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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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winziges, zerbrechliches Geschöpf. Von seinen Freunden verraten und verlassen. Hilflos und verwundet.
    Frafas Sinne waren nicht fein genug, um bei einem so kleinen Wesen und durch die tarnende Salbe hindurch die Aura genauer zu untersuchen. Aber sie dehnte ihre eigene Essenz ein wenig aus, sodass ihre Lebenskraft die seine durchdrang und nährte. Sie hoffte nur, dass der Gnom ihr nicht auf der Hand starb, bevor sie ihn vom Platz schmuggeln und sich ein wenig besser um ihn kümmern konnte.
    Dranjar wankte in Darnamurs Arbeitszimmer und ließ sich schwer auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen.
    »Wir haben ihn nicht gefunden«, sagte er.
    Darnamur nickte. Er hätte davon erfahren, wenn es anders wäre.
    »Aber er kann unmöglich entkommen sein«, fuhr Dranjar fort. »Er muss tot auf dem Platz liegen.«
    »Ich werde es nicht glauben, solange ich keine Leiche sehe«, erwiderte Darnamur. »Niemand weiß besser als wir, wie leicht ein Gnom überall durchschlüpfen kann.«
    »Er hatte einen Armbrustbolzen im Leib und ist acht Meter in die Tiefe gestürzt«, sagte Dranjar.
    »Und als er unten ankam, war er noch kräftig genug, um die Größe zu ändern. Und nach allem, was ich gehört habe, saß der Bolzen weit außen. Nur ein Streifschuss über den Rippen. Sprechen wir es ruhig aus: Du hast die Sache verpatzt.«
    Dranjar schüttelte den Kopf. Er sah müde aus, aber es lag ein Hauch von Triumph in seiner Stimme. »Ich habe es richtig gemacht. Ganoch hat vielleicht noch gelebt, als er unten ankam. Aber nicht mehr lange. Da war Gift an dem Bolzen, und du weißt, wie das wirkt.«
    »Gift?« Darnamur runzelte die Stirn.
    »Du wolltest ihn tot sehen«, sagte Dranjar. »Also habe ich Gift eingesetzt. Um sicherzugehen.«
    »Großartig. Das heißt also, wenn wir seine Leiche doch noch finden, dann fangen unsere Probleme erst an. Gift macht keinen guten Eindruck. Damit dürfte es uns schwerfallen, das Ganze als Unfall darzustellen.«
    »Warum?«, fragte Dranjar. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und hielt sich den Leib. Seine Stimme klang leise. »Wir können jederzeit sagen, der Schütze hatte noch Reste vom Krieg gegen die Goblins an der Waffe. Das macht es umso mehr zu einem Unfall, besser als ein gezielter Schuss. Wer weiß schon, wie lange das Gift wirksam bleibt. Ich hab mir alles genau überlegt.«
    Dranjar verstummte und tat einige schwere Atemzüge. Darnamur musterte ihn mit gerunzelter Stirn.
    »Ich glaube auch nicht, dass es Fragen gibt«, fuhr Dranjar endlich fort. »Selbst von meinen eigenen Leuten weiß kaum jemand, worum es wirklich ging. Ich musste nur ein wenig Unruhe inszenieren, damit einer der Eingeweihten einen Vorwand zum Schuss bekommt. Ich hätte ihn lieber selbst mit dem Dolch verletzt, aber es ging etwas durcheinander. Dadurch wirkte es allerdings auch glaubwürdiger.«
    »Also gut.« Darnamur trat an sein Regal. Er holte Unterlagen heraus. »Ich werde meine Vorkehrungen treffen. Aber wir können nicht ewig darauf warten, ob und wie Ganoch noch einmal auftaucht. Wir müssen an die Zukunft denken. Und das bedeutet, du musst so schnell wie möglich aufbrechen, General Dranjar. Ganochs Truppen brauchen Führung, und du musst vor Ort dafür sorgen, dass Ganochs Verschwinden nicht zu Unruhen führt.«
    Darnamur breitete die Papiere aus, Landkarten von Leuchmadans Zinnen, Truppenaufstellungen. Dranjar beugte sich vor. Er stützte den Kopf auf die Hände.
    Darnamur erklärte ihm, was zu tun war. Dranjar hörte schweigend zu.
    Bis sein Kopf mit einem lauten Poltern auf die Tischplatte schlug.
    »Dranjar?«, fragte Darnamur.
    Sein Leutnant bewegte sich nicht.
    Darnamur sprang von seinem Stuhl und rannte um den Schreibtisch. Er hob Dranjars Oberkörper hoch. Ein Blutfleck blieb zurück, wo der Kopf des Gnoms gelegen hatte. Blut lief ihm aus dem Mund, und die Augen waren weit aufgerissen.
    Darnamur starrte dem Toten fassungslos ins Gesicht. Dann stützte er Dranjar gegen die Lehne des Stuhls und schrie, bis die Wachen hereinkamen. Und auch danach beruhigte er sich noch lange nicht.

22. K APITEL:
D ER K ERKER DES S CHARFRICHTERS

    Die Revolution hat viele tapfere Anführer verloren. Helden, die wir schmerzlich vermissen. Unsere Feinde möchten jubeln über diese Schwäche. Sie wittern eine Gelegenheit, dem Rat des Volkes die Macht wieder zu entreißen.
    Aber sie mögen sich hüten!
    Jetzt ist nicht die Zeit, um nachzugeben. Wir müssen Stärke zeigen. Wir müssen die Feinde von Rat und Revolution spüren

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