kreuzzüglerinnen den besten Weg wählen kann.
    Die Gruppe, die am weitesten vorgerückt ist, wird von Nr. 103 geleitet.
     
    Die Dupeyrons mampften gemütlich unter der Schwüle der Bäume. Die Anstrengung war so groß, daß jetzt sogar die Kinder still waren. Madame Dupeyron rollte die Augen und brach das Schweigen: »Ich glaube, hier gibt es auch Mücken.
    Jedenfalls sind es Insekten. Ich höre Gesumm.«
    »Hast du schon einmal einen Wald ohne Insekten gesehen?«
    »Ich frage mich, ob dein Picknick eine so gute Idee war«, seufzte sie. »Wir hätten es an der Normandieküste viel besser gehabt. Du weißt doch, daß Georges Allergien hat!«
    »Ich bitte dich, hör auf, den Kleinen zu beglücken. Du machst ihn noch endgültig zum Schwächling!«
    »Aber hör doch! Insekten – und zwar überall.«
    »Keine Sorge, ich habe daran gedacht, ein gutes Insektenspray mitzunehmen.«
    »Ach, gut … Und welche Marke?«
     
    Signal einer Aufklärerin: Nicht identifizierte Gerüche aus Nordnordost.
    An nicht identifizierten Gerüchen mangelt es nicht. Davon gibt es auf der weiten Welt Milliarden. Aber der besonders dringliche Tonfall der Botin löst bei dem Kommando sofort Alarm aus. Reglos verharren sie in Lauerstellung. In der Luft schweben wenig geläufige Düfte.
    Eine Kriegerin läßt ihre Kiefer rasseln, überzeugt, einen Geruch nach Waldschnepfe aufgespürt zu haben. Antennenkontakt, es wird beratschlagt. Nr. 103 ist der Meinung, man solle trotzdem vorrücken, und sei es, um das Tier zu identifizieren. Alle nehmen ihrem Ratschlag zufolge Aufstellung.
    Die fünfundzwanzig gehen dem Aroma bis zu seiner Quelle nach. Sie landen auf einem großen, bedeckten Platz, einem ganz ungewöhnlichen Ort mit weißem Boden, der von winzigen Löchern übersät ist.
    Bevor etwas unternommen wird, gilt es Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Fünf Aufklärerinnen laufen zurück, um auf den Gräsern die chemische Fahne der Föderation zu hinterlassen.
    Es genügen ein paar Tropfen

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