Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Schar ihn zurückholen. Selbst wenn dieses Unternehmen kaum Aussicht auf Erfolg hatte, so trug der Aufbruch allein schon Hoffnung in die Herzen der Finstervölker. Er brachte sie zusammen und minderte die Spannungen. Deswegen hatte Darnamur dafür gesorgt, dass dieses Ereignis gebührend bekannt gemacht und als Spektakel aufgezogen wurde.
Es war fast so, als würde Witos Hinrichtung in aller Form zurückgenommen. Was auch immer daraus werden mochte, es war ein hoffnungsvolles Symbol für die Stadt und ein guter Einstieg für den neu gegründeten Hohen Rat. Aber es weckte auch unangenehme Erinnerungen in Darnamur, und er wandte den Blick ab, als Werzaz auf das Tor zuging.
Stattdessen beobachtete er die Menge, glänzende Augen, die den Weg der drei Helden verfolgten, bis sie dem Sog aus dem Tor, das der Scharfrichter schuf, nicht mehr standhalten konnten.
Darnamur spürte, wie der finstere Riss in der Wirklichkeit sich wieder schloss. Er blickte zur Richtstätte empor. Nur der Scharfrichter stand noch dort und seine Bewacher. Werzaz, Audan und Magati waren fort. Sie waren freiwillig gegangen, aber letztendlich waren sie ebenso verbannt wie all die Verurteilten der Schwarzen Fei, die ihnen vorangegangen waren.
Der Scharfrichter beugte sich langsam vor, um seine Krücke aufzunehmen. Dabei kreuzte sein Blick sich mit dem von Darnamur.
›Ich habe getan, wie Ihr gefordert habt, Herr.‹ Darnamur hörte die Stimme der Kreatur an seinem Ohr. ›Ich diene dem Herrn der Stadt. Ich bin ein Werkzeug. Ist es gut?‹
Darnamur wandte sich ab. »Bringt ihn fort«, befahl er den Wachen.
Der Scharfrichter humpelte die Stufen herab. Die Menge stand noch einen Augenblick da. Darnamur hörte sie flüstern. Er wandte sich von dem Schafott ab und blickte seinen Leutnant an.
»Um wieder auf Batha zu kommen«, sagte er. »Halte die Augen auf nach ihr. Sie sollte auf den Hohen Rat achten. Die Späher im Ratssaal haben Batha zuletzt auf dem Flur gesehen. Seither hat sie sich nicht wieder gemeldet. Ich wünschte, Ganoch wäre hier. Er war der Hauptmann meiner Geheimpolizei, seitdem ich unsere Vereinigung gegründet habe.«
»Die Stadt haben wir in der Tasche«, befand Dranjar. »Wir brauchen Ganoch hier nicht. Und es ist Zeitverschwendung, wenn Batha sich mit diesen Ratsherren abgibt. Du hattest den Rat doch nur gegründet, damit die Last sich auf viele Schultern verteilt. Er sollte uns keine zusätzliche Arbeit machen.«
»Ja«, sagte Darnamur. »Aber das geht nur so lange gut, wie die Beine unter diesen Schultern nicht in die falsche Richtung laufen.«
»Wenn die Beine in die falsche Richtung laufen, schneiden wir sie ab«, erwiderte Dranjar. Er legte die Hand auf das Heft seines Kurzschwerts.
»Wenn alle Beine gleichzeitig loslaufen, kommen wir mit dem schneiden nicht nach«, sagte Darnamur. »Das sollte Batha verhindern. Wir müssen Absprachen im Rat unterbinden, bis alle Völker sich daran gewöhnt haben, den Gnomen zu folgen.« Er schaute sich auf dem Platz um, dann beugte er sich näher zu Dranjar und sagte: »Vielleicht schaust du als Erstes auf Marschall Mataz und General Fitwiz. Die beiden Goblins haben die Sitzung heute Abend vorzeitig verlassen. Sie haben nicht mal mehr ihre Beförderung abgewartet, und ich bin mir nicht sicher, ob sie sich mit wohlklingenden Titeln bestechen lassen. Wenn die beiden was vorhaben, will ich es wissen.«
Dranjar lachte. »Die Goblins? Wenn die etwas vorhaben, wirst du es wissen! Goblins sind einfach zu dämlich für eine geheime Verschwörung. Bathas Zehennägel sind schlauer als die beiden!«
13. K APITEL:
G OBLINS VOR DEN T OREN …
Drei Gründe gibt es, warum die Goblins uns treu sind. Der erste ist, dass wir ihnen tagtäglich reiche Nachtalben heraussuchen, bei denen sie plündern können. Sie haben keinen Grund, sich gegen uns zu stellen, solange wir sie mit Dingen beschäftigt halten, die ihnen Freude bereiten.
Zweitens nehmen die Goblins uns Gnome nicht wirklich ernst. Jeder Goblinhauptmann hofft darauf, selbst irgendwann die Macht an sich zu reißen. Sie stellen sich also nicht gegen uns, weil sie die Nachtalben für die größere Gefahr halten und wir Gnome ihnen gegen die Alben helfen.
Und drittens stellen sie sich nicht gegen uns, weil sie drei Hauptmänner haben. Jeder von ihnen will alleine herrschen, doch ein jeder gebietet über fast dieselbe Truppenstärke. Der Hauptmann, der den ersten Zug macht, wird zwei Hauptleute gegen sich haben, und er wird verlieren, während
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