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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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dunkel geworden wie in der finstersten Nacht. Die Wolken hingen tief über dem Land, aber kein Regen fiel und kein Donnergrollen war zu hören. Was jenseits der Heere lag, war für gewöhnliche Augen nicht mehr auszumachen. Die Dunkelheit hatte alles verschluckt wie ein unersättlicher Schlund.
    Aldungan lauschte in das Land, ob sich womöglich ein Teil seines Plans gegen ihn kehrte. Die Dunkelheit behinderte auch seine fliegenden Einheiten, wenn auch nicht in dem Maße wie den Feind. Der Abzug der Elfen mochte eine List sein. Diese Truppen waren durchaus fähig, sich ungesehen anzuschleichen und einen Zangenangriff zu versuchen.
    Sie wären jedenfalls dazu in der Lage gewesen, wenn Aldungan nicht Leuchmadans Kästchen beherrscht hätte. Sein Geist war überall im Boden und erspürte alles, was sich auf dem lebenden Grund bewegte. Er ertastete auch Magie. Da waren menschliche Zauberer beim Tross und in den Reihen. Aldungan hielt sich zurück, um sie nicht zu warnen. Aber er war überzeugt davon, dass er sie im entscheidenden Moment aufhalten konnte.
    Da flammte ein Feuerschweif hinter den Reihen der Bitaner auf. Zischend und Funken sprühend fuhr eine gleißende Linie über den Himmel, über die Reihen der schwer bewaffneten Feinde hinweg und auf Aldungans Heer zu. Dicht vor den vordersten Reihen seiner Truppen endete das Gleißen in einem Feuerball. Ein Donnern hallte bis zu Aldungan hin, und sein Pferd scheute. Ungläubig erkannte er die Lücke, die dieses Geschoss in seine Linien gerissen hatte. Er spürte Dutzende von scharfkantigen Metallsplittern, die in seine Erde fuhren. Und als er das Pferd wieder gebändigt hatte, sah er entsetzt, wie weitere Feuerstreifen schräg in die Luft stiegen.
    Magati sah Audan und winkte ihm übermütig zu. Das Brummen der machtvollen Schwingen dröhnte gegen den ausgepolsterten Helm, die beiden riesigen Augenkuppeln ihres Reittiers schimmerten schwarz im Zwielicht. Audan saß selbst auf einer Libelle, in einem winzigen Sattel zwischen den beiden großen Flügelpaaren, und klammerte sich verzweifelt fest. Dann war er außer Sicht.
    Magati war unterwegs zu ihrem eigenen Volk, das sich vor den Reihen der Menschen im Unterholz versteckte. Sie liebte ihr neues Reittier. Fast konnte sie sich vorstellen, ihren Dienst auch nach der Schlacht noch zu verlängern – Botenflieger in Aldungans Heer zu sein, das war schon etwas anderes, als Nachrichten auf Schuhsohlen durch die Stadt zu tragen!
    Wurzelwerk zog unter ihr vorbei. Magati versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Sie war nicht zum ersten Mal hier unterwegs, aber die Landschaft veränderte sich beständig. Als sie im Morgengrauen angekommen waren, hatten sie eine kahle, staubige Senke vor sich gehabt. Während das Heer aufmarschierte und Magati die ersten Botenflüge unternahm, war der Boden feucht und fest geworden, und nun bedeckte ein Geflecht von Wurzeln die ganze Ebene.
    Hatte Aldungans Macht die Wurzeln wachsen lassen, oder waren sie vorher nur ein Stück tiefer im Boden verborgen gewesen? Eins jedenfalls wusste Magati: Das Holz war hart wie Eisen, und die Wurzelstränge bildeten Bögen und Mulden, die einem winzigen Gnom selbst vor schweren Stiefeln und Pferdehufen Deckung boten. Das kam zu gelegen, um nur zufällig hier aufzutauchen.
    Das Brummen der Flügel lockte einige käfergroße Gnome aus ihren Verstecken. Banner wurden in die Höhe gereckt. Magati fand die erste Kompanie, überbrachte die Befehle und flog weiter zur nächsten Abteilung. Aus den Augenwinkeln sah sie weitere Libellen über das Wurzelwerk sausen, andere Boten. Die heranmarschierenden Bitaner waren inzwischen deutlich zu erkennen.
    Bei ihrem letzten Ziel stieg Magati ab.
    »Es läuft alles nach Plan«, meldete sie dem Hauptmann. »Wir lassen die Bitaner herankommen. Auf das Hornsignal hin greifen wir an.«
    »Wir.« Der Gnomenhauptmann blickte auf das Knochenschwert an seiner Hüfte, dann hinauf zum dunkler werdenden Himmel. Hinter ihm spähten weitere Gnome aus ihren Verstecken. »Wir Milizen stecken dann mitten im bitanischen Heer, und du Botenreiter bist längst wieder davongeschwirrt.«
    Magati zog schuldbewusst den Kopf ein. Das Wurzelwerk unter ihren Füßen erbebte von den herannahenden Tritten des bitanischen Heeres. Die Libelle wippte unruhig mit den Flügeln.
    »Ich denke, ich bleibe bei euch«, sagte Magati. »Falls wir eine Botschaft zu Aldungan tragen müssen, wäre es gut, wenn ihr auch ein paar Boten habt.«
    Sie schaute ihre

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