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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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die beiden anderen die Sache unter sich ausmachen. Darum wagt keiner, als Erster loszuschlagen.
    Und darum können wir auf die Treue unserer Goblins zählen, solange sich an diesen drei Bedingungen nichts ändert.
    B ATHA , DIE G NOMIN , D ARNAMURS L EUTNANT ,
IM K RIEGSRAT DER G NOME
    »Vorsicht damit! Vorsicht! Vorsicht!«
    Smatra kapriolte am Boden herum, und sein Stab sprühte Funken. Hoch über ihm baumelte ein großer Behälter aus Stahl an dicken Trossen vom Tor des Blutes herab. Das Ding sah aus wie ein gewaltiges Fass, so groß, dass hundert Kobolde darin Platz gefunden hätten. Es hatte einen Kranz von Löchern am einen Ende, und Hebel und Klappen und Ventile überall sonst.
    Die Arbeiter, über die der Kobold sich ereiferte, standen in sicherer Entfernung zu seiner Funkenpeitsche. Sie bedienten die großen Hebelkräne, die man auf der Torbefestigung aufgebaut hatte, oder lenkten mit Stöcken und Händen die Führung der Taue. Goblins hangelten sich wagemutig über die Ausleger und forderten sich gegenseitig heraus, die notwendigen Handreichungen auf möglichst gefährliche Weise zu leisten.
    Zwischen den Kränen, auf der Plattform, war eine Lafette montiert, ein mit Zahnrädern und Lagern zu bewegendes Gestell, auf das die riesige Eisentonne aufgesetzt werden sollte. Darnamur stand bei Smatra, der all das konstruiert hatte, aber er hielt genug Abstand, um bei dem wilden Herumgehüpfe nicht selbst einen Schlag abzubekommen. Ringsum hatte sich eine große Menge Volk auf dem Drauzwinkel versammelt, um ein Schauspiel ganz anderer Art zu erleben.
    »Smatra«, rief Darnamur. »Was machen eigentlich deine Blitzstäbe? Ich brauche Waffen für das Fußvolk!«
    Der Kobold hörte kurz damit auf, herumzuspringen und zu schreien. »Das braucht eine Weile, eine Weile«, sagte er. »Aber bis deine Menschen den Speerkampf gelernt haben, bin ich damit auch fertig.«
    »Womöglich solltest du dich lieber darum kümmern, als beim Hochziehen von diesem Pott zuzuschauen?«
    Smatra hüpfte auf und ab und fuchtelte mit der Funkenpeitsche. »Ist ein empfindliches Gerät, ist es, kein Pott, kein Pott!«
    Er hielt kurz inne, fasste sich mit der Linken ans Ohr und knetete es. »Aber was ist es eigentlich?«, sagte er. »Braucht einen Namen, braucht es, wenn es jetzt zum Einsatz kommt. Mein Kind. Meine Erfindung. Wie wär’s mit ›Dampfdruckbolzenschussgerät‹?« Er wackelte mit dem Kopf. »Oder ›Feuergetriebener Mechanischer Pfeilschützenregimentsersatz‹?«
    Darnamur verzog das Gesicht. »Du solltest mir Waffen bauen, keine Namen, Smatra«, erwiderte er.
    »Feuer!«, rief einer der Goblins vom nächsten Wachturm.
    Smatra sprang hoch und klatschte in die Hände. Dabei löste er seine Funkenpeitsche aus. Kleine Blitze sprangen in die Finger des Kobolds über. Smatra überschlug sich mit einem Kreischen und kam kichernd wieder auf die Beine. Seine abstehenden Haare zitterten und sträubten sich noch mehr. Blaue Funken tanzten zwischen den Spitzen.
    »Feuer! Feuer!«, kreischte er. »Ja, ein Feuer entzünden wir in dem Kessel, Kessel!«
    Darnamur wandte sich ab und blickte besorgt Richtung Stadt. Es ging auf Mitternacht zu. Er sah weder Rauchschwaden zu den tief hängenden schwarzen Wolken emporsteigen, noch spiegelte sich darin ein größerer Brand wider.
    »Feuer in der Ebene!«, schrie die Wache auf dem Turm. »Fackeln!«
    »Sie kommen!«, rief eine weitere Wache auf den Mauern.
    Darnamur seufzte.
    »Bring dein Pfeil-was-auch-immer in Stellung, Smatra«, sagte er. Dann ging er auf die nächste Treppe zu und eilte zu den Zinnen hinauf. Die Gnome und Goblins in seiner Nähe folgten ihm.
    Smatra kobolzte unter den Lastarmen der Kräne umher und brachte die Arbeiter mit seinen Zurufen durcheinander.
    Von den westlichen Wällen neben dem Tor hatte man einen weiten Blick über das Land. Darnamur sah nichts als Dunkelheit unter dem schwer verhangenen Himmel. Haine und Felder und die frisch gepflanzten Hecken in der Ferne ließen sich nur erahnen.
    Er wartete.
    Bald glommen die ersten Funken am Horizont, rot und gelb, breiteten sich aus, zogen wie ein Schwarm Glühwürmchen über das Land. Hagaz’ Heer war da.
    Dann veränderte sich das Licht. Die glühenden Punkte flossen zusammen, wurden heller, verwoben sich zu einem dichten Teppich. Vereinzelte Lohen stiegen höher zum Himmel auf.
    »Sie stecken die Pflanzungen in Brand!«, rief ein Gnom neben ihm entsetzt.
    Das Feuer breitete sich aus. An vielen Stellen zugleich nahm es seinen

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