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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Kind. Ihr hattet wohl nachher noch was vor?« Er lachte.
    Frafa blinzelte verwirrt durch den Spalt hinaus. Ein gutes Stück entfernt ragte die Seitenwand einer weiteren Lagerhalle auf. Der freie Raum dazwischen bildete eine Gasse, und an beiden Enden davon sah Frafa schattenhafte Gestalten stehen. Hastig zuckte sie zurück.
    Godar hatte sich neben sie geschoben. Die Lücke in der Wand war groß genug für sie beide. »Keine Sorge«, sagte er. »Da stehen ein paar Vampire und riegeln die Ausgänge ab. Aber wir sind zu klein für sie. An denen schleichen wir uns locker vorbei, Mädchen. Halt dich an mich.«
    Der Gnom trat nach draußen und presste sich flach mit dem Rücken an die Holzwand. Er sah sich um, dann winkte er Frafa und sprang eine Planke weiter, in die nächste Deckung. Frafa lief gebückt hinterher.
    »Durch diese Rille im Boden auf die andere Seite«, flüsterte Godar. »Ich denke, am besten können wir durch das Lagerhaus gegenüber entkommen.«
    Er wartete, bis Frafa dicht neben ihm stand. Dann lief er los. Frafa tat einen Schritt und wich wieder zurück. Sie spürte etwas …
    Mit einem schrillen Kreischen huschte ein Schatten an ihr vorüber, fischte Godar aus seiner Rinne und sauste davon. Frafa schrie auf. Sie presste sich in die Fuge zwischen zwei Planken der Außenwand. Nun hörte sie die Schreie des Gnoms, die sich rasend schnell entfernten und schließlich verstummten.
    Fledermäuse!
    Frafa sah nach oben. Ein Dutzend dieser Kreaturen hingen unter dem vorspringenden Dach, im spärlichen Schatten vorkragender Sparren. Während sie hinsah, löste eine weitere Fledermaus sich von ihrem Platz und schwebte dicht über dem Boden den Weg entlang. Ihre schrillen Rufe schnitten durch die Luft, und Frafa presste sich die Hände auf die Ohren.
    Sie schob sich dicht an der Wand entlang, zurück zu dem Spalt, durch den sie das Lagerhaus verlassen hatte. Sie hätte niemals geglaubt, dass Fledermäuse so laut sein konnten! Selbst die Nachtalben mit ihrem feinen Gehör konnten die Laute dieser Tiere sonst fast nicht wahrnehmen. Dass sie geschrumpft war, hatte ihre Sinne wohl über alle Maßen geschärft.
    Frafa schlüpfte in die Halle zurück. Ihr Herz pochte. Gehetzt blickte sie sich um. Die Goblins hielten ihre Gefangenen in Schach. Einer drückte Bleidans Gesicht auf die Tischplatte, ein anderer band ihm die Hände auf den Rücken. Der schwarze Nachtalb stand daneben und sah zu.
    Draußen lag die breite Gasse zwischen den Lagerhallen wieder ruhig und friedlich da. Aber Godar der Gnom war verschwunden, und die Fledermäuse lauerten noch irgendwo.
    Fledermäuse waren in Daugazburg allgegenwärtig. Viele Nachtalben hielten sie in großen Scharen als Boten, als Späher und als Wachen und zur Jagd auf Gnome in kleiner Gestalt. Frafa hatte sich über diesen Umstand nie viele Gedanken gemacht, aber sie war auch noch nie so klein gewesen.
    Mit ihren magischen Sinnen tastete sie nach den Tieren. Aber ihre Aura schien mit ihr geschrumpft, und ihre Sinne reichten nur wenige Handbreit weit. Um einen Zauber zu wirken, hätte sie ihr Ziel zudem berühren müssen; ihre Magie reichte als Schutz nicht aus.
    Sie versuchte, wieder größer zu werden, aber sie verstand nicht, was Bleidan in ihr verändert hatte. Er hatte ihre ganze magische Präsenz wie ein Knäuel Garn zusammengerollt, und sie konnte es nicht entwirren. Sie fühlte zwar, wie die Schlaufen sich von allein wieder lösten, aber langsam, viel zu langsam. Es mochte Stunden dauern, bevor Bleidans Zauber von selbst endete.
    Wenn sie noch lange hier wartete, würden Geliunas Nachtalben sie bald aufspüren.
    Sollte sie zurückgehen und sich stellen? Was konnte schlimmer sein als die Fledermäuse draußen? Sie erinnerte sich an die Hinrichtung des Gnoms auf dem Drauzwinkel und an die Anklagen des fremden Albs: verbotene Versammlung und Aufruhr!
    Nein, sie durfte sich hier nicht erwischen lassen.
    Vorsichtig schob sie sich wieder durch den Spalt nach draußen. Sie blickte zum Dach. Die Fledermäuse dort verharrten reglos.
    Entschlossen biss sie sich auf die Unterlippe.
    Die Halle gegenüber mochte gerade mal fünf Schritte entfernt stehen. Aber es waren fünf Schritte in ihrer normalen Größe! Jetzt, in dieser kleinen Gestalt, war die Entfernung gewaltig.
    Sie musste es schaffen!
    Frafa atmete einmal tief durch, dann lief sie los.
    Sie hielt auf die Rinne zu, in der Godar gelaufen war. Diese versprach wenigstens etwas Schutz. Frafa lief und lief, aber ihr Ziel wollte

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