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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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steht für überhaupt keine Partei. Sind wir jetzt so weit, dass ein Gnom die Vertreter der Nachtalben ernennt?«
    »Ihr solltet froh sein, dass Alben überhaupt noch Einlass finden hier«, warf ein Nachtmahr ein. »Nachdem sie eben erst eine Verschwörung angezettelt haben, um den Rat zu stürzen.«
    »Eine Verschwörung aus Eurer Partei, Grefan«, bemerkte Tomgar. »Alle Verschwörer waren Fortschrittsfreunde . Es wäre an der Zeit, dass der Einfluss dieser zweifelhaften Gruppe beschränkt wird.«
    »Ich habe mich an keiner Verschwörung beteiligt!«, ereiferte sich Grefan.
    »Weil Ihr ein Nörgler seid, Grefan«, sagte Salvan beißend. »Und viel zu dumm. Bleidan wäre nie auf den Gedanken gekommen, Euch einzuweihen.«
    »Lenken wir nicht ab.« Der Alb, der mit einigem Abstand neben Salvan saß, warf diesem einen giftigen Blick zu. »Es geht um die Ernennung. Das Mädchen hat im Hohen Rat nichts zu suchen. Sie ist Darnamurs Handpuppe. Sie hat keinerlei eigene Macht und keine Unterstützung.«
    »Ganz genau!« Grefan erhob sich und trat auf Frafa zu. Er legte eine Hand auf ihren Arm, wandte das Gesicht aber den Ratsherren zu. Es war die Geste eines Sklavenhändlers, der auf dem Markt über seine Ware sprach, und Frafa schnappte empört nach Luft.
    »Wenn ihr das zulasst«, sagte Grefan, »zeigt ihr deutlich, dass diese Versammlung nichts weiter ist als ein Marionettentheater. Ich setze mich nicht neben ein Kind und eine Schülerin und tue so, als wäre sie meinesgleichen. Und wenn ich sie eigenhändig hinauswerfen muss!«
    Er grub seine Finger so tief in ihren Arm, dass es wehtat. Frafa machte einen Schritt zurück, aber Grefan hielt sie eisern umklammert und zerrte sie Richtung Tür. Andere Ratsmitglieder sprangen auf und redeten durcheinander. Darnamur hieb mit seinem Holzklotz auf das Pult, dann griff er nach der Glocke.
    Frafa sträubte sich. Sie sah Darnamur an, spürte den Schmerz in ihrem Arm. Wut stieg in ihr auf. Darnamur hatte ihr einen Platz im Rat zugesichert, sie hierher gebracht, und nun ließ er zu, dass man sie vor aller Augen demütigte! Sie wollte sich losreißen, aber Grefan war stärker.
    »Du …« Sie versuchte, mit der Linken seine Hand von ihrem Arm zu schlagen. Etwas regte sich in ihr. Frafa schlug mit dem Leib und mit ihrer Essenz!
    Grefan schrie auf und riss seine Hand fort.
    Darnamur hatte schon die Glocke angehoben, um die Ordner zu rufen. Jetzt sah er gebannt zu und ließ sie wieder sinken.
    Es war still geworden im Saal. Nur Grefans Wimmern schnitt durch die Luft, und alle sahen ihn an. Er hielt seine Hand hoch erhoben, und schwarzes totes Fleisch blätterte davon ab, rieselte als Asche zu Boden. Frafa rückte eilig von ihm weg.
    »Was … was«, stotterte er. Er schaute Frafa an. »Was hast du getan …«
    Seine dunklen Augen waren weit aufgerissen. Er sah zu, wie die Auszehrung sich ausbreitete. Sie erfasste seine ganze Hand. Ein Finger fiel ab, verdorrte, während er fiel, und zerstäubte zu Asche, als er am Boden aufkam. Die Haut am Handgelenk löste sich in Schuppen.
    Frafa schlug die Hand vor den Mund. Ganz unwillkürlich und ohne nachzudenken hatte sie mit ihrer Essenz die Bewegung nachvollzogen, die sie seit vielen Mondläufen tagtäglich immer wieder vollführte. Die Bewegung, mit der sie die Lebenskraft aus Leuchmadans Kästchen riss und im Äther verteilte.
    Grefans Gesicht war grau geworden. Er schien sich zu konzentrieren. Aber die Auszehrung wanderte langsam seinen Arm empor, und Haut und Fleisch und Knochen wurden zu Asche. Frafa sah mit ihren anderen Sinnen, wie Grefans Lebenskraft von ihm fortstäubte und den Leib mitriss.
    »Helft mir!«, stieß Grefan hervor. »Ich kann … es nicht aufhalten!«
    »Oho«, meinte Salvan spöttisch. »Wie kann das sein? Der Zauber eines Kindes ohne eigene Macht? Ausgeschlossen, dass so etwas den großen Grefan zu Fall bringt!«
    Grefans Freunde traten zu ihm. Sie legten die Hände auf seinen Leib. Einer riss den Ärmel ab, damit sie die Auszehrung besser sehen konnten. Frafa spürte Magie. Aber es war Grefans Lebenskraft, die zerfiel, und keiner dieser Alben kannte sich damit aus.
    Bleidan könnte ihn retten, dachte Frafa. Sie sah sich im Raum um, sagte aber nichts. Sie las Entsetzen auf den Gesichtern mancher Ratsmitglieder, neugierige Anteilnahme oder hämische Freude bei anderen.
    Grefans Arm war nur mehr ein kleiner Stumpf. Es floss kein Blut, nichts Lebendes war an der Wunde zu sehen. Nur tote Asche, die abflockte und weiter den

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