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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Cécile Dupeyron feuern die Artilleristinnen ihre Säuresalven ab. Die einzige Wirkung ist, daß drei junge Läuse massakriert werden, die sich gerade dort einnisten wollten.
    Eine weitere Gruppe Artilleristinnen konzentriert ihre Schüsse auf eine dicke rosafarbene Kugel. Woher sollen sie wissen, daß es sich um die große Zehe einer Frau handelt, die aus einer Sandalette vorlugt?
    Sie werden sich etwas anderes einfallen lassen müssen, denn die Ameisensäure ist den Menschen ungefähr so abträglich wie Limonade, und jetzt sind neue grüne Wolkenformationen aus Insektenspray dabei, in den belokanischen Reihen schwer zu wüten.
    Sucht ihre Löcher … keift Nr. 9, eine Botschaft, die sofort von allen wiederholt wird, die Erfahrung mit Kämpfen gegen Säugetiere und Vögel haben.
    Tapfer stürmen mehrere Legionen auf die Titanen ein.
    Entschlossen hauen sie ihre Kiefer in die Textilfasern und verursachen große Schäden an einem Baumwoll-T-Shirt und an einer Shorts aus dem gleichen Gewebe. Das Sweatshirt von Virginie Dupeyron (30 % Acryl, 20 % Polyamid) stellt sich hingegen als regelrechte Rüstung heraus, bei der die Ameisenzangen keinen rechten Erfolg erzielen.
     
    »Ich hab eine in der Nase. Aua!«
    »Schnell, das Insektenspray!« »Wir können das Insektenspray doch nicht auf uns selbst anwenden!«
    »Zu Hilfe!« stöhnte Virginie.
    »Was für eine Plage!« rief Charles Dupeyron und versuchte mit der Hand die Käfer zu zerstreuen, die um seine Familie herumbrummten.
    »Wir werden doch nie mit diesen Unge…«
     
    …heuern fertig. Sie sind zu groß, zu stark. Sie sind unbegreiflich.
    Fieberhaft besprechen Nr. 103 und Nr. 9 am Hals des jungen Georges die Lage. Nr. 103 fragt, ob man exotische Gifte mitführe. Nr. 9 erwidert, es gebe da was, Wespen-oder Bienengift. Sie wolle es gleich holen. Die Schlacht tobt noch, als sie zurückkommt und zwischen den Beinen ein Ei voll der gelben Flüssigkeit hält, die normalerweise aus dem Stachel der Bienen kommt.
    Wie willst du es ihm eingeben? Wir haben doch keinen Stachel.
    Nr. 103 antwortet nicht. Sie haut ihre Kiefer in das rosige Fleisch und gräbt sie so tief wie möglich hinein. Diesen Vorgang wiederholt sie mehrere Male, denn das Gelände ist gleichermaßen weich als auch widerstandsfähig. Ja, endlich!
    Sie braucht nur noch die gelbe Flüssigkeit in das rote, brennende Loch zu gießen.
    Hauen wir ab.
    In der Geländefalte gibt es kein Ausruhen. Das Riesentier wird von Krämpfen gepackt, es würgt, zittert und macht viel Lärm.
    Georges Dupeyron knickt mit den Knien ein, dann kippt er zur Seite.
    Georges wird von den kleinen Drachen niedergestreckt. Georges fällt. Vier Legionen Ameisen verlieren sich in seinen Haaren, aber anderen gelingt es, seine sechs Löcher zu finden.
    Nr. 103 ist beruhigt.
    Diesmal gibt es keinen Zweifel. Sie haben einen erwischt!
    Mit einem Schlag quält sie die Angst vor den Fingern nicht mehr. Wie schön es ist, wenn eine Angst vorbei ist! Sie fühlt sich frei.
    Georges Dupeyron liegt am Boden und rührt sich nicht mehr.
    Nr. 9 stürmt vor, klettert auf sein Gesicht und krabbelt über die rosige Masse.
    So ein Finger ist ja eine regelrechte Landschaft. So wenig sie davon auch abläuft, macht es doch mindestens hundert Schritt in der Breite und zweihundert in der Länge aus!
    Es gibt dort alles: Höhlen, Täler, Berge, Krater.
    Nr. 9, die mit den längsten Mandibeln des Kreuzzugs ausgestattet ist, glaubt, daß der Finger noch nicht vollständig tot ist. Sie erklimmt die Augenbrauen, bleibt an der Nasen-wurzel genau zwischen den beiden Augen stehen, an der Stelle, die bei den Hindus »drittes Auge« heißt. Sie hebt die Spitze ihrer rechten Mandibel.
    Die Klinge blitzt in den Sonnenstrahlen wie ein herrliches Excalibur. Dann gräbt sie sie mit einem trockenen Schlag, tscht!, so weit wie möglich in die rosige Masse.
    Mit einem schmatzenden Geräusch macht Nr. 9 ihren Chitinsäbel wieder los.
    Sofort spritzt ein roter Geysir unterhalb ihrer Antennen hoch.
     
    »Liebling! Schau, Georges sieht gar nicht gut aus!«
    Charles Dupeyron ließ die Dose ins Gras fallen und beugte sich über seinen Sohn. Die Farbe seiner Backen hatte ins Pfingstrosenrot gewechselt, er atmete mühsam. Ameisen liefen in ganzen Trauben auf ihm herum.
    »Er hat einen allergischen Schock!« rief der Präfekt aus. »Er braucht schnell eine Spritze, einen Arzt …«
    »Verschwinden wir von hier, schnell!«
    Ohne sich die Zeit zu nehmen, ihre Picknickutensilien einzusammeln,

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