Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
zerschmetterten Sockels. Die Brühe war widerlich, und er wollte nicht damit in Berührung kommen. Das leichte Schleierkleid trieb kurz auf der auseinanderfließenden Pfütze und blieb dann liegen. Der rote Edelstein an der Kette lag dort, wo die Fei gefallen war. Goldene Brocken schimmerten feucht überall auf dem Boden.
    Darnamur atmete dreimal rasch, beruhigte sich wieder. Er schaute hinab und beschloss, noch einige Augenblicke abzuwarten.
    Er dachte an die eigentümliche Empfindung, die Geliunas Anblick in ihm geweckt hatte. Fast vermisste er dieses Gefühl nun, doch er konnte es nicht wieder wachrufen, und er hatte es auch nie zuvor in sich wahrgenommen. Was für ein merkwürdiger Zauber das wohl gewesen war … Und was hatte er bewirken sollen?
    Darnamur zuckte die Achseln. Was auch immer gewesen war, es war vorbei.
    Er blickte auf das Kleid und auf den schmierig glänzenden Boden hinab. Ganz langsam zog ein Grinsen auf sein Gesicht. Ein Hochgefühl stieg in ihm auf und vertrieb die Erinnerung an jenen irritierenden Moment, als der Zauber der dunklen Fei sich in der Leere seines Herzens verirrt hatte.

7. K APITEL:
V ON F EUERN UND D RACHEN

    Für die Rechte der Gnome einzutreten und zugleich für die Gemeinschaft aller Völker und für die Grauen Lande an sich, das ist kein Widerspruch. Der Kleine weiß den Wert der Gemeinschaft zu schätzen, denn er ist nichts ohne seine Verbündeten. Der Starke hingegen sieht nur Feinde und kämpft für sich selbst. Mit dem Naturell der Herrschenden ändert sich auch das Naturell der Herrschaft, ganz von selbst, ohne dass man darauf hinarbeiten müsste.
    Ich bin der Überzeugung, dass das Gemeinwohl umso mehr gewinnt, je mehr die Schwachen an der Herrschaft beteiligt sind. Eine Herrschaft der Kleinen wäre ganz von selbst eine Herrschaft zum Wohle der Allgemeinheit. Sie kann also gar nicht zu weit gehen. Selbst eine Herrschaft der Gnome allein müsste eine ganz andere Art von Herrschaft sein, als wir sie jetzt kennen. Weil die Gnome Verbündete bräuchten, müssten sie auf alle anderen zugehen, sie verstehen und sich um ihre Bedürfnisse kümmern. Die Grauen Lande würden sich ändern auf immerdar .
    W ITO , DER G NOM ,
R EDE IN DER G NOMENPARTEI DER »G RÜNEN L ANDE «
    Darnamur saß am Pult und schrieb. Er hatte sich drei Kissen unterlegen müssen, um bis zur Arbeitsfläche hinaufzureichen. Er arbeitete konzentriert, füllte einen Bogen Papier mit nüchternen, eckigen Lettern und setzte schließlich das Siegel der herrschaftlichen Kanzlei darunter. Er legte das Blatt auf den Stapel mit fertigen Schreiben, nahm ein leeres von einem anderen Stapel und tauchte die Feder ein.
    Dann hielt er inne und blickte zur Tür. Beiläufig machte er eine Schublade am Schreibtisch auf und wartete. Die dick verbundene linke Hand ließ er auf der Tischplatte ruhen. Von der Seite fiel Licht durch ein Fenster. Der Abend rückte näher, doch noch war die Sonne nicht untergegangen.
    Die Tür vor ihm flog auf.
    Ein Nachtalb trat ein. Sein dunkles Haar wellte sich bis zu den Schultern, und er trug eine Robe in Schwarz und Gold und mit Pelzbesatz am Saum. Sein Blick streifte kurz die offene Tür hinter Darnamur, eine Tür, die in das private Arbeitszimmer der Fei führte. Dann heftete er seinen Blick auf den Gnom. »Was treibst du da an meinem Schreibtisch, Bursche?«, fragte er.
    »Ich schreibe Befehle«, erwiderte Darnamur kühl. »Die Ihr gleich weiterleiten sollt, Kanzler Fadin.«
    »Was?« Der Nachtalb zuckte zurück. »Was bildest du dir ein, Gnom? Wo ist die Herrin?«
    »Die Herrin ist tot.« Darnamur hob die Hand, die er hinter der Schreibtischkante verborgen gehalten hatte, und warf dem Alb zwei goldene Halbkugeln vor die Füße. Es waren die größten Teile, die von Geliunas Herz übrig geblieben waren.
    »Damit Daugazburg nicht im Chaos versinkt, habe ich die Verwaltung übernommen«, erklärte er, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. »Es müssen Befehle überbracht werden, damit nicht jeder gegen jeden streitet, sobald sich herumspricht, dass die Herrin tot ist. Ich habe den halben Tag gearbeitet, damit alles Notwendige vorbereitet ist.«
    Fadin schaute auf das Herz der Fei, dann auf Darnamur. Sein Blick wurde unstet, seine Lider flatterten. Dann fing er sich. Er drückte den Rücken durch, schaute auf den Gnom hinab. »Das ist es also …«, murmelte er. »Aber niemals wird ein Gnom hier Befehle erteilen!«
    Er hob die Hände.
    Die Tür hinter Fadin fiel mit einem

Weitere Kostenlose Bücher