Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
haschte sie gar einen Speer aus der Luft und zerknackte ihn zwischen den Kiefern.
Ein zweiter Anflug, ein zweiter Feuerstoß. Reine, prasselnde Flammen. Darnamur spürte keine zehrende Magie, nichts Unreines in Raudbrunas Lohe. Ein kleiner Drache mit einfachem Feuer. Darnamur stieß den Atem aus und merkte erst jetzt, dass er ihn beim ersten Angriff angehalten hatte.
»Raudbruna braucht eine Rast«, sagte die Vila. »Sie hat keine Flammen mehr.«
»Das reicht«, rief Darnamur gegen den brausenden Wind. »Wir haben ihre Aufmerksamkeit. Nur noch tiefe Überflüge.«
Die Vila nickte und kreiste über dem Goblinlager. Unten liefen die Goblins umher, schwankend zwischen Flucht und Angriff. Pfeile prasselten gegen die Schuppen des Drachen.
»Hagaz!«, brüllte Darnamur so laut er konnte. »Hagaz! Ein Gruß für dich!«
Sie kreisten. Ein Pfeil schlug durch Raudbrunas Flügel und ließ einen Regen von schwarzem Blut nach oben fortspritzen. Zwei heiße Tropfen trafen Darnamur im Gesicht.
Der Drache brüllte wütend und sackte ab. Ein weiterer Feuerstoß kam aus seinem Rachen und wälzte sich über den Boden, erfasste mehrere Goblins und steckte ihre Kleidung in Brand. Die Vila zerrte heftig an den Zügeln, aber der Drache schlug mit dem Leib auf und schrammte schleifend und malmend über die Erde, in etwa dort, woher der Pfeil gekommen war. Der Aufprall war so hart, dass Darnamurs Zähne aufeinanderschlugen.
Goblins liefen schreiend auseinander. Raudbruna fuhr mit ihrem langen Hals nach links und rechts, packte sie im Flug und zerknackte Helme und Panzer zwischen den Kiefern. Andere Goblins streckte sie mit den harten Flügelkanten nieder.
Als der Drache wieder aufstieg, blieb eine Furche unter ihm zurück, in der tote Goblins mit zerschmetterten Gliedern lagen.
Keine weiteren Geschosse folgten ihnen.
»Hagaz!«, rief Darnamur wieder. Seine Zähne schmerzten. »Wo ist der feige Wurm, der diesen Haufen räudiger Pelzrücken hierher geführt hat?«
Ein Trupp schwer gerüsteter Goblins formierte sich mitten im Lager. Schilde und lange Lanzen schlossen sich zu einem stachligen Wall. Ein großer Goblin stand zwischen den Kriegern und brüllte Befehle. Darnamur machte die Vila darauf aufmerksam.
»Einmal darum herum, dann hoch über die Gruppe. Abstand halten.«
Die Vila nickte. Sie murmelte dem Drachen immer noch beruhigende Laute zu.
In einem weiten Kreis flogen sie über den Trupp hinweg.
»Drachenreiter«, hörte Darnamur den großen Goblin rufen. »Komm nur her. Wir werden dir die Flügel stutzen.«
»Wir kommen in Frieden, Hagaz«, rief Darnamur zurück. »Deine Familie möchte dich in Daugazburg willkommen heißen.«
Und mit diesen Worten griff er in seinen Sack, holte einen Goblinkopf hervor, zielte so gut wie möglich und warf. Das grausige Geschoss landete mitten zwischen den Kriegern.
Darnamur griff wieder in den Sack und holte zwei weitere abgetrennte Häupter hervor, die er beim nächsten Überflug warf. Als der Drache ein drittes Mal über Hagaz’ Leibwache hinwegflog, hörte Darnamur den Goblin brüllen, laut und wütend und so wild, dass man keine Worte verstehen konnte. Es war eine Mischung von Flüchen und Drohungen, die sich überschlugen.
Darnamur ließ die Vila zur Stadt zurückfliegen, und der tobende Goblinhauptmann blieb hinter ihm zurück.
Die Goblins rannten blindlings gegen die westlichen Wälle von Daugazburg an. Hagaz und seine Hauptleute trieben sie voran, trieben sie mit Schlägen und Schwerthieben aus dem erst halb aufgebauten Heerlager in die Schlacht.
Die Goblins auf der Mauerkrone empfingen die Angreifer mit Salven von Pfeilen, die sie mit ihren Kurzbögen abschossen. In dichten schwarzen Schwärmen regneten die kurzen Geschosse auf die anstürmenden Goblins hinab. Die Angreifer erwiderten den Beschuss, aber die meisten ihrer Geschosse prallten nutzlos von den Zinnen ab.
Nach einem verlustreichen Sturm über die Ebene erreichten sie die gewaltigen Mauern. Die Angreifer hatten nichts weiter als leichte Sturmleitern und Wurfanker. Die Leitern reichten gerade auf halbe Höhe der Befestigungen rund um das Tor des Blutes. Hagaz hatte seine Krieger in die Schlacht geführt, ohne auf das schwere Belagerungsgerät zu warten, und er trieb sie noch weiter an.
Eine Angriffswelle nach der anderen schickte er die viel zu kurzen Leitern hinauf. Auf der letzten Sprosse angelangt, krallten die Goblins sich mit Füßen und Klauen in die Lücken zwischen den Mauerquadern und kletterten an
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