Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
Vom Netzwerk:
wieder nach Westen ab und fuhr den Kanal und an der Technischen Universität entlang. Tom schaltete einen Gang runter und hatte es beinahe eingeholt, bevor es die Marchbrücke zum Unigelände überquerte. Ängstlich wichen die Studenten dem Motorrad und Toms Wagen aus.
    An einem Kreisel fuhr das Motorrad nach links auf die Hardenbergstraße und unter der Brücke vom S-Bahnhof Zoologischer Garten hindurch, wo es scharf nach rechts auf die Joachimstaler Straße und gleich wieder nach links auf die Kantstraße in Richtung Breitscheidplatz abbog, auf dem die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und die Kirchturmruine standen. Trotz des Zickzackkurses durch die Innenstadt konnte Tom irgendwie Schritt mit dem Motorrad halten. Doch plötzlich verließ es die Straße und jagte quer über den Breitscheidplatz.
    »P ass auf!«, schrie Mattie. »D er Platz ist voller Menschen. Fahr weiter bis zur Budapester und dann nach rechts.«
    Tom bleckte die Zähne, aber folgte ihrem Vorschlag. Wenigstens die Ampeln waren ihnen gnädig gestimmt. Die Straße verlief parallel zum Platz. Mattie sah, wie sich das Motorrad zwischen den Fußgängern hindurchschlängelte, die vor ihm auswichen.
    »D a muss doch irgendwo ein Polizist sein«, schimpfte Mattie.
    »W enn man sie braucht, ist nie einer da«, entgegnete Tom. In dem Moment bretterte das Motorrad vom Platz vor ihm auf die Budapester Straße. Tom war direkt hinter ihm.
    »E r hat kein Nummernschild«, stellte Mattie fest.
    »D as wäre ja auch blöd von ihm«, sagte Tom, als er von der Straße auf den belebten Olof-Palme-Platz bog. Tom war ein Genie hinter dem Lenkrad; er schlängelte sich genauso durch den Verkehr wie das Motorrad, bis sie östlich des Zoos wieder den Kanal überquerten.
    Direkt an der Nordseite bremste der Motorradfahrer plötzlich scharf ab, als wollte er einen Aufprall mit etwas verhindern, das sich vor ihm befand.
    »D recksau, dich niete ich um«, zischte Tom und drückte aufs Gas.
    Der vordere linke Kotflügel verpasste das Hinterrad des Motorrads nur knapp, als es scharf nach links auf die Corneliusstraße abbog. Tom trat auf die Bremse, legte den Rückwärtsgang ein und jagte dem Motorrad wieder hinterher. Doch Mattie bekam ein flaues Gefühl im Magen. Sie kannte diesen Teil von Berlin sehr gut. Sie und Chris waren hier oft gelaufen.
    Durch die Absperrung auf der Straße vor ihnen passten nur Fußgänger und Fahrräder– und Motorräder. Der Weg führte am Kanal entlang durch den Tiergarten und zwischen dem Zoo und dem Neuen See hindurch. Der Motorradfahrer beschleunigte und verschwand im verblassenden Tageslicht hinter den fallenden Blättern und dem strömenden Regen.

1 5
    »H err Hauptkommissar?«
    Hans Dietrich wandte sich seiner Praktikantin zu und blickte wütend auf sie hinab. »U m was geht’s, Weigel?«
    Sandra Weigel bekam rote Wangen. »D ie Spusi hat Blutspuren gefunden«, stammelte sie. »E ine ganze Menge.«
    Dietrich erstarrte und zögerte. »I st ja wohl nicht verwunderlich«, blaffte er. »D as hier war ein Schlachthaus.«
    »S ie würden gerne wissen, was sie damit machen sollen.«
    Wieder zögerte er. »Z wanzig Proben entnehmen.«
    Nach einer Pause nickte Weigel unsicher. »H err Hauptkommissar, geht es Ihnen nicht gut?«
    Dietrich starrte sie an, bevor er auf seine Uhr blickte. Zehn nach vier. Er bemühte sich, niedergeschlagen zu wirken. »N icht besonders. Ich fühle mich, als hätte ich mir was eingefangen. Ich… ich glaube, ich sollte nach Hause gehen.«
    »B itte?«, fragte Weigel.
    »E in Zwölfstundenvirus«, sagte Dietrich. »W enn Sie was Wichtiges finden, rufen Sie mich an.«
    Zwanzig Minuten später fuhr Dietrich mit seinem alten Opel durch die mit Rosskastanien gesäumte Puschkinallee Richtung Treptower Park im Südosten Berlins.
    Im Rückspiegel sah er, eingerahmt von der Straße hinter sich, den Fernsehturm am Alexanderplatz. Seine Lippen kräuselten sich. Er hasste den Turm. Er hasste alles, wofür er stand. Kürzlich hatte er gehört, Immobilienspekulanten wollten ihn im Rahmen der Baumaßnahmen auf dem Alexanderplatz abreißen lassen. Für Dietrich war der Turm ohnehin überflüssig. Also weg damit.
    Als Ermittler hatte er gelernt, dass die Vergangenheit immer irgendwann beerdigt wird, besonders in einer Stadt. Ob als langsamer Verfall, der sich über mehrere Jahrhunderte hinzieht, oder Knall auf Fall, am Ende bleiben von der Vergangenheit nur noch Geröll und Gerüchte übrig.
    Für Dietrich konnte die Vergangenheit in

Weitere Kostenlose Bücher