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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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die Züge des Zauberers.
    Und vom Eingang her hörte Darnamur einen entsetzten Aufschrei: »Ein Gnom! Ein Gnom hat den Zauberer ermordet!«
    Die Tür ging auf, und eine Nachtalbe trat ein. Überrascht blickte Wito vom Schreibtisch auf. Die Albe war klein und zierlich, und dichtes schwarzes Haar umrahmte ihr Gesicht. Sie trug ein unauffälliges braunes Kleid und wirkte unter all den Räten und Beamten in der Zitadelle fehl am Platze. Und auf ihrer Schulter saß eine Echse, die genauso aussah wie Daugrulas Taschentier.
    Wito starrte die Albe an. In diesem Augenblick drängte hinter ihr eine Wache herein. Verlegen ergriff der Wachsoldat das Wort: »Herr Vorsitzender, entschuldigt. Sie wollte auch diesen anderen Alb mit hereinbringen, und ich weiß nicht, ob das in Ordnung ist.«
    »Und warum ist es in Ordnung, wenn sie unangemeldet hereinkommt?«
    »Oh.« Der menschliche Wachposten lief rot an. »Ihr kennt ja noch nicht … Ich meine, Herr Darnamur hat bestimmt … Fräulein Frafa hat uneingeschränkten Zugang und einen Schlüssel für den Turm.«
    »Frafa.« Wito erinnerte sich … Darnamur hatte diesen Namen erwähnt. Die Albe verwaltete Leuchmadans Kästchen, und sie war sogar Mitglied im Rat.
    »Wo seid Ihr gewesen?« Wito wandte sich an die Albe. »Ich habe gehört, Ihr habt eine Aufgabe im Turm?«
    Frafa knickste. »Vorsitzender Wito«, sagte sie. »Der Vorsitzende Darnamur hat mich fortgeschickt, um einen Magier zu suchen, der unsere Truppen gegen die Völker des Lichts führen kann. Ich bin zurück. Und ich habe Meister Aldungan mitgebracht, den letzten der Zauberfürsten.«
    »Oh.« Witos Gedanken überschlugen sich. Hatte Darnamur ihm davon erzählt? Jetzt war Darnamur verschwunden, und Wito war mit seinen Fragen allein.
    Er hörte aufgeregte Stimmen auf dem Gang. Beinahe jede Fraktion des Rates hatte ihre Vertreter an allen Zugängen zum alten Turm der Fei postiert. Die Tür seiner Amtsstube war einer dieser Zugänge, und es klang so, als wäre draußen auf dem Flur ein Tumult im Gange. »Bringt ihn rein! Sofort!«, befahl Wito der Wache.
    Der Mensch führte einen hochgewachsenen Alb in einer dunkelblauen Robe ins Zimmer. Eine Aura von Alter umgab ihn – und etwas anderes. Wito versuchte, Aldungan zu mustern, aber sein Blick schien die Gestalt nicht recht aufnehmen zu wollen. Er fühlte sich an Baskon erinnert, den Wardu, den untoten Diener Leuchmadans, mit dem er einst zusammen auf einer Mission gewesen war. War es etwa die Aura mächtiger Magie, die seine Sinne vernebelte?
    Aber bei der Fei hatte er dergleichen nie erlebt, und dieser Aldungan, so angesehen er auch war, konnte unmöglich mächtiger sein als die einstmalige Herrin von Daugazburg.
    Wito zögerte kurz, dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. Womöglich wirkte jede Magie eines Mächtigen ein wenig anders auf den Betrachter.
    Wito erhob sich von seinem Platz und ging dem Besucher entgegen. Er war sich nicht ganz über die Etikette im Klaren. Einst war Aldungan ein Fürst gewesen, aber jetzt war Wito selbst der höchste Würdenträger der Stadt. Wito entschied, ihm als Gleichrangigen zu begegnen.
    »Wir verlangen, bei dieser Unterredung dabei zu sein«, rief ein Nachtmahr durch die Tür. Es war ungewöhnlich, dass dieses Volk so laut das Wort ergriff.
    »Genau!«, zeterte ein Kobold. »Ein Fürst, ein alter Fürst. So nah bei Leuchmadans Kästchen. Man kann ihm nicht trauen.«
    »Schließt die Tür«, befahl Wito seinen Wachen. Dann wandte er sich seinem Besucher zu. »Willkommen, Herr Aldungan. Es freut mich, dass Ihr Euch entschieden habt, Daugazburg in der Stunde der Bedrängnis beizustehen.«
    Aldungan nickte und schaute sich in der Kanzlei um. Wie selbstverständlich trat er an Witos Schreibtisch und blätterte durch die Papiere. Achtlos ließ er sie dann wieder fallen und sah aus dem Fenster.
    Die Spitzel vor Witos Arbeitszimmer würden ihren Herren eiligst Bescheid geben. Es blieb nicht viel Zeit für ein vertrauliches Gespräch, bevor der halbe Rat sich dort draußen versammelte und Einlass begehrte.
    »Meine Hilfe gibt es nicht umsonst«, sagte Aldungan.
    »Gut«, sagte Wito. »Darnamur hat gewiss nichts anderes erwartet, als er Frafa aussandte.«
    »Darnamur bot ihm Reichtümer«, warf Frafa ein. »Und einen Platz im Rat.«
    Witos Herz pochte. Ihm wurde bewusst, dass er allein in einem Raum war mit dem mächtigsten Zauberer, den es in Daugazburg noch gab. Dem einzigen Albenfürsten, der Darnamurs Nachstellungen entgangen

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