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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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immer.
    ›Ich bringe Leuchmadan dazu, seine schlimmsten Feinde zu mir zu schicken. Die Mächtigen, die ihr Rückgrat nicht beugen wollen. Der Scharfrichter nimmt sich ihrer an. Aber in Wahrheit bringt er sie zu mir. Die gefallenen Großen. Die gestürzten Mächtigen. Denen es ergeht, wie es mir dereinst erging. Leuchmadan glaubt, der Scharfrichter dient ihm. Ha!
    Aber ich helfe seinen Feinden, wenn sie hierherkommen. Ich zeige den Stolzen und den Starken all die Schrecken, damit sie erkennen, was ich erkannt habe. Dann können sie lernen, was ich gelernt habe. Oder sie finden einen ehrenvollen Tod, unbesiegt, wenn sie sich um keinen Preis fügen oder zurückweichen wollen.
    Den wenigen aber, die lernen wollen, zeige ich, wie sie wenigstens ihre reine Seele bewahren, unbeschadet hinter den Mauern und Türen ihres Geistes. Wie sie sich in eine List flüchten und eine Hülle zurückschicken können in die Welt, um Leuchmadan zu täuschen, um den Herrn von Daugazburg zu täuschen. Eine Hülle, gebrochen. Aber in Wahrheit, in ihrem Geist, tief in ihrem eigenen Innersten, da sitzen sie, triumphieren und pflegen den klaren Edelstein ihrer Seele genau wie ich. Keine Folter kann sie erreichen. Und niemand, niemand kann sie sehen!‹
    Darnamur hatte in rascher Folge Ämter und Beförderungen zur Abstimmung gestellt, und jetzt, nach der abendlichen Sitzung, eilte er zwischen den Ratsmitgliedern umher und traf Vereinbarungen.
    Seine Stimme klang schrill, seine Augen zuckten unstet. Es fiel Frafa schwer, den Gnom zu lesen, aber etwas war anders als sonst. Vielleicht hatte es mit General Ganoch zu tun, nach dem immer noch überall in der Zitadelle gesucht wurde. Oder mit diesem anderen Gnomenoffizier, von dessen Tod Frafa gehört hatte.
    Sie hatte kaum Aufmerksamkeit dafür übrig, denn sie hatte ihre eigenen Schwierigkeiten.
    Gestern hatte sie es geschafft, diesen Gnom aus der Zitadelle heraus und in ihren Turm zu bringen. Aber er war krank und verwundet. Seine Knochen waren an vielen Stellen gebrochen, und ein Fieber tobte in ihm.
    Irgendwann zwischendrin hatte er seine normale Gestalt angenommen, aber Frafa glaubte nicht, dass Ganoch überhaupt verstand, wo er war. Sie hatte seine Pfeilwunde verbunden. Aber sie wusste, dass sie ihn nicht heilen konnte.
    Sie konnte ihn am Leben halten, einige Tage vielleicht, einfach indem sie ihm Lebenskraft übertrug. Aber nur ein Meisterheiler hätte seine Brüche richten können oder das Gift bannen, das in seinen Adern tobte und ihn kraftlos auf sein Lager fesselte.
    Und wo sollte sie einen solchen Heiler finden, in einer Stadt, in der es kaum noch Zauberer gab? Für einen Gnomengeneral, der überall gesucht wurde?
    Frafa hatte Ganoch im obersten Geschoss des Turmes untergebracht, gleich unter dem eingestürzten Dach und in einer Kammer, die sich abschließen ließ. Und den ganzen Tag hatte sie nur bei ihm gesessen und nicht gewusst, was sie tun sollte – worauf sie sich da überhaupt eingelassen hatte!
    Sie konnte nur froh sein, dass Salvan nicht nach Hause gekommen war. Aber er war den ganzen Tag fort gewesen, weil er sich unbedingt die Belohnung verdienen wollte, die für Ganochs Ergreifung zu erwarten stand, und das war ein weiteres Problem, für das sie eine Lösung finden musste.
    Am liebsten wäre sie also dieser Ratssitzung ferngeblieben, aber sie hatte Angst, dass dies erst recht auffiele. Und nun saß sie die ganze Zeit unruhig da, fragte sich, was daheim in ihrem Turm vorging, und wartete auf den Augenblick, da sie endlich den Saal verlassen konnte.
    Gerade als sie aus der Ratshalle traten und Frafa überlegte, wie sie wohl Salvan abschütteln konnte, der sich ihr ausgerechnet jetzt angeschlossen hatte, da kam Darnamur auf sie zu. »Frafa! Salvan!«, rief er. »Euch wollte ich sprechen.«
    Frafa blieb stehen. Sie wagte kaum, den Kopf zu heben. War er ihr bereits auf die Spur gekommen? Unwillkürlich wanderte ihre Hand zum Hals, wo Balgir wie ein Schal über ihren Schultern hing. Das Taschentier zischelte.
    »Warte doch gleich in der Kanzlei auf mich, Frafa«, fuhr Darnamur fort. »Ich habe etwas mit dir zu bereden.«
    Frafa stand starr da, und die Furcht schnürte ihr die Kehle zu. Aber Darnamur beachtete sie nicht weiter. Er schaute Salvan an. »Und mit Euch ebenfalls, Salvan. Ich brauche zuverlässige Leute. Viele Schultern sind nötig, um das zu tragen, was Ganoch und Dranjar geleistet haben.«
    Frafa atmete auf. Würde Darnamur so mit ihr reden, wenn er ahnte, dass sie den

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