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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Libelle an. Die dunklen Facettenaugen waren starr und leer. Die Kiefer darunter waren so Furcht erregend, dass Magati sich in ihrer kleinen Gestalt nie an so ein Tier herangewagt hätte. Aber sie wusste genau, sie lenkte es nicht wirklich. Aldungan hatte die Libellen seiner Botenreiter verzaubert, sodass sie den Wünschen ihrer Reiter folgten.
    »Bleib außer Sicht«, sagte sie. »Versuch, wieder zu mir zu stoßen, wenn die Bitaner uns entdeckt haben.« Sie klatschte in die Hände. Die Libelle surrte davon. Der Hauptmann neben ihr schüttelte den Kopf.
    »Das war eine Dummheit«, sagte er.
    Magati schlug das Herz bis zum Hals, aber sie schwieg. Mit den anderen Gnomen dieser Kompanie verkroch sie sich unter den Wurzeln, und es dauerte nicht lange, bis die Bitaner heran waren.
    Rings um sie stampften Stiefel auf den Boden. Einzelne Menschenkrieger stolperten über die Wurzeln. Magati hörte sie fluchen. Erschrocken verfolgte sie, wie einer der Gnome aus seinem Versteck geschleudert wurde. Als er sich erhob, stand sein Arm in einem eigenartigen Winkel ab, und der Gnom lief hektisch umher, bis er Schutz unter einem der schwingenden Stämme fand.
    Dann wurde es stiller. Die Gnome wagten sich ein wenig weiter aus den Löchern und Spalten hervor, in denen sie sich verkrochen hatten. Rings um sie stand bitanische Infanterie. Die kleinen Gnome erkannten kaum mehr als die nächsten zwei, drei Krieger, die alle weiteren verdeckten. Aber sie hörten all die kleinen Laute eines Heeres, spürten die Wärme in der Luft, die Ausstrahlung der vielen Menschen, Tausender Menschenkrieger, von Kopf bis Fuß in Stahl gehüllt, mit langen Piken, mit Schilden, die sie vor sich in den Boden gerammt hatten, mit schmalen Schwertern an den Seiten.
    Die Gnome hielten den Atem an.
    Ein Fauchen stieg hinter den Reihen der Bitaner auf, ein Lichtstreifen schoss über ihre Köpfe, verlosch, flog als einsamer Funke weiter.
    »Eine Rakete«, bemerkte der Hauptmann neben Magati. »Wollen sie ein Signal geb …« Ein Donnerschlag aus Richtung ihres eigenen Heeres unterbrach ihn. Dem Hauptmann blieb der Mund offen stehen. Irgendwo hinter den Bitanern wurden Zahlen gebrüllt, wurden weitergegeben von Einheiten, die noch jenseits der letzten Reihen standen, die sie sehen konnten. Und von vorn, aus ihrem eigenen Heer, erklangen hektische Trompetenstöße.
    Audan stand neben Aldungan, als die Raketen einschlugen. Raketen waren in Daugazburg bekannt, als Feuerwerkskörper oder auch als Signal. Die Finstervölker hatten lange versucht, eine Waffe daraus zu formen, aber der Schaden, den sie anrichteten, war den Aufwand nicht wert. Anscheinend hatten die Bitaner mehr erreicht.
    »Die Gnome«, rief Aldungan seinen Trompetern zu. »Befehlt den Angriff! Sofort!«
    Er wandte sich an seine Libellenreiter. »Fliegt zu den Einheiten, rasch«, sagte er. »Haltet sie zusammen. Du – du – und du, ihr bringt den linken Flügel der Nachtmahre in Stellung. Ihr drei, den rechten …«
    Audan hörte nicht mehr zu. Er gehörte zu den ersten drei, die ihre Befehle erhalten hatten. Rasch machte er sich klein, zögerte kurz neben seiner grün schillernden Libelle. Er traute den Biestern nicht!
    Dann kletterte er seufzend in den Sattel, der hoch auf dem wuchtigen Rückenpanzer des Tiers angebracht war. Die Libelle schlug mit den Flügeln, und Audan schrie auf. Der Helm! Er hatte den Helm vergessen! Hastig schob er sich die Holzhaube über den Kopf, die mehr die Ohren vor dem infernalischen Flügelschlag schützte als irgendwas sonst.
    Halb taub und benommen hob er endlich ab. Er hatte ein Pfeifen im Ohr. Audan hielt Ausschau nach Magati. Als er sie zuletzt gesehen hatte, war sie zu den Milizen davongebrummt, die an der Spitze des Feldes im Hinterhalt lagen. Audan hoffte, dass ihr nichts geschehen war.
    In einem weiten Bogen flog er auf das Aufgebot der Nachtmahre zu. Dabei sah er nach rechts, wo die unerbittliche Schlacht tobte.
    Eine kleine Lücke klaffte in der Reihe ihrer eigenen Menschen, dort, wo die erste Rakete niedergegangen war. Es waren Aldungans beste Truppen, und sie hielten Stand. Aber Unruhe lief wie eine Woge durch das Heer und ließ es an den Flanken, in den hinteren Reihen abbröckeln.
    Weitere Geschosse ritten auf einem Feuerschweif in ihre Richtung. Unwillkürlich zog Audan den Kopf ein. Da tauchten Drachen und Greifen aus den Wolken herab. Audan kniff die Augen zusammen. Er zog an den Zügeln seiner Libelle, bis sie in der Luft innehielt.
    Es war schwer, aus

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