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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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überhaupt keine Einzelheiten zum weiteren Schicksal der Verschwörer vereinbart.«
    »Selbst die Fei hat ihn damals nur in den Kerker geworfen!«
    »Und jetzt ist sie tot«, sagte Darnamur. »Das ermuntert mich nicht eben, in politischen Dingen ihrem Beispiel zu folgen.«
    Frafa zitterte. Sie richtete sich vor dem Schreibtisch auf, ballte die Hände zu Fäusten. »Aber …«, stotterte sie. »Ihr könnt ihn nicht umbringen! Ich habe Euch geholfen. Ihr könnt jetzt nicht einfach allein entscheiden.«
    Darnamur öffnete den Mund, schluckte dann aber seine Erwiderung herunter. Er neigte den Kopf und schaute Frafa an. Sie trug Balgir wie einen Gürtel um die Hüfte geschlungen. Ihr Kleid war zerknittert. Ein paar Strähnen standen ihr vom Schopf ab.
    »Du hast recht, Frafa«, sagte Darnamur schließlich. »Ich kann das nicht allein entscheiden. Es ist eine Angelegenheit des Rates. Viele Ratsmitglieder sind beunruhigt über das, was Bleidan getan hat. Leuchmadans Kästchen, verstehst du?«
    »Leuchmadans Kästchen ist dort, wo Ihr es immer aufbewahrt habt«, erwiderte Frafa. »Bleidan ist nicht einmal in seine Nähe gekommen.«
    »Aber er hat es versucht«, sagte Darnamur. »Er wusste ja nicht, dass du ihm eine Fälschung bringst. Verstehst du, Frafa? Leuchmadans Kästchen ist für viele ein Grund zur Sorge. Es verleiht Macht, und nur die Nachtalben können sie nutzen. Mit dem Kästchen hätten Bleidan und die Alben den Rat stürzen können. Menschen und Nachtmahre, Kobolde und Vilas sind zutiefst erschüttert über diesen Verrat. Der Versuch ist gescheitert, doch er hat gezeigt, was Bleidan tun wollte .«
    »Bleidan wollte den Rat nicht stürzen«, sagte Frafa. »Er wollte … einfach nur mehr Einfluss gewinnen. Und das Kästchen hätte er zum Wohle der Stadt gebraucht.«
    Darnamur grinste. »Er wollte mich stürzen. Du kannst nicht erwarten, dass du mich mit diesem Einwand für ihn gewinnen kannst.«
    »Aber das ist kein todeswürdiges Verbrechen. Und es war nicht gegen den Rat gerichtet.«
    »Du hast erlebt, wie rasch zwischen Bleidan und seinen Freunden das Misstrauen wuchs, als es um das Kästchen ging«, sagte Darnamur. »Kannst du dir nicht vorstellen, was der Gedanke an dieses Artefakt im Rat bewirkt? Selbst diejenigen, die mit meinem Vorsitz nicht zufrieden sind, empfinden Unbehagen, wenn sie sich diese Macht in den Händen eines Nachtalbs vorstellen.«
    »Ich halte diese Macht jeden Tag in den Händen«, wandte Frafa ein.
    »Ja«, sagte Darnamur. »Das könnte noch ein Problem geben. Wir sollten diesen Punkt im Rat ein wenig vage halten. Es ist ärgerlich genug, dass ich im Zusammenhang mit Bleidans Verschwörung das Vorhandensein des Kästchens offiziell zugeben musste. Aber ein Gnom kann die Magie darin nicht nutzen. Solange klar ist, dass ich die Kontrolle über das Kästchen habe, dürfte der Rat es dulden.«
    Er sprang von seinem Stuhl herunter und ging um den Schreibtisch herum. »Viele im Rat fordern Bleidans Tod. Die Entscheidung darüber liegt nicht mehr bei dir oder bei mir. Ein Gerichtsausschuss wurde eingerichtet. Es ist für uns beide besser, wenn du weder deine Verbindung zu dem Kästchen noch zu Bleidan allzu deutlich werden lässt.«
    Darnamur beäugte misstrauisch Balgir, der von Frafas Hüfte aus zurückstarrte. Die Augen der Echse waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Der Kopf folgte lautlos Darnamurs Bewegungen.
    »Kann ich denn gar nichts tun?«, fragte Frafa. »Ich wollte Bleidan nicht töten!«
    »Du wirst bald im Rat sitzen. Wie ich es dir versprochen habe. Du wirst die Leute kennenlernen, die über Bleidans Schicksal entscheiden. Sieh zu, was du erreichen kannst. Allerdings stehst du selbst nah an dem Abgrund, in den Bleidan gestürzt ist. Ich rate also zur Vorsicht.«
    »Ich dachte«, bemerkte Audan mutlos, »man könnte seinen Traum lenken, wenn man erst einmal erkannt hat, dass man träumt.«
    Die drei Gnome waren nun schon tagelang in Witos Felsenlabyrinth unterwegs auf der Suche nach einem Ausgang. Sie hielten nach einem Pass Ausschau, nach einer Siedlung – was auch immer sich an hilfreichen Wegmarken aus der Wirklichkeit in diese Traumlandschaft übertragen ließ. Aber ihre Hoffnung hatte sich nicht erfüllt. Die Landschaft blieb karg und einsam, von steilen Hängen gesäumt, die nur wenige Wege offen ließen.
    Nach einer Weile hatten Audan und Magati beinahe vergessen, dass sie auch ein anderes Labyrinth kannten, ein Labyrinth, das immer noch über ihnen liegen musste,

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