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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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sie Bleidan mit hineinziehen.
    Aldungan schüttelte kummervoll den Kopf. »Ach ja, die Hinrichtung. Dieser Gnom. Du hast sie dir angesehen? Das enttäuscht mich. Du willst doch wohl nicht anfangen, dich in höfische Händel ziehen zu lassen? Ich habe schon deine Tante auf diese Weise verloren, und sie war eine so begabte Schülerin. Bleib lieber hier im Turm und studiere schön und lass die Welt da draußen für sich selbst sorgen.«
    Er schüttelte wieder den Kopf, ging an Frafa vorbei und stieg die Treppe hinab.
    »Ich werde die Samen jetzt gleich besorgen!«, rief Frafa.
    »Es ist gut, Frafa«, murmelte Aldungan. Er wedelte beiläufig mit der Hand.
    Die junge Nachtalbe stand ratlos auf dem Treppenabsatz. Wollte ihr Meister damit ausdrücken, dass der Auftrag sich erledigt hatte oder dass sie ihn wie angeboten erledigen sollte?
    Sie strich sich über den Kopf, und wieder rieselte Farbe aus ihren Haaren. Frafa überlegte, ob sie nicht lieber in ihr Zimmer zurückkehren und sich dort einschließen sollte, bevor das nächste Unglück über sie hereinbrach. Plötzlich lächelte sie.
    Immerhin hatte sie gestern Bleidan ein wenig besser kennengelernt. Vielleicht reichte ihre Bekanntschaft aus, damit er sie nun in seinem Studierzimmer empfing und ein wenig richtige Magie lehrte?
    Darnamur schritt durchs Pidon-Tor und ließ die Türme hinter sich. Jetzt befand er sich in der Vorstadt, dem neuesten Viertel von Daugazburg. Die Vorstadt war nur von niedrigen Erdwällen geschützt und wirkte verloren zu Füßen der gewaltigen Mauern um die Oberstadt. Einige kleine Goblin-Forts erhoben sich inmitten der Siedlung. Dazwischen standen kleine und gewöhnliche Häuser: drei- oder viergeschossige Ziegelbauten mit gleichmäßig verteilten Fenstern. Zu dieser späten Nachmittagsstunde waren die Straßen fast leer. Menschenkinder spielten in der Gosse.
    Darnamur folgte den schmalen Straßen und trat durch eine ungeschützte Türöffnung in ein dunkles Treppenhaus. Über knarrende Stufen stieg er bis ins oberste Geschoss zu seiner Wohnung. Dort schloss er die gut gesicherte Türe hinter sich. Es war nicht das beste Stadtviertel, aber Darnamur lebte gern hier. Neben den Menschen fand man hier vor allem Gnome und Kobolde und keine Nachtalben.
    Die Wohnung bestand aus einem einzigen Raum, der ziemlich kahl aussah. Waffen hingen an den Wänden, eine Truhe mit seinen Habseligkeiten stand an der Wand gegenüber der Tür. Auf dem Boden in der Mitte des Zimmers lag eine doppelte Strohmatte mit einer Decke. Ein eisernes Kaminrohr kam in einer Ecke aus dem Boden und verschwand in der Decke.
    Darnamur legte sich auf den Rücken, mitten in der verriegelten leeren Kammer, und schloss die Augen. Es war spät geworden. Er hatte Versammlungen besucht und mit vielen Gnomen geredet. Witos Verbannung hatte sie aufgebracht. Viele, die vorher zu Witos Grünen Landen gezählt hatten, wollten am liebsten gleich zu den Waffen greifen und ihrem Unmut Luft machen …
    Es klopfte an der Tür, und Darnamur schrak hoch.
    Durch den schmalen, sorgsam mit braunem Glas abgedichteten Spalt gleich unter der Dachschräge fiel kein Licht mehr ein. Er musste mehrere Stunden geschlafen haben. Es klopfte erneut, und Darnamur erkannte das vertraute Muster.
    »Ja?«, fragte er.
    »Ich bin’s, Dranjar.«
    Darnamur stand auf und öffnete die Tür.
    »Ganoch schickt mich«, rief Dranjar sofort. »Du sollst in den Drachen kommen. Die Fei …«
    Darnamur packte seinen Leutnant und zerrte ihn zu sich ins Zimmer. Er spähte in das Treppenhaus und schlug dann die Tür zu. »Nicht da draußen«, fauchte er Dranjar an. »Was ist los?«
    Dranjar holte Luft. »Ein neuer Erlass. Die Fei verbietet alle politischen Vereinigungen!«
    »Und?«, fragte Darnamur.
    Dranjar zuckte die Achseln. »Das sollte ich dir ausrichten. Ganoch will die Einzelheiten vortragen, im Drachen.«
    »Uns betrifft das weniger«, bemerkte Darnamur gleichgültig. »Wir waren schon immer im Untergrund.« Er richtete rasch seine Sachen, dann verließen die beiden Gnome die Wohnung.
    Die Vorstadt wirkte selbst zu dieser Stunde verschlafen. Die meisten Bewohner arbeiteten in den älteren Stadtvierteln, oder sie schliefen tatsächlich. Die Menschen von Daugazburg hatten sich im Lebenstakt der Finstervölker ihre eigenen Nischen geschaffen.
    Wolken zogen über den Sternenhimmel, und mitunter blinzelte der Mond dazwischen hervor.
    Als sie das Pidon durchschritten und zwischen hohen Festungsmauern und aufragenden Türmen

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