Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Anfang und schnitt durch das Land, schneller, als das Heer dahinter marschieren konnte. Bald brannte es überall im westlichen Vorland.
»Das wird sie aufhalten«, sagte Darnamur. »Sie verbauen sich selbst den Weg mit dieser Feuerwand.«
Die Fackeln verschwanden hinter den größeren Flammen. Ein leichter Wind trug Brandgeruch heran. Darnamur packte einen Kobold, der sich an ihm vorbei auf dem Wehrgang in Richtung Torturm zwängte.
»Wie lang dauert es noch, bis Smatras Maschine bereit ist?«, fragte er.
Der Kobold, einer von Smatras Helfern in fettverschmiertem Kittel, zog den Kopf zwischen die Schultern. »Muss Stunden heizen, bis es schießen kann«, erwiderte er. »Wenn die groben Riesen es erst mal aufgestellt haben, heißt das.«
Darnamur ließ den kleinen Burschen los, der sogleich weitereilte. Heute Nacht würden sie auf Smatras Maschine verzichten müssen. Wenn sie überhaupt etwas taugte. Darnamur gab Befehle an die Offiziere aus und stellte sicher, dass alle Mauern und Türme gleichmäßig besetzt waren. Womöglich wollte Hagaz mit seinem feurigen Aufmarsch nur ablenken, sodass er die Stadt umgehen und von unerwarteter Seite zuschlagen konnte.
Darnamur wartete.
Bald tauchten die Fackeln wieder auf. In langen Kolonnen bewegten sie sich zwischen den Bränden, auf Pfaden, die aus der Ferne kaum zu sehen waren. Die Straßen waren passierbar geblieben.
»Das sind erheblich mehr als zwölftausend«, stellte ein Nachtalb fest. »Dieser Goblingeneral muss unterwegs eine Menge Verstärkung gesammelt haben.«
»Ein Goblinhauptmann«, berichtigte Darnamur den Alb. »Nur der Hohe Rat vergibt die neuen Titel. Wir wollen unsere Feinde ja nicht durch eine Beförderung belohnen.« Er rang sich ein Grinsen ab und verfolgte weiter den Aufmarsch des Heeres.
Dranjar war in den Gängen des Palastes unterwegs und befragte die Gnome, die hier Dienst taten oder auf Beobachtungsposten saßen. Er zog sogar Erkundigungen bei Wachen und Dienern ein. Es war eine ermüdende Aufgabe. Und eine Zeitverschwendung.
Unter den Goblins im Palast verbreitete sich rasch, dass Hagaz’ Heer eingetroffen war. So erfuhr auch Dranjar davon. Der Krieg hatte begonnen. Dranjar fluchte und setzte seine Nachforschungen fort. Er wäre lieber draußen gewesen und hätte sich um die Truppen gekümmert. Aber solange Hagaz nur aufmarschierte, gab es dort ohnehin nicht viel zu tun.
Wann immer Dranjar an einem Fenster vorbeikam, warf er einen Blick hinaus. Aber von hier sah man nur friedliche Innenhöfe. Bathas Spur hatte ihn vom Ratssaal aus immer tiefer in den Palast geführt.
Er wusste inzwischen, dass seine Kameradin auch später noch gesehen worden war, weit von der Ratshalle entfernt. Mehrere Gnome auf Spähposten hatten verfolgt, wie sie die Korridore entlanggeschlichen war. Die genaue Zeit ließ sich schwer feststellen. Beobachtungen kurz vor der Ratssitzung vermischten sich mit solchen, die eindeutig nach Bathas letztem offiziellen Auftritt stattgefunden hatten. Doch allmählich schälte sich ein Bild heraus.
Batha hatte einen Trupp Goblins verfolgt, und mehrere Zeugen hatten Mataz und Fitwiz erkannt. Darnamur hatte recht gehabt mit seinem Verdacht.
Ein gutes Stück hinter den Goblins war Batha in abgelegenere Trakte des Palastes vorgedrungen. Allem Anschein nach hatte man sie zuletzt auf einer Treppe gesehen, die in die Keller führte. Dort verlor sich ihre Spur.
Der Trupp von pelzigen, lärmenden Gestalten, denen sie gefolgt war, musste mehr aufgefallen sein als die Gnomin. Wenn Dranjar nach den Goblins fragte und nicht mehr nach Batha, fand er womöglich leichter heraus, wo seine Kameradin abgeblieben war. Ihm graute bei dem Gedanken, alle diensthabenden Gnome erneut abzuklappern.
Da hörte er Fanfaren, ganz aus der Nähe. Es war das Signal vom Warpelturm, dem Landeplatz für geflügelte Geschöpfe innerhalb der Zitadelle. Das konnte nur eines bedeuten: Ganoch war zurückgekommen.
Einen Augenblick lang fühlte Dranjar sich hin- und hergerissen. Dann lief er nach draußen.
Als Darnamur keuchend die Treppe heraufkam und auf die Plattform trat, waren Ganoch und Dranjar schon dort. Sie standen nebeneinander und unterhielten sich. Zwei rote Drachen hockten am Rand des Turms. Sie krallten sich an den Steinen fest, während sie einander anzischten und nacheinander tatzten. Die Vilas auf ihrem Rücken wirkten verloren, zu klein und zu ätherisch, um die großen Echsen zu lenken.
Darnamur trat neben seinen Stellvertreter und legte ihm
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