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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Darnamur die salbungsvolle Stimme des Führers aller Völker des Lichts. »So ein Zufall. Derselbe Gnom, der mir schon einmal eine Klinge ins Herz gestoßen hat.«
    Darnamur erstarrte. Er hob den Dolch, aber er stand viel zu weit von dem Zauberer entfernt.
    Die Mission war gescheitert.
    Darnamur fühlte eine tiefe Müdigkeit in sich aufsteigen. Und dann Zorn.
    »Wie …«, krächzte er. Er räusperte sich. »Wie habt Ihr mich bemerkt?«
    »Du meinst, weil du deine Magie mit irgendwelchem alchemistischen Zeug getarnt hast? Für wie dumm hältst du mich, Gnom? Natürlich kenne ich die Mittel meiner Feinde und habe mich darauf vorbereitet. Ich wusste ja, dass irgendwelche Gnome einen Anschlag auf mich unternehmen würden.«
    »Ihr … wusstet es?« Darnamur ließ die Hand mit dem Dolch sinken.
    »Sagen wir, ich habe mich darauf verlassen.« Gulbert grinste breit. Er lehnte sich etwas zurück und sah nicht aus wie jemand, auf den soeben ein Attentat verübt werden sollte. »Daugazburg wird von Gnomen beherrscht, und Gnome sind Meuchelmörder. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis einer in meinem Zelt auftaucht. Natürlich wusste ich nicht, dass du das sein würdest.«
    Gulbert tastete auf dem Nachttisch nach seiner Pfeife, dann zog er die Hand zurück. »Diese Gewohnheiten …«, meinte er entschuldigend. »Aber vermutlich würde es nicht so glaubwürdig wirken, wenn meine Wachen mich erdolcht und mit der Pfeife in der Hand finden.«
    »Ihr wollt Euch erdolchen lassen?«, stammelte Darnamur.
    »Glaubst du etwa, ich bin gern bei diesem unbequemen Feldzug? Er ist vom Anfang bis zum Ende ein Ärgernis. Ihr Finstervölker habt euch mit dieser dummen Revolution selbst die Arme abgehackt, und jetzt wird dieser dumme Bitanerhaufen nach Daugazburg marschieren und euch den Kopf abschlagen. Und wo stehe ich dann? Als Vorsitzender des Freien Rates, einem Bündnis, das zum Schutz gegen die Finstervölker gegründet wurde? Wenn die Finstervölker geschlagen sind, kann ich mitsamt meinem Titel in Ruhestand gehen. Werde ich aber von einem tückischen Gnom erdolcht, macht mich das zum Helden und Märtyrer!«
    »Aber … Ihr werdet tot sein!«
    »Tz-tz.« Gulbert drohte schalkhaft mit dem Zeigefinger. »Das hatten wir doch schon einmal. Mein magisches Herz schützt mich. Ich werde in einen neuen Körper schlüpfen und an einem sicheren Ort wiedererstehen.«
    »Zumindest seid Ihr eine Zeit lang aus dem Weg.« Darnamur trat grimmig näher. »Ich glaube, das reicht mir.«
    »Ja, so haben wir beide etwas davon.« Gulbert plauderte munter weiter. »Ich werde rechtzeitig in Bitan sein, wenn die Überlebenden des geschlagenen Feldzugs zurückkehren. Alle werden bestürzt sein und voller Furcht vor den Finstervölkern. Und dann bin ich zur Stelle, als Retter. Menschen, Elfen und Zwerge werden um meine Führung betteln. Sie werden mich zu ihrem Hochkönig machen!«
    »Ihr seid ja sehr von Euch überzeugt«, sagte Darnamur. Er stand direkt vor dem Bett. Ein Stoß, und es wäre getan. Aber die Vorstellung, dass er damit Gulbert half, war nicht zu ertragen. »Warum sollte gleich der ganze Feldzug scheitern, nur weil Ihr nicht mehr dabei seid?«
    »Nun«, sagte Gulbert einfach. »Da verlasse ich mich ganz auf einen König, der vom Drachenfeuer gezeichnet wurde. Und auf den Fluch des Unkwitt, der alle Träume zu Staub werden lässt.«
    Darnamur hatte keine Lust auf Rätselspiele. Er ließ den Dolch sinken. »Was auch immer Ihr Euch erhofft, Gulbert, ich werde nicht Eure Marionette sein.«
    »Du hast natürlich die Wahl«, sagte Gulbert. »Du kannst mich einfach am Leben lassen und gehen. Dann führe ich dieses Heer zu eurer Stadt und brenne sie nieder. Ich werde eure Frauen und Kinder abschlachten. Und danach alles jagen, was sich an wildem Volk in den Bergen und in der Ebene versteckt. Und jetzt lass den Unsinn und tu wie dir geheißen!«
    Darnamur stand da, und der Dolch in seiner Hand zitterte.
    Niemand beherrschte ihn!
    Da öffnete Gulbert den Mund und stieß einen durchdringenden Schrei aus. Darnamur erschrak, und ohne nachzudenken, stieß er zu. Die Knochenklinge bohrte sich in Gulberts Herz.
    Doch der Schrei verstummte nicht.
    Das Gift tat seine Wirkung. Darnamur spürte, wie die Muskeln des Zauberers verkrampften, aber der Schrei erstickte nur langsam. Und Darnamur wusste nicht, ob Gulbert ein Grinsen auf dem Gesicht trug, als er im Bett zusammenbrach, oder ob es nur eine unnatürliche Starre war, die sein Gesicht lähmte.
    Schon zerflossen

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